Skispringen Skispringen bald im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro?
Oberstdorf, Innsbruck, Willingen, Wisla und künftig auch in Rio? Die weltbesten Skispringer könnten schon bald im heißen Brasilien über den Schanzentisch gehen.
Was sich wie ein Scherz anhört, ist absolut ernst gemeint: Skisprung-Funktionär Sandro Pertile hat für seine Sportart große Visionen und hält unter anderem Wettkämpfe in Brasilien im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro für möglich.
"Wir denken an eine mobile Anlage. Die könnten wir in Rio im Maracanã aufbauen und eine Riesenshow bieten", sagte der Rennleiter des Weltverbandes FIS im österreichischen Bischofshofen.
Traum: 150-m-Sprünge auf mobiler Skisprunganlage
Derzeit sieht der Italiener Pertile Skispringen noch als Wintersport. Aber wie lange noch? Der Rennleiter hat sich mit dem Thema intensiv beschäftigt und hält nicht nur Brasilien für künftige Skisprung-Events für möglich: "Es gibt die Möglichkeit, Indooranlagen zu bauen, zum Beispiel in Dubai - wenn wir einen Investor finden würden. Die mobile Anlage mit einer Hillsize von 150 Metern ist unser Ziel. Damit könnten wir überall hin in der Welt", sagte Pertile. Bedeutet also, die FIS will in Ländern, die rein klimatisch so gar nichts mit dem Wintersport zu tun haben, Sprünge bis 150 Meter ermöglichen.
Hybrid-Variante in Wisla getestet
Noch sind diese Gedanken Zukunftsmusik. Das könnte sich vor dem Hintergrund des Klimawandels aber ändern. "Wir haben großartige Möglichkeiten: Wir können auf Schnee springen. Wir können auf Matten springen. Wir können hybrid springen", sagte er. Die Hybrid-Variante, also der Anlauf mit einer Eisspur und der Landung auf Matten wurde im vergangenen Winter schon im polnischen Wisla umgesetzt. Damit wäre es auch möglich, die Saison über den Winter hinaus auszudehnen und an Orten zu springen, wo ganzjährig Badehose getragen wird.
Noch befinde man sich in einer Brainstorming-Phase, sagte Pertile. "Aber es ist eine interessante Phase. Wir sollten offen sein für Neues."
Deutsche Springer sehen Ideen kritisch
DSV-Springer Philipp Raimund hat da eine andere Meinung: "Ich muss persönlich nicht nach Dubai fliegen, um skizuspringen. Das sehe ich als ein bisschen sinnlos an. Für mich ist das vollkommen in Ordnung, hier weiterhin zu springen."
Teamkollege Stephan Leyhe sieht die Ideen nicht ganz so negativ. Begeistert wirkt aber auch der 32-Jährige nicht. "Man darf unseren Kern nicht vernachlässigen", sagte Leyhe und denkt an traditionelle Wintersportorte. Skispringen als Ganzjahressport mit einer deutlich verlängerten Saison sieht er kritisch: "Irgendwann hat der Körper auch mal seine Grenzen. Acht Monate würde keiner schaffen."
Leyhe bezweifelt brasilianisches Interesse
Mit Blick auf Pertiles Brasilien-Idee sagt er: "Ich weiß nicht, ob Brasilianer etwas mit Skispringen anfangen können." Leyhe sei "definitiv bereit", etwas auszuprobieren, sagte aber auch: "Es ist die Frage, ob ich lieber im Schnee von Oberstdorf vor 25.000 Zuschauern springe oder in der Sonne in Brasilien vor null Zuschauern. Das weiß man nicht, wie sich das entwickeln würde."
DSV: „Unser Ziel ist es, im Hochwinter auf Schnee zu springen“
Auch der Deutsche Ski-Verband (DSV) äußerte sich auf Anfrage des Deutschlandsfunks zurückhaltend: "Unser Ziel ist es, Skibewerbe im Hochwinter auf Schnee durchzuführen. Die Begeisterung in Deutschland für den Wintersport ist nach wie vor ungebrochen und Teil der Kultur. Wintersportveranstaltungen, wie die gerade zu Ende gegangenen Vierschanzentournee, haben ihre Attraktivität für den Zuschauer vor Ort wie auch für die Menschen am TV mit ausverkauften Stadien und Top-TV-Quoten unter Beweis gestellt.“