Das Metlife Stadium in New Jersey, hier findet das Finale der Klub-WM statt.

Tickets für die Klub-WM Bayern-Fans wütend: "Die FIFA hat uns heiße Luft verkauft"

Stand: 12.02.2025 08:55 Uhr

Die FIFA hat für die K.o.-Runde der Klub-WM nachträglich etwas günstigere Tickets in den Verkauf gegeben - für die Fans des FC Bayern mit einem Haken: Denn wer zuvor die teuren Karten gekauft hatte, bleibt bei einem Wechsel auf hohen Stornogebühren sitzen.

Bayern München hatte seinen Fans im Dezember die Tickets für seine potenziellen K.o.-Spiele verkauft. Damals gab es zwei Kategorien für die Spiele:

  • Die "günstige" Kategorie: Die vier K.o.-Spiele sollten hier zusammen in Summe 1.773 US-Dollar (derzeit 1.720 Euro*) kosten. 892 Dollar (865 Euro) entfielen davon auf das Finale.
  • Die teure Kategorie: 3.936 US-Dollar (3.816 Euro) waren hier für die vier K.o.-Spiele zusammen fällig, das Finale kostete 2.230 US-Dollar (2.162 Euro).

Die Karten konnten die Fans über den FC Bayern zunächst als Option buchen. Sie erhalten diese Tickets nur dann, wenn der Klub auch die jeweilige Runde erreicht. Bezahlt werden mussten sie trotzdem.

Die Bayern hatten dann vermeintlich gute Nachrichten für ihre Fans: Der Klub schrieb seinen Fans am 31. Januar, dass die FIFA in jedem K.o.-Spiel 500 günstigere Karten zur Verfügung stelle. Das Finale gebe es nun beispielsweise für 300 US-Dollar (290 Euro) statt für zuvor 892 US-Dollar (865 Euro) oder 2.230 US-Dollar (2.162 Euro). Auch in den anderen K.o.-Runden sollte es günstigere Karten geben als bisher. Wer eine günstigere Karte bekommt, könne die teuren Tickets stornieren. Was zumindest etwas besser klang als vorher, hatte für die Bayern-Fans einen teuren Haken.

*alle Preise in Euro beziehen sich auf Umrechnungskurse vom 11. Februar 2025

Kartenpreise Klub-WM für Bayern-Fans (in US-Dollar)
Spiel Kat. 1 Kat. 2 Kat.3
Auckland City 107 45 -
Boca Juniors 161 76 -
Benfica 107 45 -
Achtelfinale 214 76 50
Viertelfinale 497 279 90
Halbfinale 995 526 140
Endspiel 2.230 892 300

Wechsel auf günstigere Karten? Dreistellige Stornogebühren als Folge

Denn die FIFA erhebt 10 Prozent Stornogebühr beim Wechsel der Karten. Bei der zuvor günstigen Kategorie in den vier Spielen der K.o.-Runde für zusammengerechnet 1.773 US-Dollar (1.720 Euro) bleiben die Fans auf mehr als 170 Euro Stornogebühren sitzen. Bekamen Fans nur die teure Kategorie, sind bei den Ticketpreisen von zusammengerechnet 3.936 US-Dollar (3.816 Euro) sogar mehr als 380 Euro Stornogebühren fällig, um auf die günstigeren Karten zu wechseln.

Rechnungen von Bayern-Fans beim Wechsel von Tickets für die Klub-WM

Rechnungen von Bayern-Fans beim Wechsel von Tickets für die Klub-WM

Der Sportschau liegen mehrere Rechnungen von Bayern-Fans vor. In einem Fall führte die Stornierung einer Bestellung von drei Finalkarten für je 892 US-Dollar (861 Euro) zum Gesamtpreis von 2.676 US-Dollar (2.582 Euro) zu einer Gebühr von insgesamt 267,60 US-Dollar (258 Euro). Ein anderer Fan bestellte je eine Karte für Achtel-, Viertel und Halbfinale für zusammen 881 US-Dollar (850 Euro) und wollte dann auf die günstigeren Tickets wechseln - 88,10 US-Dollar (85 Euro) Stornogebühr waren die Folge.

Ein entscheidender Punkt: Diese Bearbeitungskosten sind auch dann verloren, wenn die Bayern die jeweiligen K.o.-Runden verpassen sollten. Denn die Karten sind das Kontingent des jeweiligen Klubs. Bei einem Ausscheiden storniert die FIFA die optionalen Karten der Fans für die folgenden Runden, der Kauf wird rückgängig gemacht. Die Kosten für die Gebühren entstehen nun aber schon bei einem Wechsel von den teuren auf die nicht ganz so teuren Optionskarten, dieses Geld landet unabhängig vom sportlichen Ausgang bei der FIFA.

Fanvertreter: "Es ist ein Witz"

"Die FIFA hat uns heiße Luft verkauft", sagt Matthias Hentschel, Vorsitzender des Club Nr. 12, dem Dachverband der aktiven Bayern-Fans. "Günstigere Tickets anzubieten, war ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Karten immer noch zu teuer sind. Es ist aber ein Witz, dass diese Stornokosten einen großen Teil der Differenz wieder zur FIFA wandern lassen."

