Nordische Ski-WM Inspiriert von "Eddie the Eagle" - indische Langläuferin will zu Olympia
Während die Wettkämpfe bei der Nordischen Ski-WM so langsam in Fahrt kommen, haben einige Athleten ihr Rennen bereits absolviert. Sie gelten gemeinhin als die "Exoten" der Szene. Aber sie haben selbst große Ziele - so zum Beispiel die Inderin Bhavani Thekkada Nanjunda. Sie möchte ein Vorbild und Inspiration für ihre Landsfrauen werden.
Blickt man in die Startliste der Qualifikation für die Langlauf-Wettbewerbe fallen die zahlreichen unterschiedlichen Fahnen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen ins Auge. Brasilien, Chile, Haiti, Nigeria gelten ebenso wenig als Wintersportnationen wie Indien. Mit dem Vielvölkerstaat in Südostasien verbindet man in erster Linie Cricket und dann vielleicht noch Fußball, aber Langlauf? Dabei hat Indien eigentlich gute Voraussetzungen für Schneesport. Im Himalaya, dem "Dach der Welt", gibt es die höchsten Berge der Erde, trotzdem ist die Popularität des Wintersports noch nicht so groß.
Das möchte Bhavani Thekkada Nanjunda ändern. Die 27-Jährige möchte im Langlauf historisches Erreichen: "Wir hatten noch nie eine weibliche Langläuferin aus Indien bei Olympia, ich hoffe, ich kann die erste sein", lautet ihr Langzeitziel. Dafür habe sie in den letzten drei Jahren viel investiert. Denn erst 2020 stand sie das erste mal auf Langlauf-Skiern und erfüllte sich damit einen Traum. "Ich habe den Film über "Eddie the Eagle" gesehen, das hat mich inspiriert. Außerdem habe ich die Karriere von Marit Björgen verfolgt - ich bin ihr größter Fan. Ich habe immer ihre Videos gesehen und wollte selbst Langlauf probieren", erklärt Thekkada Nanjunda. Michael Edwards - besser bekannt als Eddie the Eagle - hatte es 1988 trotz aller Widrigkeiten zu den Olympischen Winterspielen in Calgary geschafft.
Liebe auf den ersten Blick
Als Thekkada Nanjunda dann die Möglichkeit bekam, Langlauf zu probieren, war sie sofort hin und weg: "Ich habe mich sofort in diese Sportart verliebt." Seitdem habe sie sich "365 Tage im Jahr" voll auf Langlauf konzentriert und immer hart trainiert. Die ganzen letzten drei Jahre. Nach einigen Rennen im unterklassigen FIS-Cup ist sie nun erstmals bei einem Großevent dabei. "Es ist einfach super hier. Hier kann ich die besten Athleten der Welt sehen. Es ist für mich eine völlig andere Erfahrung als sonst", erzählt sie begeistert.
Dabei lagen zwischen ihr und dem Wintersport zunächst Welten. Geboren und aufgewachsen ist sie in Kodagu, einem Bundesstaat im Süden Indiens, der näher am Äquator als an den Bergen liegt. Zum Gebirge waren es fast 2.300 Kilometer, das ist, als würde man von Berlin bis nach Gibraltar reisen. Nun ist sie die erste Südinderin, die bei den nationalen Meisterschaften einen Titel gewinnen konnte - nicht nur im Langlauf, sondern auch im Biathlon. Ihr Fokus aber liegt auf den Wettkämpfen ohne Gewehr. Durch ihre Erfolge bei den indischen Meisterschaften wurde sie für Planica nominiert.
Vorbild für die nächste Generation
In Indien gibt es im Norden des Landen in der Region um Kashmir und Himachal drei Skigebiete, wo Thekkada Nanjunda und ihre Mitstreiter ihrem Sport nachgehen können. Die Voraussetzungen der Natur seien hervorragend, allerdings müsse sich noch einiges in der Infrastruktur verbessern. Aber auch da erkennt sie bereits deutliche Verbesserungen. Das wirke sich auch auf Nachahmer aus: "Seit ich vor drei Jahren angefangen habe, sieht man immer mehr Frauen auf der Strecke."
Für diese will Thekkada Nanjunda ein Vorbild sein: "Am Anfang habe ich Langlauf einfach aus Spaß gemacht, aber ich habe gemerkt, dass man als Athlet einen sehr disziplinierten Lebensstil hat und dass die Menschen mich als Inspiration sehen. Das möchte ich für die nächste Generation sein." Sie ist sich sicher, dass Indien sich entwickeln wird im Wintersport - sogar den ganz großen Wurf hält sie für möglich. "Vielleicht kann ja in ein paar Jahren jemand aus Indien eine Medaille bei Olympischen Spielen holen", blickt sie mit einem Lächeln voraus. Zunächst einmal aber will sie ihr persönliches Ziel erreichen: Sie will 2026 bei den Olympischen Spielen ihr Land repräsentieren.