Abfahrt bei der Ski-WM Frust vorm Highlight - doch Dreßen gibt DSV-Speed-Team Hoffnung
Der Sportvorstand appelliert an die "Killer"-Mentalität, der Cheftrainer fordert eine Medaille: Die Druck auf Deutschlands Schnellfahrer steigt vor der Abfahrt bei der Ski-WM.
3,1 Kilometer eisige Piste, 30 Prozent Gefälle und eine Geschwindigkeit von bis zu 130 Stundenkilometern - das wartet auf die schnellsten Skifahrer der Welt am Sonntag (12.02.2023) bei der Ski-WM 2023 in Courchevel. Die seit dem vergangenen Jahr erprobte L'Élipse in Frankreichs Nobel-Skiort mit ihren vielen langgezogenen Kurven zeigt sich dann von ihrer schnellsten Seite.
Klar, dass da auch Deutschlands großes Speed-Team im Kampf um vordere Ränge ein Wörtchen mitsprechen will - gerade nachdem Andreas Sander bereits vor zwei Jahren Silber errang. Wolfgang Maier, Sportvorstand im Deutschen Skiverband, sagte jedoch schon nach dem Super-G am Donnerstag: "Uns fehlen ab und zu ein bisschen die Killer."
Druck auf deutsche Abfahrer wird größer
Der Satz sitzt. Der Frust ist gerade groß im deutschen Speed-Team. Schließlich konnten die DSV-Fahrer bislang noch nicht überzeugen in Frankreich. Maier konkretisierte: "Du brauchst in diesem Sport halt diese Charaktere, die das Risiko verdrängen und allein auf das Ergebnis fokussiert sind."
Der Cheftrainer Christian Schwaiger nahm diese Worte ernst und erhöhte den Druck noch einmal. Ja, gab Schwaiger zu, "wir sind absolute Außenseiter - aber ich bin da, weil ich eine Medaille gewinnen will". Zweifel? Lässt der kernige Österreicher nicht zu: "Aufgeben tut man einen Brief." Ende der Durchsage!
Rückkehr von Thomas Dreßen hilft dem Team
Die Ansage trifft vor allem Romed Baumann und Josef Ferstl. Andreas Sander war im Super-G als Neunter noch der Stärkste und geht als WM-Silbergewinner von 2021 in die Abfahrt. Thomas Dreßen greift nach einem Trainingssturz und einem Magen-Darm-Infekt erst in der Abfahrt ein.
Gerade er gibt allerdings beim Medaillenziel Hoffnung, wurde er doch im zweiten Training Siebter und - wenngleich die Topstars Aleksander Aamodt Kilde, Vincent Kriechmayr und Marco Odermatt nicht dabei waren. "Um die zu schlagen, braucht es schon sehr, sehr, sehr, sehr viel", sagte der Sportschau-Experte Felix Neureuther im Interview.
Dreßen sieht sich frühere Siegfahrten an
Der Italiener Christof Innerhofer gewann am Freitag, am Samstag steht noch eine Trainingsfahrt an, dann wird wie am Sonntag auch die starke Konkurrenz wieder mitfahren. Doch auch Dreßen ist wieder fit, dem Abfahrer mit Gardemaß traut Neureuther eine Überraschung zu. Zur Einstimmung hat sich Dreßen erstmals in dieser Saison ein paar seiner fünf Weltcup-Siegfahrten angeschaut, "und da ist mir aufgefallen, dass ich nichts Besonderes mache".
Der 29-Jährige nimmt sich vor der Entscheidung die Worte von Schwaiger und Maier zu Herzen: "Das übergeordnete Ziel ist eine Medaille, da brauchen wir gar nicht drüber reden." Der Vorteil: Von ihm und den anderen drei werde nicht viel erwartet: "Wenn eine Mannschaft nichts zu verlieren hat, dann wir." Ende der Durchsage.