Alpine Ski-WM Lindsey Vonn - "Wollte mich schon als Kamerafahrerin bewerben"
US-Star Lindsey Vonn hat sich nach sechs Jahren Pause erfolgreich im Ski-Weltcup zurückgemeldet. Auch bei der WM gilt sie als Medaillenkandidatin, dabei hatte sie eigentlich schon überlegt, Kamerafahrerin zu werden.
Schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm ist das Pressezentrum ungewöhnlich prall gefüllt. Etliche Kamerateams, Fotografen und Journalisten tummeln sich um ein Pult inmitten des Raums. Sie alle warten auf den US-amerikanischen Ski-Star Lindsey Vonn.
Die US-Amerikanerin ist eine der wohl spannendsten Persönlichkeiten im Weltcup aktuell. Eigentlich hat sie schon alles erreicht, was man erreichen kann in diesem Sport – aber Vonn will mehr: "Ich fühle mich großartig, ich glaube, ich bin bereit. Ich bin schnell, ich kann eine Medaille gewinnen und das ist das Einzige, was bei der WM zählt."
Nach sechs Jahren Pause direkt wieder Weltklasse
2019, nach der Weltmeisterschaft in Are, hatte sie ihre Ski an den Nagel gehängt, doch nun, sechs Jahre später fährt die 40-Jährige wieder in der Weltspitze mit. Und das mit einer Teilprothese im Knie. Vor allem in St. Anton zeigte die US-Amerikanerin, dass sie auch nach mehreren Jahren Pause noch um Podeste mitfahren kann: Rang sechs in der Abfahrt, Rang vier im Super-G ließen die Konkurrenz staunen.
Vonn sagt, Rennen in Österreich liegen ihr. Wie praktisch also, dass im österreichischen Saalbach Hinterglemm in den nächsten zwei Wochen Medaillen gejagt werden. Für Vonn ist es bereits die neunte Weltmeisterschaft. Vor ziemlich genau zwanzig Jahren, stand sie in Santa Caterina erstmals bei einer WM am Start und fuhr direkt auf Rang neun im Super-G.
Die US-Amerikanerin Lindsey Vonn zieht sich vor dem Start das Trikot über.
Vonn überrascht von eigener Leistung
Dieses Mal scheint alles möglich, Top 30, Top 15, Top 10 oder eben sogar Medaillen. Vonn jedenfalls wirkt bei ihrem Comeback deutlich entspannter. Sie geht alles etwas lockerer an, nimmt sich viel Zeit für ihre Teamkolleginnen und gönnt sich selbst auch mal eine Pause, wenn nötig.
Vergangene Woche flog sie kurzerhand nach Florida, um sich von den anstrengenden ersten Wochen ihres Comebacks zu erholen und um das Ende der Chemotherapie ihres Hundes zu feiern. "Ich versuche, die Balance zu finden, mein Leben weiterzuleben und diese verrückte Sache hier durchzuziehen", erklärt Vonn.
Für eine weitere WM und Olympia in Cortina d’Ampezzo, pausiert sie ihr eigentliches Leben gerade mal kurz, befindet sich auf einem kleinen "Abenteuer". Ein Abenteuer, das deutlich besser läuft, als zunächst angenommen.
Ich wollte eigentlich schon beim ORF anfragen, ob sie eine Kamerafahrerin brauchen.
Medaillenkandidatin statt Vorläuferin
"Ich wollte eigentlich schon beim ORF anfragen, ob sie eine Kamerafahrerin brauchen", erzählt Vonn vor dem WM-Start schmunzelnd. Ihr erfolgreiches Comeback scheint sie selbst noch etwas zu überraschen: "Mein Ziel war es, dieses Jahr als Vorläuferin unterwegs zu sein." Stattdessen fährt sie jetzt um Medaillen – und könnte die älteste WM-Medaillengewinnerin aller Zeiten werden.
Vonn und Shiffrin gemeinsam zu Gold?
Nicht nur in Abfahrt und Super-G schielt die 40-Jährige auf sensationelles Edelmetall, auch in der neuen Teamkombination (eine Technikerin fährt mit einer Speedfahrerin) rechnet sie sich durchaus Chancen aus, und das am liebsten mit Teamkollegin Mikaela Shiffrin. 181 Weltcupsiege würde dieses Duo mit sich bringen – mehr Erfolg, mehr Schlagzeilen geht nicht. Ob Shiffrin die Teamkombination aber überhaupt fahren wird, ist noch nicht klar. Sie ist schließlich erst vergangene Woche nach einer schweren Verletzung in den Weltcup zurückgekehrt.
Kein Problem für Vonn, die hätte auch schon eine passende Alternative parat: "Paula Moltzan kommt aus dem gleichen kleinen Ort wie ich, aus Buck Hill, Minnesota. Wenn wir beide zusammenfahren würden, das wäre auch richtig cool."
Mit wem auch immer Vonn letztendlich in der neuen Teamkombination an den Start gehen wird, alle Augen werden auf sie gerichtet sein. Denn Vonn ist noch nicht fertig, sie hat ein klares Ziel: "Ich mag Rekorde, da werde ich nicht lügen."