Weltcup im Rodeln Felix Loch - Hackls Weggang brachte "neue Ansätze"
Vor Monaten war der Abgang des Rodel-Tüftlers Georg Hackl noch ein "Riesenverlust", mittlerweile herrscht Gelassenheit. Viel drängender ist für die Rodler die Frage um die Zukunft der Bobbahn am Königssee.
Es war die Nachricht des Sommers im Rennrodeln. Der frühere Vorzeigerodler und Techniktrainer Georg Hackl wechselte nach Österreich. Deutschland verlor seinen "Rodel-Professor", den emsigsten Schlittentüftler des Landes. Das Bedauern war groß, Alexander Resch, Vorstand des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD), bezeichnete Hackls Weggang als "Riesenverlust". Schließlich bestand die Sorge, dass Deutschland um seine Vormachtstellung im Eiskanal fürchten muss.
Mittlerweile sind ein paar Monate vergangen und das deutsche Team sieht Hackls Fehlen deutlich gelassener. "Es macht sich überhaupt nicht bemerkbar", sagte der Olympiasieger von 2014 und 2018 Felix Loch bei der BSD-Auftaktpressekonferenz für die neue Saison am Freitag (11.11.2022) sogar. "Christian Thurner hat seine Nachfolge angetreten. Er ist als zweiter Mechaniker schon lange dabei. Bis jetzt haben wir uns auf jeden Fall nicht verschlechtert. Alles Schlechte hat auch etwas Gutes."
Loch blickt zuversichtlich in die Zukunft
Loch, der mindestens bis zu den Olympischen Spielen 2026 weiterfahren will, untermauert dies, weil gerade in der Zusammenarbeit mit Thurner ein anderer Blick erkennbar sei und neue Ideen entstehen: "Wir haben auch die einen oder anderen neuen Ansätze. Da blicke ich sehr, sehr zuversichtlich in die Zukunft."
Wetten laufen übrigens keine zwischen den beiden Oberbayern Loch und Hackl. Anfang Dezember geht es für die Rennrodler im Weltcup los - mit einem Heimspiel für Hackls Mannschaft in Innsbruck-Igls.
Erwartungen an Hackl in Österreich hoch
"Ganz so einfach wird es für den Schorsch mit Sicherheit da auch nicht. Da werden auch gewisse Erwartungen in ihn gesetzt, die er erstmal erfüllen muss. Ich bin gespannt, wie sich das die nächsten Jahre dort entwickelt", findet Loch, der "keine Angst hat, dass uns die Österreicher um die Ohren fahren". Vielmehr freut er sich auf den Saisonstart - und dass er Hackl auch auf der Strecke wieder begegnet.
Ansonsten blickt der 33-Jährige auch mit Freude auf die Rennen in Nordamerika, nach drei Jahren coronabedingter Pause sind die Rodler dort wieder unterwegs. Und der nach dem Rücktritt von Olympiasieger Johannes Ludwig unangefochtene Frontmann der Deutschen sagt mit einem Schmunzeln: "Ich bin leichter denn je. Ich glaube, es passt ganz gut. Die Vorbereitung im Sommer hat wie jedes Jahr super funktioniert."
Berreiter und Taubitz bei Frauen gesetzt
Ähnlich sieht es bei den Frauen aus: "Normalerweise ist es so: Wo wir sind, ist vorne", sagt Anna Berreiter, Lochs Vereinskollegin vom RC Berchtesgaden. Dem Team fehlt zwar die schwangere Olympiasiegerin Natalie Geisenberger als erfahrene Top-Athletin, Peking-Silber-Gewinnerin Berreiter und Julia Taubitz gelten aber beide ebenfalls als Siegfahrerinnen.
Kunsteisbahn am Königssee zerstört - weniger Trainingsmöglichkeiten
In Lochs, Hackls und Berreiters Heimat beschäftigt die Menschen aber nicht nur die aktuelle Saison, sondern auch die Zukunft. Schließlich wurde die Kunsteisbahn am Königssee im vergangenen Jahr bei einem schweren Unwetter zerstört.
Für Berreiter und Loch heißt das: Trainiert wird nun nicht mehr vor der Haustür, sondern in Innsbruck, Oberhof oder Altenberg. "Wir sind schon viel mehr unterwegs und weniger Tage zu Hause", sagt die 23-jährige Berreiter. "Normalerweise sind wir da bei Top-Bedingungen runtergerast, hatten qualitativ hochwertige Läufe, die uns vorangebracht haben."
Hoffnung auf Königssee-Rückkehr 2024
Nach dem Unwetter schaffte der BSD zwar seine erfolgreichste Saison überhaupt - mit Olympiasiegen in fast allen Klassen (nur im Monobob nicht). Trainieren ist aber weiterhin nur in Winterberg, Altenberg und Oberhof, nicht aber am Königssee möglich. Athleten und Verantwortliche betonen unisono: "Wir brauchen die Bahn für den Profisport, aber auch für den Nachwuchs." Der Wiederaufbau treibt sie derzeit am meisten um beim BSD, doch noch herrscht Stillstand an der Baustelle.
BSD-Vorstand Thomas Schwab gab am Freitag Einblick in die weiteren Planungen. Erst im Mai des nächsten Jahres werde der Berchtesgadener Kreistag entscheiden, ob gebaut werden kann. Geplanter Baubeginn sei dann der 30. August 2024. "Aber wir planen auch eine Interimsmaßnahme: dass man eine Reparaturmaßnahme vorzieht", erklärte Schwab. "Dann können wir leicht optimistisch sein, dass wir im Dezember 2024 den Sportbetrieb aufnehmen können."
Ein deutlich herberer Verlust als Georg Hackl wäre nämlich ein mögliches Ende seiner Heimbahn für den Bob- und Schlittenverband Deutschland. Schließlich geht es da nicht nur um die Rodel-Gegenwart, sondern auch um die möglichen Nachfolger von Hackl, Berreiter und Loch in der Zukunft.