Weltcup in Lillehammer Langlauf - Hennig schrammt an der Sensation vorbei
Langlauf-Olympiasiegerin Katharina Hennig hat ihren ersten Sieg im Weltcup dramatisch verpasst. Die US-Amerikanerin Jessie Diggins war wenige Sekunden schneller. Bei den Männern setzten die Norweger ihre Festspiele auch ohne ihren Ausnahmeathleten Johannes Hoesflot Klaebo fort.
Langläuferin Katharina Hennig hat in Lillehammer ihren ersten Weltcup-Sieg hauchzart verpasst. Die 26-jährige Olympiasiegerin überquerte beim Einzel-Wettkampf über 10 Kilometer im freien Stil dank einer grandiosen Vorstellung die Ziellinie nach 23:53,30 Minuten.
Einzig die US-Amerikanerin Jessie Diggins war 3,8 Sekunden schneller. Heidi Weng aus Norwegen komplettierte das Treppchen (+15,4 Sekunden). Für Hennig war es die fünfte Podestplatzierung ihrer Karriere - die erste im Freistil. Im Gesamtweltcup liegt sie nun auf Platz vier.
Hennig: "Im Leben nicht gedacht"
"Ich bin einfach mega überrascht, dass ich in einem Skating-Einzel-Rennen einen zweiten Platz erlaufe", sagte Hennig im Anschluss, "das hätte ich im Leben nicht gedacht."
Katharina Hennig glücklich im Ziel
Man habe in der Saisonvorbereitung gezielt einen "großen Fokus auf das Skating gelegt, damit ich mich dort steigere und ein ganzer Langläufer aus mir wird", fügte Hennig lachend an. "Ich freue mich sehr, dass das anscheinend Früchte getragen hat und bin super glücklich."
Carl überzeugt mit Platz sechs
Victoria Carl, gemeinsam mit Hennig Goldmedaillengewinnerin in Peking, rundete das traumhafte Ergebnis aus deutscher Sicht ab und wurde Sechste (+21,8 Sekunden). Damit machte sie auch die WM-Qualifikation perfekt. Sofie Krehl (+57,6) und Lisa Lohmann (+1:25,90 Minuten) landeten auf den Plätzen 22 und 31.
"Ich merke, dass ich noch nicht voll da bin. Da fehlt noch der letzte Kick", analysierte Carl ihr Abschneiden. "Ich bin aber sehr froh, dass wir uns als deutsche Mädels so unterstützen konnten. Wir haben im Sommer gut gearbeitet und das sieht man jetzt auch am Ergebnis."
Hennig sticht skandinavische Top-Läuferinnen aus
Hennig hatte bereits vor einer Woche beim Weltcup-Auftakt in Ruka mit einem dritten Platz im Klassik-Einzel begeistert. Und auch im freien Stil, der eigentlich nicht ihre Spezialität ist, zeigte sie sich erneut in blendender Form.
Nach 1,6 Kilometern hatte sie bereits die erste Richtzeit gesetzt. Erst die Verfolgungssiegerin von Ruka, Frida Karlsson, toppte ihre Zeit um gute drei Sekunden. Doch die deutsche Olympiasiegerin war weiter pfeilschnell unterwegs und schaffte es, die Konkurrenz auf Distanz zu halten.
Diggins entreißt Hennig den Sieg
Nach gut der Hälfte des Rennens hatte sie Karlsson bereits um 13 Sekunden distanziert. Deren Landsfrau Ebba Andersson, die in Ruka noch vor Hennig gesiegt hatte, konnte ebenfalls nicht mithalten.
Als auch die Norwegerin Weng nicht hinterherkam, war die Sensation für Hennig zum Greifen nah. Doch die Oberwiesenthalerin musste weiter zittern, weil Diggins auf der Strecke förmlich davonflog. In einem dramatischen Zielsprint hatte die US-Amerikanerin in der Endabrechnung schließlich knapp die Nase vorn.
Bundestrainer Schlickenrieder: "Sensationelles Ergebnis"
Bundestrainer Peter Schlickenrieder sprach nach dem Rennen von einem "sensationellen Ergebnis" und lobte insbesondere die Leistung von Hennig. "Das war sicherlich ihr bestes Skating-Rennen ever. Es war spannend bis zum Schluss. Sie kann heute sehr glücklich sein."
Auch mit den sechsten Platz von Carl war Schlickenrieder mehr als zufrieden. "Sie hatte den kleinen Nachteil, dass sie keinen in der letzten Runde hatte, mit dem sie mitlaufen konnte", sagte der Bundestrainer. "Daher ist ihr sechster Platz umso höher einzustufen. Die Formkurve zeigt bei allen nach oben."
Norwegische Festspiele beim Heimweltcup der Männer
Auch die Männer mussten über die zehn Kilometer im freien Stil auf die Strecke. Nicht mit am Start war Johannes Hoesflot Klaebo. Der norwegische Ausnahmeathlet, der bisher alle Weltcup-Rennen der noch jungen Saison gewinnen konnte, fehlte gesundheitlich angeschlagen.
Das Fehlen des zweimaligen Tour-de-Ski-Siegers konnte dessen Landsmann Iver Tildheim Andersen nutzen. Der 22-Jährige siegte nach 21:12,60 Minuten vor seinen Teamkollegen Didrik Tönseth (+2,8 Sekunden) und Hans Christer Holund (+9,1). Am Ende standen sage und schreibe neun Norweger in den Top Ten. Einzig der Brite Andrew Musgrave konnte sich als Vierter (+12,5) zwischen die Skandinavier schieben.
Gewann das 10-Kilometer-Rennen: Iver Andersen
Moch bester Deutscher
Aus deutscher Sicht konnte Friedrich Moch erneut überzeugen. Der dank zweier Top-15-Platzierungen bereits für die WM qualifizierte Memminger lieferte ein solides Rennen ab und wurde am Ende 16. (+44,9). "Es war ein sehr hartes Rennen und auf den ersten Metern bis zum Ende hin ein ziemlicher Kampf. Aber ich bin trotzdem ganz zufrieden, auch wenn ich zu schnell gestartet bin", lautete Mochs Fazit.
Trainer Marc Steur ergänzte: "Beim Friedrich (Moch, Anm. d. Red.) war es vielleicht ein Tick zu viel. Da hat er über die Flachstücke am meisten Zeit verloren. Das müssen wir jetzt analyiseren und werden weiter dran arbeiten."
Brugger verzockt sich
Sechs Plätze dahinter reihte sich Lucas Bögl ein, der mit einem Rückstand von 48,8 Sekunden die Ziellinie überquerte. "Ich bin gut durchgekommen, es war eine solide Leistung nach dem letzten Wochenende. Es geht noch ein bisschen nach vorne, aber die Saison ist ja auch noch lang."
Janosch Brugger, der mit seinem achten Platz in Ruka bereits ebenfalls die WM-Norm geknackt hatte, legte mit der Startnummer zehn direkt ein hohes Tempo an den Tag. Dem musste er allerdings in der zweiten von drei Runden Tribut zollen und fiel deutlich zurück. Am Ende wurde es Rang 35 (+57,6). Gar nicht in Fahrt kam Albert Kuchler, der schon früh kontinuierlich in Rückstand geriet und letztlich 53. wurde (+1:23,70 Minuten).