Ski Alpin Dreßen mit Verzicht - DSV mit Problemen
Eigentlich hat Thomas Dreßen eine besondere Beziehung zu Kitzbühel und der legendären Streif. Ob er in diesem Jahr an den Start gehen wird, ist zumindest fraglich. Am Mittwoch (17.01.2024) verzichtete der Sieger von 2018 schon mal auf die zweite Übungseinheit auf der anspruchsvollen Strecke. Insgesamt hat der Deutsche Skiverband (DSV) aktuell ein massives Problem in den Speed-Disziplinen. Die Verantwortlichen rätseln, warum das so ist.
Thomas Dreßen hat aus gesundheitlichen Gründen das zweite Training auf der Streif ausgelassen. "Ich möchte mein Knie schonen, ich habe mir gestern alles angeschaut und weiß wo die Kriterien liegen", sagte er. Der 30-Jährige, der vor sechs Jahren beim Hahnenkammrennen seinen ersten Weltcup-Triumph feiern konnte, hatte bereits nach dem ersten Trainingslauf am Dienstag einen möglichen Verzicht angekündigt, je nachdem, "wie sich das Knie verhält".
Dreßen: "Bitter, wenn der Körper nicht mehr mitspielt"
Deutschlands Vorzeige-Alpiner kämpft seit längerem mit gesundheitlichen Problemen, vor allem das rechte Knie ist ramponiert. Am vergangenen Wochenende konnte er bei der Lauberhorn-Abfahrt nicht bis zum Schluss durchhalten, weil der Körper nicht wollte. "Man haut sich voll rein und ich probiere wirklich alles, aber es ist bitter, wenn halt einfach der Körper nicht mehr so mitspielt", erklärte er später aufgelöst. Am Montag war Dreßen in München noch einmal in ärztlicher Behandlung, eine schnelle Rehabilitation scheint es aber nicht zu geben.
Dreßens rechtes Knie ist eine allzu große, allerdings nicht die einzige Baustelle in einer Mannschaft, die den besten deutschen Abfahrer der Weltcup-Geschichte gesund und in guter Form dringend brauchen könnte. Ein neunter Rang von Romed Baumann Mitte Dezember in Gröden - mehr haben die noch vor zwei Jahren so starken deutschen Schnellfahrer bislang nicht zustande gebracht in diesem Winter.
Rätselraten bei Alpinchef Maier
Alpinchef Wolfgang Maier zieht vor dem Saisonhöhepunkt deshalb ein ernüchtertes Zwischenfazit in der einstigen Vorzeigesparte. Die bisherigen Saisonleistungen in der Königsdisziplin seien "mehr als enttäuschend", sagte er dem SID: "Wir hatten immer wieder mal einen Durchhänger, aber dass wir kollektiv so hinterherfahren - ich weiß nicht, wann das in meiner langen Zeit mal der Fall war." Der Deutschen Presse-Agentur erklärte er, es habe in den vergangenen Rennen einen "beachtlichen Leistungsrückgang" gegeben.
Über die Gründe für die Misere rätselt der erfahrene Maier. "Sind wir zu alt? Sind wir noch bereit, dieses Risiko einzugehen, das im Augenblick gefordert ist? Sind wir noch bereit, so zu fahren, wie man es tun muss, um erfolgreich zu sein?" Schnelle Lösungen gibt es nicht, als umso bitterer empfindet Maier deshalb die anhaltenden Probleme von Dreßen. "Wir kriegen es leider nicht in den Griff", sagte er, "dabei bräuchten wir einen Leader wie den Tom."
Baumann und Sander weit von der Bestform entfernt
Nicht zuletzt Baumann ist gewillt, den Trend umzukehren - wenn auch ausgerechnet auf der Streif. "Der Plan war, dass ich hier einen Schlussstrich ziehe und mich von der ersten Fahrt weg wieder aufs Wesentliche konzentriere", sagte Baumann, "im ersten Training ist es mir ganz gut gelungen." Bei besagter erster Fahrt kam er als Zehnter ins Ziel, bei der zweiten nur als 47., aber "da bin ich ein bisschen ausgerutscht", sagte er.
Auch Andreas Sander, vor drei Jahren WM-Zweiter, wünscht sich nichts sehnlicher als einen Neustart. Nach seinem zwölften Rang im zweiten Training, das zugleich das letzte war (am Donnerstag ist Ruhetag), sagte er: "Man hofft. Aber Hoffen hilft momentan nicht. Das reicht nicht." Sander will bis Freitag noch am Material tüfteln, "aber das", gibt er zu, "ist nicht mein Problem." Sondern? "Das Selbstvertrauen stimmt nicht."