Spektakel in Las Vegas Chiefs gewinnen Super-Bowl-Krimi nach Verlängerung
Die Kansas City Chiefs haben den Super Bowl LVIII in Las Vegas nach einem Krimi mit Verlängerung gegen die San Francisco 49ers für sich entschieden. Eine Hauptrolle spielten in dieser Nacht auf Montag (12.02.2024/MEZ) beim 25:22-Triumph neben den Quarterbacks auch die beiden Kicker. Held des Spiels war am Ende aber wie im Vorjahr wieder Patrick Mahomes.
Umringt von Kameras und haufenweise Konfetti herzten und küssten sich hinterher Travis Kelce und Taylor Swift innig. Die Liebesgeschichte des Football-Profis und des Pop-Superstars stand bei den Feierlichkeiten im Fokus der Kameras.
Als Swift ihm kurz zuvor Handküsse zuwarf, grölte Kelce bei der Siegerehrung mit der Vince-Lombardi-Trophy in der Hand einen alten Elvis-Hit ins Mikrofon. "Viva Las Vegas", schrie der 34-Jährige nach seinem dritten Super-Bowl-Sieg binnen nur fünf Jahren. "Das ist eine Einmal-im-Leben-Situation und ich durfte das jetzt schon dreimal erleben", sagte er dann etwas ruhiger nach dem längsten Super Bowl der Geschichte.
Chiefs-Ansage an die NFL
Erst einmal zuvor hatte es überhaupt eine Verlängerung gegeben. "Es hat uns schon alles bedeutet, überhaupt hierher zu kommen. Aber uns dann in vier, fünf Vierteln durchzusetzen, das bedeutet mir alles. Ich bin so stolz auf dieses Team", sagte Kelce. Zufrieden ist der Tight End allerdings nicht und richtete sofort eine Ansage an die anderen NFL-Mannschaften: "Wir haben jetzt die Chance, es dreimal in Serie zu schaffen."
Für diese Gelegenheit mussten die Chiefs hart arbeiten - und am Ende auf die Qualität von Mahomes vertrauen. Auf 333 Yards kam der zum wertvollsten Spieler der Partie gewählte Spielmacher, zwei der Würfe führten zu Touchdowns. Der wichtigste: in der Verlängerung auf Mecole Hardman. "Ich bin so stolz auf unsere Jungs, das ist legendär", sagte der 28-Jährige. Auf die Frage, ob die Chiefs inzwischen eine Dynastie seien, antwortete Mahomes: "Das ist der Beginn von einer. Wir sind noch nicht fertig."
Gratulation von US-Präsident Joe Biden
US-Präsident Joe Biden war in seiner Gratulation auf dem offiziellen Account seines Amtes schon einen Schritt weiter: "Mit ihrem dritten Super-Bowl-Sieg binnen fünf Jahren sind die Chiefs heute nicht nur Champions - sie sind eine Dynastie."
Die Partie in Las Vegas hatte keine lange Anlaufzeit, es wurde sofort spektakulär. Brock Purdy, der 49ers-Quarterback, den im Draft 2022 niemand haben wollte und der als letzter Spieler in der siebten Runde von San Francisco ausgewählt wurde, begann sein Märchen zu schreiben: Fast alle Pässe kamen an, er variierte auch stark zwischen den Receivern, sodass die Chiefs-Defense zunächst überhaupt keinen Zugriff bekam.
Fumble von McCaffrey - aber dann Rekord-Field-Goal
Die ersten möglichen Punkte machte dann aber ein Fumble zunichte, ausgerechnet Superstar McCaffrey leistete sich den Ballverlust - der erste überhaupt von den 49ers in der gesamten Postseason. Die Chiefs mit Spielmacher Patrick Mahomes konnten aber kein Kapital daraus schlagen, sodass Purdy mit weiteren Top-Pässen den ersten Score der Partie einleitete: Rookie-Kicker Jake Moody jagte das Ei aus 55 Yards durch die Stangen - es war das längste Field Goal der Super-Bowl-Historie.
Bei den Chiefs stieg der Druck, das sah man auch an der Seitenlinie. Star-Tight-End Travis Kelce, der Freund von Pop-Superstar Taylor Swift (ja, sie hatte es trotz ihres Tokio-Konzertes am Vorabend noch pünktlich zum Spiel geschafft), war offenbar so unzufrieden mit der Auswahl der Spielzüge, dass er auf seinen Coach Andy Reid zustürmte und ihn wütend anrempelte. Kelce forderte ziemlich eindeutig, dass an diesem Abend mehr über ihn laufen sollte.
Pacheco macht Mahomes-Hammer zunichte
Nach diesem Eklat setzte auch Mahomes mal ein echtes Ausrufezeichen, spielte einen Hammer-Pass über mehr als das halbe Feld auf Mecole Hardman. Doch statt diesem Catch an der 9-Yard-Linie einen Touchdown folgen zu lassen, verloren auch die Chiefs den Ball. Ausgerechnet der sonst so zuverlässige Running Back Isiah Pacheco patzte, sodass bei Kansas City auch weiterhin die Null auf dem Scoreboard stand.
