Nigerianischer Nationalspieler Victor Boniface in Aktion

Boniface und Tella als Hoffnungsträger Nigeria - mit Leverkusener Power zur WM 2026?

Stand: 13.11.2023 22:59 Uhr

Nigeria gilt als mächtigste Fußballnation Afrikas - verpasste aber die WM 2022. Jetzt starten die "Super Eagles" in die nächste WM-Qualifikation - mit Offensivkraft aus Leverkusen.

Nathan Tella hat eine aufregende Woche hinter sich: Erst war da sein eher schwacher Auftritt für Bayer Leverkusen in Aserbaidschan bei Qarabag Agdam (1:0), dann kam völlig überraschend die Nominierung für Nigerias Nationalmannschaft. Und am Wochenende folgte im Spiel gegen Union Berlin der erste Bundesligatreffer des in England geborenen 24-Jährigen, dessen nigerianische Wurzeln ihn jetzt zum Nationalspieler machen.

Über eigene Leistung "ziemlich verärgert"

"Ich habe von der Nominierung nach dem Spiel in Baku erfahren", erzählte der schnelle Außenstürmer, und "ich war echt überrascht". Denn er hatte seine Leistung in Aserbaidschan selbst als schlecht empfunden: "Ich war ziemlich verärgert, wie ich gespielt hatte."

Als er dann die Menge an Mittelungen sah, habe er gedacht, dass da drinsteht, "dass ich richtigen Müll gespielt habe". Als er die Nachrichten dann checkte, stellte sich heraus, dass es die offizielle Nominierung und die Gratulationen seiner Familie und Freunde waren.

Ab nach Nigeria

Am Montag (13.11.2023) jettete Tella mit seinem Teamkollegen Victor Boniface zur nigerianischen Mannschaft, für die die ersten beiden Qualifikationsspiele zur WM 2026. Am Donnerstag geht's in der nigerianischen Provinzstadt Uyo - dort steht seit 2017 das derzeit einzige wirklich FIFA-taugliche Stadion Nigerias - gegen Lesotho.

Drei Tage später treffen Boniface, Tella und Kollegen auf Simbabwe - die Partie wird aus Sicherheitsgründen in Ruanda ausgetragen. In beide Spiele gehen die "Super Eagles" hoch favorisiert. Das ist meistens so, wenn sie auf Kontrahenten ihres Kontinents treffen. Schließlich gilt Nigeria nicht nur wirtschaftlich als eine der stärksten Nationen Afrikas. Auch im Fußball sieht man sich schon beinahe traditionell als Branchenführer.

Nigeria: Erfolge dringend erwünscht

Allein: Allzuoft hat das Nationalteam in der jüngeren Vergangenheit nicht für Freude bei seinen fanatischen Anhängern sorgen können. 2013 gelang der bislang letzte große Erfolg, als das Team unter Trainer Stephen Keshi in Südafrika Afrikameister wurde. Ein Jahr später erreichte man bei der WM in Brasilien das Achtelfinale. Danach kam kaum noch etwas. Auch in den fünf Jahren unter dem Deutsch-Franzosen Gernot Rohr (2016-2021) blieb ersehnter Erfolg aus.

Seit einem Jahr steht der Portugiese Jose Peseiro am Ruder - von dem 63-Jährigen werden nun dringend mal wieder echte Erfolge erwartet. Die WM-Qualifikation wird als Pflicht angesehen. Erwartet wird zudem der Sieg beim Afrika-Cup, der im Januar und Februar in der Elfenbeinküste ausgetragen wird.

Nigerias Offensive - top besetzt

Rein nominell zählt Nigeria dort zu den Topfavoriten. Vor allem die Offensive ist enorm stark besetzt. Allen voran Victor Osimhen vom SSC Neapel - Afrikas aktueller Fußballer des Jahres - ist ein Top-Trumpf. Aber es gibt auch noch den Ex-Unioner Taiwo Awoniyi (Nottingham), Kelechi Iheanacho (Leicester) und Terem Moffi (Nizza), die nur auf ihre Chance warten.

Sich inmitten der Stars zu positionieren - das wird womöglich nicht ganz leicht für Leverkusens Tella. Der sich aber erst einmal enorm darüber freut, überhaupt nominiert worden zu sein: "Das ist eine sehr große Sache für mich und eines der Ziele, die ich mir gesetzt hatte."

Tella - geboren in England, Eltern Nigerianer

Geboren wurde Tella in England. In Stevenage, einem kleinen Ort etwa 40 Kilometer nördlich von London. Seine Eltern stammen aus Nigeria. Schon bei seiner Vorstellung in Leverkusen sagte er, dass er davon träume, für die Auswahl des Landes in Westafrika zu spielen, in dem die Wurzeln seiner Familie liegen. "Ich will aus dieser Chance das Beste machen", betont der 24-Jährige.

Über 20 Millionen Euro soll Tella Bayer Leverkusen im Sommer gekostet haben. Er kam damals vom englischen Zweitligisten FC Southampton - Trainer Xabi Alonso wollte ihn unbedingt: "Nathan hat die Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen", findet der Coach. "Nigeria hat sehr viele großartige Stürmer. Aber sie brauchen auch großartige Flügelspieler. Ich freue mich für ihn, dass er in der Nationalmannschaft ist."