Mitgliederversammlung Ärger auf Schalke: "Drohen, im Mittelmaß zu versinken"
Auf der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 wurde mit Kritik an der Vereinsführung nicht gespart. Der Unmut über die Entscheidungen der vergangenen Jahre war groß.
Rund drei Stunden waren bereits vergangen, als in der vor sich hindümpelnden Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 so etwas wie ein emotionaler Funke übersprang. Bäckermeister Charly Grote aus dem Sauerland, seit 1991 Mitglied des Ruhrgebietsklubs, hatte vor den rund 6500 Besuchern in der Arena Auf Schalke dringenden Grund zur Beschwerde.
"Wir benötigen dringend sportliche Kompetenz. Besonders die katastrophale Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren macht mir zu schaffen", sagte der 65-Jährige mit hochrotem Kopf.
Zumeist gesitteter Umgang
Damit hatte der Redner den Nerv der Mitglieder getroffen. Erstmals an diesem Samstagnachmittag (16.11.2024) brandete lauter Applaus auf. Die inhaltlichen Ausführungen des Bäckermeisters waren auch im späteren Verlauf des Nachmittags der Kernvorwurf der meisten Mitglieder an die Vereinsführung und sorgten für den größten Unmut.
Das wie schon im Vorjahr abstiegsgefährdete Profiteam und die damit zugehörigen Entscheidungen der Verantwortlichen sorgten für Unverständnis, Wut und auch Verzweiflung bei einigen Mitgliedern.
Der Vorwurf, dass es zu wenige Menschen mit fußballerischem Sachverstand in den Gremien geben würde, geistert schon lange rund um den Klub herum und bekam an diesem Nachmittag wieder neue Nahrung.
Direkte Rücktrittsforderungen
Erst als die Redebeiträge der Mitglieder begannen, wurde es emotional, die Kritik an der Vereinsführung wurde scharf. Und die Mitglieder hatten großen Redebedarf, rund 30 Personen suchten den Weg auf das Podium, um ihre Meinungen in gut drei Stunden in allen Facetten öffentlich kundzutun.
Direkte Rücktrittsforderungen an die Vereinsführung waren genauso Thema wie die mangelnde Transparenz. "Ich weiß gar nicht, wie Sie an Ihren Job gekommen sind. Herr Tillmann, werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht und treten Sie zurück", sagte etwa eines der vielen Mitglieder, die ans Rednerpult gingen.
Doch es ging - anders als in vielen vergangenen Jahren - zwar hitzig, aber in den meisten Fällen gesittet zu. Im Vorfeld war eine Versammlung erwartet worden, die laut, unstrukturiert, wild und rau werden würde. Davon konnte keine Rede sein - auch wenn mit direkter Kritik nicht gespart wurde.
Hoher Schuldendruck bei Schalke 04
In den Stunden zuvor hatten Vorstandssprecher Matthias Tillmann, Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers und Aufsichtsratschef Axel Hefer ihre Sicht der Dinge vorgestellt. Sie alle sprachen viel von dringend benötigter Gemeinschaft, äußerst geringen Finanzmitteln, hohem Schuldendruck, eigenen Fehlentscheidungen und sportlichen Verfehlungen. Die Aufmerksamkeit der Besucher erreichten sie kaum.
Tillmann stellte etwas detaillierter die gegründete Fördergenossenschaft vor, mit der der Klub 50 Millionen Euro einsammeln möchte um damit die Schulden von rund 163 Millionen Euro möglichst schnell und deutlich abzubauen. Einen Anteil können die Schalke-Mitglieder für 250 Euro erwerben.
Tillmann und Hefer treten nach
Die Besucher nahmen die Vorträge der Klubführung nahezu emotionslos und mit scheinbar großer Gleichgültigkeit hin. Es schien, als würden die Verantwortlichen für sich selbst sprechen, nahezu abgekoppelt von den Mitgliedern des Klubs.
"Wir können uns keine Fehler mehr leisten", sagte Hefer. Es ging beim Aufsichtsratschef auch darum, die Verfehlungen der Vergangenheit zu rechtfertigen und trat dabei auch gegen ehemalige Schalker nach. Ex-Sportchef Marc Wilmots sei "überfordert", Ex-Sportvorstand Peter Knäbel sei nach seiner Rücktrittsbekanntgabe eine "lame duck" gewesen.
Und auch Vorstandssprecher Tillmann legte nach: "Marc Wilmots war und bleibt eine Legende als Spieler. Im Management hat es nicht funktioniert."
Dem Ärger Luft gemacht
Die vielfältigen Probleme des Klubs konnten an diese langen Tag nicht gelöst werden. Die Mitglieder konnten ihrem Ärger aber Luft machen und sie direkt an die Vereinsführung richten.
"Wir drohen, im Mittelmaß der 2. Liga zu versinken", hatte Tillmann zu Beginn seiner Ausführungen am Vormittag gesagt. Genau deshalb gab es den ganzen Ärger in der Schalker Arena.