Fragen und Antworten Was ist beim Schießen im Biathlon zu beachten?
Biathlon besteht bekanntlich aus den Teildisziplinen Laufen und Schießen. Worauf es bei letztgenannter ankommt und was dort zu beachten ist, erklären wir hier.
Wie groß ist die Entfernung zwischen Schützen und Zielen?
Die Scheiben sind in den Wettkämpfen im Seniorenbereich (Weltcup, Weltmeisterschaften, Olympische Winterspiele) 50 Meter vom Schützen entfernt. In den Arenen der Weltcup-Orte besteht ein Schießstand aus mindestens 30 nebeneinander liegenden Bahnen.
Wie häufig wird pro Wettbewerb geschossen?
Das hängt von der Disziplin ab. Im Einzel, der Verfolgung, im Massenstart und im Single Mixed gibt es pro Athleten vier Schießeinlagen. Im Sprint, der Staffel und der Mixed-Staffel muss jeder Athlet nur zweimal schießen. Die Schießeinlagen teilen sich dabei in stehend und liegend.
Kann man auch zu viele Schüsse abgeben?
Gibt ein Sportler bei einer Schießeinlage mehr als fünf Schuss (bzw. acht in der Staffel) ab, so wird er disqualifiziert. Gleiches gilt auch, wenn einem die Patronen in den Schnee gefallen sind und man sie nicht einzeln nachlädt, sondern zu einem neuen Magazin greift.
Was sind die Unterschiede zwischen liegend und stehend Schießen?
Wie die Namen schon andeuten, liegen die Aktiven bei der einen Variante auf einer Matte, während sie bei der anderen das Gewehr stehend in den Anschlag nehmen. Neben der unterschiedlichen Körperhaltung ist der zweite Unterschied die Größe der Scheiben.
Wie groß sind die Scheiben?
Die Scheiben, auf die liegend geschossen wird, haben einen Durchmesser von 4,5 Zentimeter und sind damit etwas größer als ein handelsübliches Teelicht. Stehend ist die Zielfläche 11,5 Zentimeter groß, was einer neuen Klopapierrolle entspricht.
Denise Hermann-Wick im Liegendanschlag beim Weltcup 2020 in Oberhof.
Wie viele Scheiben müssen getroffen werden?
Die Biathletinnen und Biathleten haben auf ihrer Schießbahn fünf Scheiben, die sie abräumen müssen. Dafür gibt es in den Einzelwettbewerben fünf Schuss Munition. In den Staffeln werden drei Zusatzpatronen, die "Nachlader", gewährt.
Was passiert, wenn eine Scheibe nicht getroffen wird?
Jeder Fehlschuss kostet den Athlet oder die Athletin im klassischen Einzelwettbewerb eine Strafminute, die auf die fortlaufende Zeit aufaddiert wird. Deshalb sind in diesen Wettkämpfen die guten Schützen im Vorteil.
In allen anderen Wettbewerben (Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel, Single Mixed und Mixed) bedeutet jede stehengelassene Scheibe eine Strafrunde, die zu laufen ist. Die Strafrunde befindet sich am Ende des Schießstands.
Wie lang ist eine Strafrunde?
Eine Strafrunde beträgt 150 Meter, das entspricht etwa 20 bis 25 Sekunden Zeitverlust pro Runde. Einzig in der Single Mixed wird sie wegen des schnelleren Wettkampfmodus auf 75 Meter verkürzt. Gute Läufer können hier ihre Fehlschüsse also am besten kompensieren.
Was passiert, wenn zu wenige oder zu viele Strafrunden gelaufen werden?
Wer zu viel läuft, hat einfach Pech gehabt. Wird aber eine Strafrunde nicht absolviert, schlägt das gleich mit zwei Strafminuten zu Buche.
Was passiert, wenn auf die falschen Scheiben geschossen wird?
Das sogenannte "Crossfire" ist schon vielen Aktiven passiert. Bekommt die Athletin oder der Athlet rechtzeitig mit, dass falsch gezielt wurde, kann sie oder er sich korrigieren und die verbleibenden Patronen auf die Scheiben der richtigen Bahn schießen. Werden alle fünf Schuss auf die falsche Bahn gefeuert, bedeutet das fünf Fehlschüsse - egal wie viele Scheiben dort getroffen wurden. Fünf Fehlschüsse bedeuten also fünf Strafminuten bzw. -runden.
