"Two Nights Tour" Deutsche Skispringerinnen - Dankbarkeit mit Dämpfer
Mit der "Two Nights Tour" haben die Skispringerinnen in diesem Jahr eine Art Vierschanzentournee light. Das deutsche Team schwankt nach dem Auftakt zwischen Dankbarkeit und Dämpfer und hofft jetzt auf das Neujahrsspringen.
Mit schwarz-rot-goldenen Streifen auf den Handschuhen umfasst Juliane Seyfarth noch einmal den Balken, legt den Kopf leicht in den Nacken. Dann springt die Ampel auf grün, die Frau mit der Startnummer eins rutscht vom Balken und geht in die Spur. Seyfahrth schreibt Geschichte - mit dem ersten Sprung der "Two Nights Tour" und dem ersten Wertungssprung für eine Skispringerin auf der Schanze in Garmisch-Partenkirchen.
"Daran habe ich noch gar nicht gedacht", sagt die deutsche Springerin später. Und das vielleicht auch, weil es für Seyfarth und ihre Teamkolleginnen an diesem Samstag um mehr geht als die Historie. Die Skispringerinnen wollen liefern. "Das war ordentlich, aber nicht gut", sagt Seyfarth. Sie spricht über ihre Sprünge, könnte damit aber auch den Start in die "Two Nights Tour" beschreiben.
"Two Nights Tour" als Vierschanzentournee light?
Das Event, das für die Springerinnen zwei statt die bei den Männern üblichen vier Tournee-Stationen vorsieht und für das deutsche Team mit ernüchternden Ergebnissen beginnt - unter die besten 20 schaffen es mit Luisa Görlich auf Platz zehn und Katharina Schmid als Zwölfte nur zwei deutsche Springerinnen. Dass die aktuell von den Topspringerinnen wie der Weltcup-Führenden Josephine Pagnier aus Frankreich, der Norwegerin Eirin Maria Kvandal oder der Siegerin in Garmisch, Nika Prevc, oft mehr als nur eine Skilänge entfernt sind, macht den Start in die "Two Nights Tour" nicht einfacher.
Die Bewertung der Springen in Garmisch-Partenkirchen und an Neujahr in Oberstdorf schwankt zudem zwischen emanzipatorischer Errungenschaft und Vierschanzentournee light. "Es fühlt sich schön an, hier zu springen", versucht Schmid versöhnliche Worte zu finden. Sie ist nicht die Einzige.
"Dankbar" auch für 3.500 Fans
Im eisigen Auslauf der Großen Olympiaschanze fällt ein Wort immer wieder: Dankbarkeit. "Wir sind den deutschen Veranstaltern sehr dankbar, dass sie sich so ins Zeug gelegt haben und wir das machen dürfen", sagt etwa Seyfarth. Und Schmid hofft, dass die Springerinnen auch im nächsten Jahr wiederkommen "dürfen": "Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir mit der 'Two Nights Tour' jetzt mal einen Anfang haben." Einen Anfang, aber eben noch keine Vierschanzentournee.
Das zweite Springen steht dann am 1. Januar in Oberstdorf an. Auch mit dem Neujahrsspringen schreiben die Skispringerinnen Geschichte. "Ich freue mich einfach unglaublich, daheim springen zu können", sagt Schmid, "zu dürfen". Und ergänzt die Geschichtsschreibung damit noch um ein ganz persönliches Kapitel. Um ihr Heimspiel. Und den Traum von der ganz großen Kulisse.
"Es wäre natürlich cool, vor so einem Riesenpublikum zu springen", sagt sie mit Blick auf die über 20.000 Fans, die den Sieg von Andreas Wellinger in Oberstdorf frenetisch gefeiert haben. "Aber über 3.000 Zuschauer - das ist für uns schon was. Und wer weiß, vielleicht wird das die nächsten Jahre mehr."
Das nächste Kapitel?
Während sich Teamkollegin Freitag mehr Faninteresse gewünscht hätte, geht Schmids Blick schon nach Oberstdorf. Hier werden deutlich mehr als 3.500 Fans erwartet. Schmid wird dabei sein, ob sie das aber auch ist, wenn die Skispringerinnen ihren Kampf um ihre zumindest sportliche Gleichberechtigung in den nächsten Jahren fortsetzen, hat sie zuletzt offen gelassen.
Die Geschichte der Vierschanzentournee für die Skispringerinnen müsste dann die nächste Generation schreiben. Selina Freitag ist sich schon mal sicher: "Das entwickelt sich. Genau, wie wir."