Streit mit FIS und Eliasch Explosiver Machtkampf - Es droht ein Skisport-Beben
Im Skisport tobt ein Machtkampf zwischen FIS und Nationalverbänden. Die großen Pläne von Präsident Johan Eliasch werden zur Zerreißprobe. Der Deutsche Skiverband (DSV) ist mittendrin - und zum Äußersten bereit.
Der Skisport-Weltverband FIS und sein Präsident Johan Eliasch planen nicht weniger als eine Revolution des traditionellen Wintersports und träumen von globalem Hochglanz-Entertainment. Doch die Realität sieht anders aus: Es herrscht Dauer-Zoff mit den nationalen Verbänden.
DSV-Sportdirektor erwägt nächste Eskalationsstufe
Das Investigativ-Format Sport inside veröffentlichte zuletzt Details im "Machtkampf um den internationalen Skisport". Mehrere mitteleuroäische und skandinavische Verbände, darunter auch der DSV, haben demnach bereits eine Interessenvertretung gebildet, um die FIS zum Einlenken zu bewegen - und eventuell noch einen Schritt weiter.
DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier würde sogar einen Bruch mit der FIS in Kauf nehmen. "Das wäre mir ehrlich gesagt ganz recht", sagte der 63-Jährige am vergangenen Wochenende im Interview mit BR24Sport. Nach einer neuerlichen Saison voller Kontroversen sei die Zeit der Kompromisse nun vorbei, man müsse "klare Kante zeigen" und dem FIS-Präsidenten klar machen, "wo seine Limits sind".
Eliaschs Visionen vom globalen Skisport
Konkret geht es um die Zukunft des Skisports. Eliasch sieht dringenden Handlungsbedarf und hat bereits einen bunten Strauß an Visionen: Preisgelder in Millionenhöhe wie im Tennis, dazu eine globale Rennserie wie in der Formel 1 in den Wachstumsmärkten Amerika und Asien - und zwar möglichst das ganze Jahr über, losgelöst von Klimafragen.
Skirennen in Saudi-Arabien, Skispringen in Brasilien - die FIS-Verantwortlichen wollen den Eventkalender sowohl geografisch als auch zeitlich ausdehnen. Eliasch hatte nach seiner umstrittenen Wiederwahl im Mai 2022 noch einmal verdeutlicht, dass er "ein klares Mandat zur Veränderung", habe. Die FIS müsse für alle ihre Mitglieder da sein und wegkommen vom Verband der "wenigen Auserwählten", also der Europäer.
Ski-Nationen erzürnt - Ausstieg aus der FIS?
Mit diesen Worten erzürnte Eliasch genau diese Europäer, die sich unter anderem in Person von DSV-Chef Maier immer öffentlich zur Wehr setzen. Das letzte Wort jedoch, das betont Eliasch nur zu gerne, hat in der aktuellen Konstellation die FIS als Rechteinhaber des Weltcups. So soll die Vermarktung der Veranstaltungen künftig zentral vom Weltverband geregelt werden.
Für die austragenden Länder, in denen die Weltcups stattfinden, würde dies mit deutlichen finanziellen Einbußen einhergehen. Dies gilt besonders für die Top-Events in Kitzbühel oder Schladming. Genau deshalb haben sich die großen Ski-Nationen einen Plan B in den Schrank gelegt. Die Gründung einer von der FIS unabhängigen "Super League" des Ski. Mit dabei wären Deutschland und Österreich sowie die Schweiz, Italien, Norwegen und Schweden. Gemeinsam veranstalten sie aktuell 65 Prozent der Weltcups.
"Konstruktives" Treffen mit Eliasch
DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach machte gegenüber dem SID klar, dass eine derartige Absspaltung "definitiv nicht unser präferiertes Modell" sei. Es zeigt jedoch, wie mächtig die "Allianz der Abtrünnigen" im Extremfall wäre.
Vor rund drei Wochen fand ein erstes Schlichtungsgespräch zwischen den Nationalverbänden und der FIS in Zürich statt. "Wir haben unsere Bedenken und Sorgen geäußert, Ideen reingebracht", sagte Schwarzbach über das "konstruktive Gespräch in vernünftiger Atmosphäre".
Eliasch habe die Gegenseite durchaus gehört, gar "Verständnis" gezeigt. Am Rande des Weltcup-Finales der Alpinen in Saalbach-Hinterglemm (ab Freitag in der Sportschau) soll eine zweite Runde folgen. Doch die Zweifel bleiben groß. Nicht wenige sehen die Vertrauensbasis mit Eliasch als zerstört an.
Sollte es keine Lösung geben, drohte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer bereits, "muss man sich über Alternativkonzepte Gedanken machen" - die Super League eben. Der frühere ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht "den richtigen Zeitpunkt" dafür als gekommen an und sagte bei Sport Inside: "Das hätte schon Phantasie."
Unter einem solchen Zerwürfnis mit der FIS würde die ein oder andere Disziplin "massiv leiden", das Ziel sei daher "nach wie vor", mit dem Weltverband zu einer Lösung zu kommen. Grundsätzlich, sagte Schwarzbach, könne man der Zentralvermarktung "einiges abgewinnen". Auch die Verbände sähen die Notwendigkeit zur Modernisierung.