Rücktritt vom Rücktritt Paukenschlag im Rodeln: Toni Eggert gibt sein Comeback
Der Seriensieger kehrt in die Eisrinne zurück: Rennrodler Toni Eggert wird in der kommenden Saison wieder starten, mit einem neuen Partner und einigen Zielen.
Die Lust, die Motivation und der Ehrgeiz waren einfach zu groß: Gut sechs Monate nach seinem Rücktritt macht Rodler Toni Eggert die Rolle rückwärts und kehrt zur neuen Saison in den Rodel-Zirkus zurück. Der 35-jährige Ilsenburger, der gemeinsam mit Sascha Benecken im Doppelsitzer (fast) alles gewann, was es zu gewinnen gibt, wird künftig mit dem 22-jährigen Florian Müller aus Oberwiesenthal die Fahrt durch die Eisrinne angehen. Müller war bisher im Einzel unterwegs und gehörte zum B-Team.
"Müssen gemeinsam rodeln lernen"
Es ist also auch ein kleines Experiment und Wagnis für beide Seiten. "Wir müssen gemeinsam rodeln und starten lernen", bringt es Eggert im Sportschau-Interview auf den Punkt. Das zweite Ziel sei der Startplatz im Weltcup. Nur drei deutsche Doppelsitzer qualifizieren sich, die Entscheidung fällt in internen Ausscheidungen. "Wenn wir unseren Job gut machen, ist es realistisch, dass wir es schaffen", so der mehrfache Weltmeister, dem lediglich Olympia-Gold in seiner Sammlung fehlt.
Ist das ein Ziel? "Natürlich. Das möchte jeder Sportler erreichen", sagt Eggert, schiebt aber direkt hinterher: "Ich würde aber nicht sagen, dass wir auf Teufel komm raus 2026 Gold holen müssen. Ganz im Gegenteil: Florian ist noch sehr jung und es muss nicht unsere letzte Olympiachance sein. Wir haben noch ein paar Jahre Zeit, wenn wir das wollen", lacht der in Oberhof trainierende Eggert.
Hackl und Demtschenko beste Beispiele
Rodler jenseits der 40 sind keine Seltenheit. Georg Hackl rodelte im gehobenen Alter noch erfolgreich, auch Albert Demtschenko saß mit 42 im Weltcup auf dem Schlitten. "Das ist alles machbar und je älter man ist, desto mehr Erfahrung hat man und die ist im Rodeln viel wert", weiß Eggert, für den Rodeln künftig wieder die erste Geige spielt.
Das ist alles machbar und je älter man ist, desto mehr Erfahrung hat man und die ist im Rodeln viel wert.
Nach seinem Rücktritt ist er nicht mehr durch den Eiskanal gerast, trainiert hat er fast ein Jahr nicht. Dennoch ist er guter Dinge. Direkt nachdem die Entscheidung feststand und Müller "Ja" zu dem Doppelsitzer-Deal gesagt hatte, startete Eggert mit dem Athletiktraining. Müller stellte direkt sein Training um. Muskelmasse, die er für das Einzel gebraucht hätte, ist im Doppelsitzer nicht unbedingt ein Erfolgsrezept.
Eggert: Zuschauen tat weh
Und erfolgshungrig ist Hobby-Pilot Eggert, der eine Cessna fliegen darf und als Fluglehrer arbeiten kann, nach wie vor. Nachdem das erfolgreiche Doppelsitzer-Duo Eggert/Benecken im August 2023 seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, genoss er zunächst den Herbst ohne Druck und ohne Trainingsplan, aber "als ich das allererste Mal zuschauen musste, wie die anderen gerodelt sind, tat mir das sehr weh", erzählt der 35-Jährige.
Traten im August zurück: Das Doppelsitzer-Duo Eggert/Benecken.
Schon in der vergangenen Saison - als sich abzeichnete, dass Sascha Benecken aufhören werde - war sich Eggert nicht sicher, wie seine Zukunft aussehen soll. Damals kreisten schon Gedanken, mit einem neuen Partner weiterzufahren, in seinem Kopf. Aus Spaß fragte er schon Florian Müller. "Wir haben das aber nicht weiterverfolgt", gibt er schmunzelnd zu. Der Respekt und die Gefahr, dass es nicht mehr so erfolgreich laufen könnte, seien zu groß gewesen, so der erfolgsverwöhnte Athlet beim Blick in den Rückspiegel.
Wertvolle Erfahrungen als Trainer gesammelt
Also trat Eggert zurück, nutzte die Auszeit und spricht nun von einem "interessanten Lehrjahr, um herauszufinden, was ich im Leben machen will“. Lange dauerte es nicht, bis ihm klar war, dass sein Platz auf dem Schlitten der richtige ist. Im Trainerteam der amerikanischen Rodler sammelte er Erfahrungen, weiß wie sich der Rollentausch anfühlt und hat Respekt vor dem Trainerjob. Ob das später sein Weg sein kann, weiß Eggert noch nicht. Das ist Zukunftsmusik. Jetzt zählt das Comeback als Rodler und darauf ist sein ganzer Fokus gerichtet.