Therese Johaug beim Überqueren der Ziellinie in Lillehammer

Langlauf Therese Johaug mit furiosem Comeback und großen Plänen

Stand: 13.12.2024 10:47 Uhr

Als wäre sie nie weggewesen: Die Norwegerin Therese Johaug läuft schon wieder vorneweg. Für die WM in Trondheim hat sie ein spezielles Ziel.

Von Marlene Santel

Beim dritten Anlauf hat alles gepasst. Nachdem sich Johaug bei den ersten Weltcup-Rennen im finnischen Ruka noch mit einem zweiten und einem vierten Platz begnügen musste, führte in Lillehammer kein Weg an der viermaligen Olympiasiegerin vorbei. Über zehn Kilometer in der klassischen Technik war die Norwegerin mit ihrer Landsfrau und Dauerrivalin Heidi Weng lange gleichauf. Doch als Johaug auf die Zielgerade einbog, war klar: Es wird der erste Weltcupsieg für die 36-Jährige nach ihrem Comeback – der erste Weltcupsieg nach rund zweieinhalb Jahren.

Und nur zwei Tage später packte die Norwegerin beim Skiathlon über die 20 Kilometer noch einen drauf. In der zweiten Rennhälfte in der freien Technik setzte sie sich immer weiter von den Verfolgerinnen ab. Zwischenzeitlich führte Johaug mit über einer Minute Vorsprung, den sie am Ende locker ins Ziel brachte. Der Doppelerfolg und ihr 84. Weltcupsieg waren perfekt. Damit unterstrich sie auch ihre Titelambitionen für die Weltmeisterschaften in Trondheim Ende Februar.

Rücktritt vor zweieinhalb Jahren

Ihren letzten Weltcupsieg vor ihrem Comeback feierte Johaug vor gut zweieinhalb Jahren im März 2022. Bis zu diesem Zeitpunkt standen sage und schreibe 14 Weltmeistertitel, vier Olympiasiege und 82 gewonnene Einzel-Weltcups zu Buche. Dann trat die Langlauf-Dominatorin zurück. Und zwar nicht, weil sie keine Lust mehr auf Wettkämpfe hatte. Auf einer Pressekonferenz des norwegischen Skiverbandes sagte sie: "Ich liebte, was ich tat, aber der Wunsch und der Traum, Mutter zu werden, waren so groß, dass es sich gelohnt hat, aufzuhören."

Therese Johaug

Therese Johaug

Ein Jahr später – im Mai 2023 – brachte Johaug ihre Tochter zur Welt. Dem Sport blieb sie während ihrer Weltcuppause aber treu. Auf ihrem Social-Media-Profil teilte sie ihren Fans mit, dass sie weiter trainiere – sei es im Kraftraum, auf Skirollern oder natürlich in der Loipe. Dazu arbeitete sie in den vergangenen zwei Jahren als Langlauf-Expertin beim norwegischen Fernsehen.

Comeback Step by Step

Ganz ohne Wettkampf und Nervenkitzel ging es für die Norwegerin aber auch nicht. Im März 2024 lief Johaug beim Engadin-Frauenlauf in Norwegen ihr erstes Rennen nach der Babypause. Und wie! Von Beginn an konnte keine ihrer Konkurrentinnen mithalten und sie gewann mit mehr als dreieinhalb Minuten Vorsprung. Trotzdem war nach dieser beeindruckenden Vorstellung noch nicht klar: Wird sie zurück in den Weltcup kommen?

Bei den nationalen Meisterschaften in Norwegen wurden die Comeback-Spekulationen drei Wochen später weiter befeuert. Das Rennen über die 30 Kilometer gewann Johaug mit großem Vorsprung – weit vor dem etabliertem Weltcup-Team. Und im August 2024 machte sie es dann selbst offiziell: Sie ist zurück im norwegischen Weltcup-Team. "Und ich möchte meinem Traum von der Weltmeisterschaft auf heimischem Boden eine Chance geben", teilte sie auf Instagram mit.

Heim-WM in Trondheim als Motivation

Von Anfang an war spekuliert worden, ob Johaug anlässlich der nordischen Weltmeisterschaften im eigenen Land noch einmal zurückkommt. Nun ist sie wieder da – und zwar mit großen Ambitionen. Zum ersten Mal wird bei den Frauen bei dieser WM der Titel für den Marathon, die 50 Kilometer, vergeben. Dieses historische Event habe die 36-Jährige am meisten gereizt. Und ihr Ziel ist klar: "Ich träume davon, Gold zu gewinnen", sagte sie auf der Pressekonferenz.

Trotzdem muss auch Therese Johaug möglichst verletzungsfrei und gesund durch den Winter kommen. Sie sagt selbst, dass die Tour de Ski für sie in diesem Jahr nicht infrage komme. Trotzdem wolle sie an allem teilnehmen, was möglich ist. Also wird sie wohl auch beim Weltcup in Davos (13. bis 15. Dezember) wieder voll angreifen.