Matthias Hentschel vom Club Nr. 12

Matthias Hentschel vom Club Nr. 12

Hentschel gehört zum Kreis der Allesfahrer - das sind Fans, die unbedingt sämtliche Spiele ihres Klubs sehen wollen, ob in der Bundesliga, im DFB-Pokal, der Champions League oder nun bei der Klub-WM. "Die Kosten für dieses Turnier sind ohnehin sehr hoch", sagt Hentschel. Neben mehreren Wochen Freizeit gehe viel Geld für Flüge und Unterkünfte in den USA drauf, sagte Hentschel. Die drei Gruppenspiele absolvieren die Bayern in Cincinnati, Miami und Charlotte. Halbfinale und Finale finden in New Jersey statt.

FIFA: "Wollen mit Rückgabe Flexibilität gewährleisten"

Eine Anfrage der Sportschau, warum Bearbeitungsgebühren in dieser Höhe erhoben werden und ob es möglicherweise Pläne gibt, doch noch von ihnen abzusehen, kommentierte die FIFA nicht. In den Vertragsbedingungen beim Verkauf der Tickets wird auf eine Rückgabemöglichkeit hingewiesen, um für die Fans "Flexibilität zu gewährleisten", wie es in dem Dokument heißt. Auf die Gebühr von 10 Prozent wird darin hingewiesen. Technisch erfolgt im Fall der Bayern-Fans nach der Rückgabe der Kauf anderer Tickets.

Aus Sicht der FIFA wird zudem ein höchst attraktives Produkt verkauft. "Wer ein Ticket kauft, wird Teil der Fußballgeschichte", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino beim Start des Verkaufs einer Pressemitteilung des Weltverbands zufolge. "Die Fans der 32 beteiligten Vereine haben die Möglichkeit, ihre Mannschaft in großen Spielen gegen unterschiedliche Gegner aus nah und fern anzufeuern."

FIFA-Präsident Gianni Infantino beim Verkaufsstart der Tickets für die Klub-WM

FIFA-Präsident Gianni Infantino beim Verkaufsstart der Tickets für die Klub-WM

Derzeit sind im Ticketshop der FIFA noch zahlreiche Karten für alle 63 Spiele erhältlich. Dass die Einführung der neuen günstigeren Kategorie aufgrund von mangelndem Interesse eine Reduzierung der Ticketpreise bedeutet, wies die FIFA zuletzt zurück.

FC Bayern: "FIFA hat unserem Anliegen nicht entsprochen"

Die betroffenen Fans beschwerten sich beim FC Bayern. In einer Antwort, die der Sportschau vorliegt, schreiben die Münchner, dass die Einwände "stellenweise nachvollziehbar" seien. Der Klub habe das bei der FIFA angesprochen. "Unserem Anliegen, die anfallenden Bearbeitungskosten (…) nicht zur Anwendung zu bringen, hat die FIFA jedoch nicht entsprochen", heißt es in dem Schreiben.

Die FIFA hat den Klubs hohe Zahlungen für ihre Teilnahme in Aussicht gestellt. Diese muss der Weltverband mit Einnahmen decken, beispielsweise mit dem Verkauf von Übertragungsrechten, Sponsorenpaketen und Tickets.

Das Logo des FC Bayern an der Vereinszentrale in München

Das Logo des FC Bayern an der Vereinszentrale in München

BVB-Fans durch späteren Verkaufstermin von Gebühr verschont

Aus der Bundesliga ist neben dem FC Bayern auch Borussia Dortmund qualifiziert. Die Fans des BVB sind zwar ebenfalls mit den hohen Ticketpreisen konfrontiert, nicht aber mit den Stornogebühren. Hintergrund: Dortmund startete den Verkauf anders als die Bayern erst am 31. Januar. Da hatte die FIFA inzwischen die etwas günstigere Kategorie eingeführt, eine Stornierung ist im Zweifel nicht notwendig.

Wie für den FC Bayern gilt für den BVB: Sollte Dortmund die jeweilige K.o.-Runde nicht erreichen, werden die optionalen Tickets für die folgenden Runden von der FIFA automatisch storniert. Auch hier kommt es zu Folgekosten: Die FIFA erhebe für diese automatische Stornierung eine Gebühr von 10 US-Dollar pro Bestellung (nicht pro Ticket), so der BVB. Selbst dann, wenn den Fans nie ein richtiges Ticket für ein Spiel verkauft worden ist.

Fußball ohne Ende - Spielerstreik als Folge?

Chaled Nahar, Marcus Bark, Sportschau, 17.11.2024 19:15 Uhr

Klub-WM in vielen Bereichen in der Diskussion

Die Klub-WM wird im Sommer 2025 in den USA erstmals mit 32 Teams ausgetragen. Das Turnier stockte lange bei der Vermarktung in Sachen Sponsoring und Übertragungsrechte. Zuletzt gab die FIFA einige Sponsoren bekannt und fand mit "DAZN" einen Medienpartner, der bereit war, rund eine Milliarde US-Dollar für die Übertragungsrechte der beiden Turniere 2025 und 2029 zu zahlen.

Die Trophäe der Klub-WM

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Aktuell geht die DFL gemeinsam mit Spaniens Liga, dem europäischen Ligaverband und der internationalen Spielergewerkschaft FIFPRO mit einer formellen Beschwerde gegen die FIFA bei der Europäischen Kommission vor. Kritisiert wird darin, dass die FIFA den Kalender ohne Einbeziehung von Ligen und Spielern gestaltet. Die FIFA weist die Vorwürfe ausdrücklich zurück.