Ski Alpin Straßers Kampf um die kleine Kristallkugel - nichts ist unmöglich
Der Zug in der Gesamtwertung ist längst abgefahren, doch im Slalom könnte Linus Straßer seiner ohnehin schon fabelhaften Saison noch die Krone aufsetzen.
Wer der alles dominierende Skirennfahrer in diesem Winter ist und sich - sollte nichts komplett Unvorgesehenes geschehen - den Gesamtweltcup holen wird, ist klar: Marco Odermatt fährt auch in dieser Saison disziplinübergreifend in seiner eigenen Liga.
Vor der USA-Reise mit Weltcups in Palisades Tahoe und Aspen beträgt der Vorsprung des Schweizers in der Gesamtwertung bereits über 900 Punkte. Bei noch elf ausstehenden Rennen ist ihm die große Kristallkugel schon jetzt nicht mehr zu nehmen, da seine Konkurrenten nicht alle noch zu absolvierenden Wettbewerbe bestreiten werden.
Odermatt auf Rekordjagd
Die Frage ist also nicht, ob sich Odermatt zum dritten Mal in Serie den Sieg im Gesamtweltcup sichert, sonder lediglich wann. Da mit Cyprien Sarrazin und Vincent Kriechmayr die ärgsten Verfolger im Gesamtweltcup nicht in den USA antreten werden, könnte sich der Olympiasieger im Riesenslalom in genau dieser Disziplin am Samstag in Palisades Tahoe sogar eine Niederlage gegen Manuel Feller leisten, solange er nicht mehr als 32 Punkte auf seinen Konkurrenten verliert.
Auch im Kampf um die kleinen Kristallkugeln zeichnet sich nahezu in allen Disziplinen ein Alleingang ab. Odermatt führt die Rankings sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G und im Riesenslalom an. Der 26-jährige Ausnahmefahrer ist damit drauf und dran, in neue Sphären einzudringen: Drei Kristallkugeln in einer Saison zu gewinnen, war zuletzt dem Österreicher Hermann Maier 2001 gelungen. Dessen Rekord des größten Vorsprungs im Gesamtweltcup (743) droht ebenfalls zu fallen.
Straßer jagt Feller
Gähnende Langweile also? Nicht ganz. Denn im Slalom tritt Odermatt bekanntermaßen nicht an. Und hier kommt Linus Straßer ins Spiel. Aktuell liegt der Münchner im Rennen um die kleine Kristallkugel auf Rang zwei hinter Feller. Straßer hat bisher 326 Punkte gesammelt, Feller 490. 164 Zähler Abstand klingen auf den ersten Blick viel, bei noch vier ausstehenden Slaloms in diesem Winter ist es aber keineswegs ein Ding der Unmöglichkeit für Straßer, die Differenz noch aufzuholen. Erst recht nicht, nachdem sich der 31-Jährige mit seinen Prestige-Siegen in Kitzbühel und Schladming endgültig in der Weltspitze der Technikfahrer etabliert hat.
Satte 400 Punkte sind in diesem Winter noch zu vergeben. Feller, der ebenfalls im Riesenslalom zu den Topfahrern gehört, ist dank seiner drei Saisonsiege zwar klar in der Pole Position, kann sich im Gegensatz zu Straßer aber nicht einzig allein auf eine Disziplin konzentrieren. Der wiederum musste beim Weltcup in Chamonix einen Rückschlag hinnehmen, als er beim Sensationssieg von Daniel Yule nur 14 wurde. Auch zuletzt in Bansko gab es keine Gelegenheit, zurück in die Spur zu finden, nachdem das Rennen wetterbedingt abgebrochen werden musste.
Ende einer 34-jährigen Durststrecke?
Nun also Palisades Tahoe. In Kalifornien schaffte Straßer im vergangenen Jahr mit Platz zehn ein gutes Ergebnis und konnte dabei auch Feller hinter sich lassen. Bei den drei weiteren noch ausstehenden Rennen in Aspen, Kranjska Gora und Saalbach-Hinterglemm fuhr Straßer dagegen bisher immer hinterher. Will er am Ende der Saison als erster Deutscher seit Armin Bittner 1990 wieder ein Kristallkugel in die Höhe recken, bedarf es also einer klaren Steigerung. Dass Linus Straßer dazu imstande ist, hat er in diesem Winter bereits eindrucksvoll bewiesen.
Das Aufgebot für die Männer-Weltcups in Palisades Tahoe Riesenslalom:
- Anton Grammel (SC Kressbronn)
- Fabian Gratz (TSV Altenau)
- Stefan Luitz (SC Bolsterlang)
- Alexander Schmid (SC Fischen)
Slalom:
- Fabian Himmelsbach (SC Sonthofen)
- Sebastian Holzmann (SC Oberstdorf)
- Linus Straßer (TSV 1860 München)
- Anton Tremmel (SC Rottach-Egern)