Bob Nach schwerem Unfall: Schweizer Bobverband fordert Konsequenzen
Die weltbesten Bob-Piloten stecken mitten im Saisonhöhepunkt. Nach den WM-Läufen im Zweier am vergangenen Wochenende geht es am Samstag und Sonntag um Gold im Vierer. Für den Schweizer Bobverband Swiss Sliding ist die Weltmeisterschaft aber nur Nebensache.
Ja, es ist WM. Aber die ist für das Bob-Team aus der Schweiz in den Hintergrund gerückt. Vielmehr beschäftigt sich der Verband damit, wie der Sport künftig sicherer wird. Nach dem schweren Sturz des Viererbobs in Altenberg fordern die Eidgenossen die Gründung einer Sicherheitskommission und die Einsetzung eines Sicherheits-Delegierten.
Unabhängige Experten für mehr Sicherheit
"Der größtmögliche Schutz der Athletinnen und Athleten muss für einen Weltverband einer Rennsportart die allerhöchste Priorität haben", sagte Swiss Sliding-Präsident Sepp Kubli in einer Pressemitteilung am Montag (26.02.2024). Er verlange in diesem Gremium unabhängige Experten aus verschiedenen Bereichen wie Technik, Material, Bahnbau und Medizin sowie ein Athletenvertreter und eine Athletinnenvertreterin. Zudem solle ein ständiger Delegierter für Sicherheitsfragen vor Ort sein. "Es reicht uns nicht, wenn man uns beteuert, dass man sich darum kümmert", sagte Kubli, der den ehemaligen Weltklasse-Piloten und Materialexperten Christian Reich vorschlug.
Laut den Schweizern, die nach dem schweren Trainingssturz am 13. Februar in Altenberg lange um das Leben des schwer verletzten Anschieber Sandro Michel bangen mussten, seien die Sicherheitsrisiken, die zum Unfall in Altenberg führten, "seit Jahren bekannt, ohne dass IBSF hinreichende Maßnahmen ergriffen hat". Die geforderte Sicherheitskommission soll am Jahreskongress des Weltverbandes in Lake Placid im Juni beschlossen werden.
Michel nach drei Operationen zurück in der Schweiz
Anschieber Michel hatte sich beim Sturz seines Weltklasse-Piloten Michael Vogt schwere Verletzungen im Brustkorb und Beckenbereich zugezogen. Der 210 Kilogramm schwere Schlitten war mit drei gut hundert Kilogramm schweren Crewmitgliedern von der ansteigenden Zielkurve unkontrolliert zurück in die Bahn gerutscht und hatte den herausgeschleuderten liegenden Michel mit voller Wucht getroffen.
Mittlerweile konnte Michel nach drei Operationen in die Schweiz zurückgebracht werden. Pilot Vogt, der selbst bewusstlos war und sich kaum erinnerte, möchte seinen Anschieber in den nächsten Tagen besuchen. "Ich durfte schon mal mit ihm telefonieren zum Glück, er hatte noch relativ viel Schmerzmittel intus. Es hat mir persönlich gutgetan, dass es ihm gut geht, dass das Schlimmste verhindert wurde", sagte Vogt.
Lochner-Sturz endet glimpflicher
Auch der deutsche Pilot Johannes Lochner machte unliebsame Bekanntschaft mit der Bahn in Altenberg. Der Bayer kam bei seinem Trainingssturz aber glimpflich davon, sein Anschieber Erec Bruckert verbrachte mit einer leichten Gehirnerschütterung eine Nacht im Krankenhaus.
"Das war ein Sturz, den habe ich überhaupt nicht kommen sehen", schilderte Lochner den Vorfall im BR. "Normalerweise, wenn du merkst, dass du falsch bist, kannst du noch reagieren und es etwas korrigieren. So war es in dem Fall aber nicht." Lochner habe ein paar Sekunden gebraucht, um zu realisieren: "Oh kacke, wir liegen jetzt."
Sturz wie ein kleiner Überlebenskampf
In der Eisbahn zu stürzen, fühle sich ähnlich an wie ein Autounfall, erzählt Lochner, "nur, dass ein Autounfall meistens nach dem Einschlag vorbei ist. Bei uns geht's, wenn’s blöd kommt, eine Minute lang." In der Zeit sei man dem Eis komplett ausgeliefert, müsse im Bob bleiben, sich verstecken, sich möglichst klein machen. "Du bist da echt in einem kleinen Überlebenskampf, dass du so klein wie möglich in dem Bob bleibst und irgendwie nicht mit irgendeinem Körperteil aufs Eis kommst", so Lochner.
Zeitplan | Bob-WM | |
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01. März, 15 Uhr | Zweierbob Frauen 1. & 2. Lauf | |
02. März, 10 Uhr | Viererbob Männer 1. & 2. Lauf | |
02. März, 14.30 Uhr | Zweierbob Frauen 3. & 4. Lauf | |
03. März, 14 Uhr | Viererbob Männer 3. & 4. Lauf |