NFL Pro Bowl mit "Flag Football" und viel Klamauk
Eine Woche vor dem Super Bowl steigt in den USA traditionell der "Pro Bowl" - das All-Star-Event der laufenden Saison. Die beiden NFL-Conferences, American Football Conference (AFC) und National Football Conference (NFC), duellieren sich am Sonntagabend (05.02.2023) erstmals in der "Flag-Football"-Variante, dazu gibt es viel Klamauk.
Sollten aus der abgelaufenen Saison der US-Profilga NFL noch offene Rechnungen zu begleichen sein, so verhindert in diesem Jahr das Regelwerk, dass diese im Pro Bowl durch kernige Tackles oder knallharte Blocks beglichen werden. Denn das große Schauspiel zwischen AFC und NFC wird nach Flag-Football-Regeln absolviert.
Flag Football: Stark vereinfachte Regeln, kein Körperkontakt
Flag Football ist eigentlich dafür gedacht, den Einstieg in das "echte" American Football zu erleichtern, es wird regelmäßig an amerikanischen Schulen gespielt. Es gelten sehr stark vereinfachte Regeln, kürzere Spielzeiten, das Feld ist kleiner, es gibt weniger Spieler - und der gravierendste Unterschied: Flag Football ist quasi kontaktlos.
Kaum Kontakt, kaum Schutzkleidung: Flag Football hier zwischen den Walldorf Wanderers und Kalikakou aus Frankreich
Das heißt für die Defense, dass sie nur drei Möglichkeiten hat, um einen gegnerischen Angriff zu stoppen: Sie kann wie im normalen American Football einen Pass abfangen (Interception), sie kann einen Pass abfälschen oder herunterschlagen (Deflection) - und sie kann die Flagge des Ballträgers ziehen (Flagpull), die dieser an einem Gürtel trägt.
AFC und NFC treten im Format "7 gegen 7" an. Gespielt wird nicht auf der vollen 100-Yards-Distanz, sondern auf halbiertem Maß. Es gibt also ein 50-Yards-Spielfeld mit einer zehn Yards tiefen Endzone auf jeder Seite. Die Spielzeit beträgt zweimal zehn Minuten.
Gesundheit und Spaß im Vordergrund
Nicht erlaubt ist es, den Gegner zu halten, zu blocken oder zu tackeln. Es gibt auch bestimmte No-running-Zonen, in denen der Ball - wie der Name es schon nahelegt - nicht durch Laufspiel in die Endzone gebracht werden darf. Der Sinn dieser ganzen Geschichte ist es, dass am Ende einer stressigen Saison die Gesundheit der Profis im Vordergrund stehen soll.
Der Deutsch-Amerikaner Amon-Ra St. Brown ist nach einer starken Spielzeit bei den Detroit Lions (bester Receiver mit sechs Touchdowns) im Pro Bowl dabei. Er kann sich mit dem Flag-Football-Spiel halbwegs anfreunden: "Wenn ich das als Kind immer geschaut habe, hat niemand richtig geblockt, weil sich am Ende einer langen Saison keiner mehr verletzen wollte", sagt St. Brown. Das letzte Mal Flag Football gespielt habe er als Kind im Alter von sechs oder sieben Jahren, es gebe aber auch heute noch ähnliche Trainingsformen.
Eimer über den Köpfen der Coaches
Was auf ein geteiltes Echo unter den Profis und Coaches trifft, ist der Versuch der NFL, den Event-Charakter des Allstar-Weekends der Basketballer noch zu übertreffen. Während die NBA vor dem eigentlichen Showdown beispielsweise einen Slam-Dunk-Contest oder einen Dreipunkte-Wettbewerbe abhält, gibt es diesmal bei den Footballern extrem viel Klamauk: Zielwerfen und -schießen, eine Art Völkerball-Variante mit dem Football-Ei, es wird ein wenig Golf gespielt, es gibt Staffelrennen und Fang-Spielchen.
Schließlich gilt es auch noch, Ziele zu treffen, die an Eimern über den Köpfen der gegnerischen Trainer hängen. Für all diese Spaßmachversuche gibt es Punkte, die zu den ersten beiden Flag-Football-Spielen addiert werden und in das große Finale mitgenommen werden. Ob das alles wirklich die Fans begeistert und eines Pro-Bowl-Events würdig ist, muss am Ende jeder für sich entscheiden.
Mögliche Olympia-Sportart
Genau hinschauen wird auf jeden Fall unter anderem das Internationale Olympische Komitee. Flag Football gab es bereits bei den "World Games", 2028 in Los Angeles könnte diese Variante des American Football sogar olympisch werden, zumindest als Vorführsportart.