Den ersten Touchdown der Partie lieferten dann - nach den Spielanteilen bis dahin auch vollkommen verdient und konsequent - die 49ers. Wie diese Punkte zustande kamen, war aber auch wieder ein Highlight: Purdy spielte seinen Wide Receiver Jauan Jennings an, doch nach dem gelungenen Catch rannte der nicht los, um Raum zu gewinnen, sondern passte noch einmal auf die andere Seite. Dort wartete Running Back McCaffrey, fing das Ei und trug es locker in die Endzone. Die Chiefs-Defense war komplett ausmanövriert: 10:0 stand es für die 49ers 4:23 Minuten vor Ende des zweiten Viertels, es war bis dahin eine demütigende Vorführung für die Chiefs.
Schadensbegrenzung durch Chiefs-Kicker Butker
Kicker Harrison Butker betrieb mit einem Field Goal kurz vor dem Seitenwechel Schadensbegrenzung, trotzdem nahmen die Chiefs einen Haufen Probleme mit in die Halbzeitpause: Kelce, sonst ein Fixpunkt in der Offense, hatte in zwei kompletten Vierteln nur einen einzigen Pass mit einem Raumgewinn von einem (!) Yard gefangen.
Dazu war Mahomes mehrfach bei fangbaren Würfen von seinen anderen Passfängern im Stich gelassen worden, und auch die Defense lief komplett neben der Spur.
Mahomes-Fehlstart und nächster Field-Goal-Rekord
Was immer sich Reid, Mahomes und Kelce in der Pause vorgenommen hatten, es ging erstmal nach hinten los. Kurz nach der Halbzeit-Show mit R&B-Megastar Usher verfehlte Mahomes Kelce bei einem Passversuch deutlich und verursachte damit die erste Interception des Spiels. Doch Mahomes wäre nicht Star-Quarterback der Liga und Titelverteidiger, wenn er sich davon nun komplett aus der Fassung hätte bringen lassen. Mit einem starken Lauf überrumpelte er höchstpersönlich die Abwehr der 49ers, anschließend traf Butker ein Field Goal aus 57 Yards - und übertraf damit den gerade erst von Moody aufgestellten Super-Bowl-Rekord aus der ersten Spielhälfte.
Diese Aktion hinterließ Eindruck auf beiden Seiten, das Momentum kippte. Von der 49ers-Offense inclusive Purdy war plötzlich nur noch ganz wenig zu sehen, die Chiefs-Defense hingegen wurde immer besser. Nach einem Touchdown-Pass von Mahomes auf Marquez Valdes-Scantling war dieses lange Zeit so einseitige Spiel am Ende des dritten Viertels auf einmal zum 13:10 für die Niners gedreht.
Mut von San Francisco belohnt
Es blieb nicht die letzte Wendung in dieser Nacht, die nächste war 49ers-Coach Kyle Shanahan zu verdanken. Statt bei einem vierten Versuch nahe der Chiefs-Endzone auf das ziemlich sichere Field Goal zu setzen, ließ er den Versuch ausspielen und wurde mit einem neuen First Down belohnt. Purdy fand in diesem Drive Jauan Jennings zum Touchdown, allerdings wurde anschließend Moodys Extrapunktversuch geblockt, sodass es statt 17:13 nur 16:13 für San Francisco hieß. Die Strafe folgte prompt: Mit starker Defense konnten die 49ers anschließend zwar den Touchdown vermeiden, kassierten aber durch Butkers nächstes Field Goal 5:46 Minuten vor Schluss den 16:16-Ausgleich.
Und die Kicker blieben im Blickpunkt. Knapp zwei Minuten vor Schluss trat wieder Moody an, diesmal aus ebenfalls sehr respektablen 53 Yards. Er behielt die Nerven, traf zum 19:16. Mahomes blieben noch 1:57 Minuten, um den Rückstand erneut zu drehen. Der dreimalige Champion war nun voll in seinem Element, ging wie in der zweiten Hälfte des öfteren über Kelce - sechs (!) Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit beförderte Kicker Butker den Ball aus 29 Yards zum 19:19 durch die Stangen - es gab Verlängerung.
Harman-Touchdown in der Overtime
Purdy hatte die Chance, die Niners wieder in Führung zu bringen, letztlich reichte es nach einem mehr als siebeneinhalbminütigen Drive nur zu einem weiteren Field Goal - Moody traf aus 27 Yards zum 22:19.
Doch das sollte nicht reichen. Die Uhr tickte zwar fast bis auf Null herunter - doch mit der letzten Chance dieser legendären Nacht fand Mahomes am Ende Mecole Hardman zum entscheiden Touchdown: 25:22 hieß es nach dieser erneut verrückten Wendung für die Chiefs.