4. Amateurfußball-Kongress Fußball-Basis fordert mehr Unterstützung vom DFB
Es fehlen Ehrenamtler, Platz und Geld: Die Amateurfußballer beklagen bei ihrem Kongress in Frankfurt schlechte Bedingungen. Es gibt aber auch Lob für den DFB.
Areen Mansour hat seine Reise nach Frankfurt richtig gut gefallen. Der sportliche Leiter des rheinischen Amateurvereins Marokkanischer SV Bonn war begeistert vom 4. Amateurfußball-Kongress des DFB, bei dem er als Delegierter teilnehmen durfte. "Die drei Tage waren super. Anreise, Aufenthalt, Diskussionsrunden, Essen - es war alles erstklassig organisiert", befand der 40-Jährige.
Diskussionen um Spielbetrieb, Frauenfußball, Schiedsrichter
Der Deutsche Fußball-Bund hatte zu seinem insgesamt 4. Kongress für seine Fußballbasis eingeladen. Alle vier Jahre findet dieser statt - die Amateurvertreter sollen sich austauschen, in Diskussionsrunden die drängendsten Missstände und Herausforderungen herausfiltern und am Ende Handlungsempfehlungen für den DFB erarbeiten.
Es sollte diesmal vornehmlich um Lösungen für den Spielbetrieb gehen, die Entwicklung des Mädchen- und Frauenfußballs, sowie Erleichterungen für Schiedsrichter. Dies wurde auch erledigt - man beschloss Trends wie flexiblere Spielansetzungen, Zeitstrafen, Werbekampagnen für Mädchenfußball und Profi-Schiedsrichter zu Werbezwecken an die Basis zu bringen.
Mehr Selbstvertrauen bei den Amateuren
"Ich finde die Einführung von Zeitstrafen wichtig. Damit sich aufgebrachte Gemüter beruhigen können", berichtet der Bonner Mansour. "Ich konnte reden und meine Meinung und Ideen gut vorbringen", fand er.
Einsatz für Zeitstrafen - Areen Mansour
"Hat gut geklappt", fand auch Gerd Thomas. Der in Amateurbelangen als besonders umtriebig bekannte Berliner stellte fest: "Die Basisvertreter entwickeln zunehmend mehr Selbstvertrauen. Ihre Stimme wird lauter und ich habe den Eindruck, dass der DFB unter der neuen Führung auch mehr annimmt."
Rasch wurde aber auch deutlich: Den rund 100 Vereinsvertretern unter den gut 300 Delegierten brennt einiges unter den Nägeln: fehlende ehrenamtlich Arbeitende, Platzmangel, Geldprobleme. Man forderte mehr Unterstützung vom DFB. Der solle sich in der Politik stärker dafür einsetzen, dass mehr Mittel in den Amateurfußball fließen.
Mehr Geld für Amateursport gefordert
"Es ist ja eine Frage der Prioritätensetzung", glaubt Thomas. "Es werden Milliarden für die Sanierung von Museen und Opernhäusern ausgegeben. Für die Infrastruktur des Amateursports ist vergleichsweise viel zu wenig da", findet er. Da sei der DFB aufgerufen worden, die Interessen seiner Basis lautstärker vorzutragen. "Man muss den Politikern stärker auf die Füße treten", so Thomas.
Ganz schlimm empfindet er in diesem Zusammenhang die geplante Kürzung der Mittel für die Freiwilligendienste. Die Bundesregierung hat in ihrem Haushaltsplan eine Einsparung von rund 115 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren bei FSJlern und ähnlichen Diensten geplant. "Eine Katastrophe für den Kinderfußball. Viele Vereine werden dann ihre Sport-Angebote im Offenen Ganztag der Grundschulen nicht mehr anbieten können."
Lebhafte Diskussionen - 4. Amateurfußball-Kongress
Neuendorf: "Wichtig, ins Gespräch zu kommen"
Ein sehr aufgeräumt wirkender DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der den Amateuren - im Gegensatz zum Beispiel zum abwesenden DFL-Chef und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke - mit seiner Präsenz Respekt zeigte, gab sich zufrieden: "Der Kongress hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, ins Gespräch zu kommen, sich auf Augenhöhe auszutauschen und zuzuhören. Nur wer die Gedanken der Ehrenamtlichen an der Basis kennt, ihre Pläne und ihre Sorgen, kann sich auch angemessen für sie einsetzen."
Gut gesagt, und der DFB hat auch Kritik auf- und mitgenommen. Am neuen Konstrukt seiner Trainerausbildung zum Beispiel, die seit 2022 erheblich teurer und aufwändiger geworden ist und einen Teil der Fußballbasis quasi nunmehr ausschließt. "Für viele Vereine und interessierte Traineranwärter ist der Weg nun verschlossen, weil sie sich die Ausbildung schlicht nicht mehr leisten können", sagt Oliver Daniels, Jugendleiter beim Bonner SC.
Trainerausbildung kritisiert
Er kenne mittlerweile einige Amateurvereine, die einen sportlichen Aufstieg in eine höhere Liga nicht mehr anstreben, weil sie die dann steigenden Kosten für Übungsleiter nicht stemmen können. "Das kann nicht im Sinne unserer Entwicklung von Talenten sein", findet er.