Glaubt der Unglücksrabe nun, auf die richtige Bahn geschossen zu haben und läuft nun keine oder zu wenige Strafrunden, wird das mit der entsprechenden Zwei-Minuten-Strafe pro nicht-absolvierter Runde bestraft.
Ein Stehendschießen während der Mixed-Staffel in Oberhof. Insgesamt 30 Aktive haben nebeneinander Platz.
Was passiert, wenn ein anderer meine Scheiben trifft?
Die Scheiben werden dann neu aufgezogen. Die bisherigen eigenen Treffer werden gewertet und der Sportler kann seine weiteren Schüsse abgeben. Für die Wartezeit bekommt er einen "angemessenen Zeitausgleich". Wie groß der ist, entscheidet die Jury von Fall zu Fall.
Was passiert, wenn man im falschen Anschlag schießt?
Nahezu legendär ist der Fauxpas von Darja Domratschewa beim Weltcup in Oberhof 2009. Im Massenstart kam sie als Führende zum zweiten Liegendschießen, blieb aber stehen und feuerte ihre Schüsse so ins Ziel. Damals wäre sie mit 5 mal 2 Minuten bestraft worden (sie gab von selbst auf). Heute droht eine Disqualifikation.
Mit welchen Gewehren wird geschossen?
Seit Ende der 70er Jahre wird im Biathlon mit Kleinkaliber-Gewehren geschossen, die mindestens 3,5 Kilogramm schwer sein müssen. Das Abzugsgewicht - also die Kraft bei der sich ein Schuss löst - muss mindestens 0,5 Kilogramm betragen.
Welche Hilfsmittel am Gewehr sind erlaubt?
Neben dem Diopter, durch den die Aktiven zielen, sind kleine Anbauten für die Munition erlaubt. Reservemagazine werden laut Regel in Vorrichtungen am Vorder- oder Hinterschaft mitgeführt. Auch Einzelpatronen - etwa für die Nachlader in den Staffel - können direkt in Schnellhalterungen am Schaft transportiert werden. Zudem darf das Gewehr beim Liegendschießen mit einem speziellen Riemen am Oberarm fixiert werden, um mehr Stabilität zu erhalten.
Was für Munition wird verwendet?
Die Biathleten und Biathletinnen schießen mit internationalen Standardrandfeuerpatronen 5,6 mm (0.22 lfB), welche aus Blei oder einer ähnlich weichen Material (z.B. Bleilegierung) hergestellt sind. Diese sind zwischen 2,55 und 2,75 Gramm schwer. Die Mündungsgeschwindigkeit der Geschosse darf 360m/s nicht überschreiten.
Was passiert, wenn ein Wettkämpfer Munition verliert?
Wird unterwegs Munition verloren, darf diese am Schießstand aufgefüllt werden. Merkt der Wettkämpfer dies bevor er auf der Schießbahn steht, darf er den Austausch am Waffenständer seines Teams selbstständig durchführen. Im anderen Fall und wenn keine Ersatzmunition mitgeführt wird, muss der Schießstandoffizielle informiert werden, der die Reservemunition an den Schießstand bringt. Das gilt auch, wenn Patronen am Schießstand versagen sollten.
Was passiert bei einem kaputten Gewehr?
Auch hier kann der Aktive selbstständig tätig werden und versuchen das Gewehr mit Hilfe eines Wettkampf-Waffenmeisters oder Schießstandoffiziellen zu reparieren oder, wenn das nicht möglich ist, sich ein neues Gewehr am Waffenständer abholen. Die Austauschwaffe muss aber im Vorfeld von einem Offiziellen freigegeben worden sein.
Gibt es einen Zeitausgleich bei einem kaputten Gewehr oder versagenden/verloren Patronen?
Nein.
Aus welchem Material bestehen die Scheiben?
Im Wettkampf sind lediglich Metallscheiben erlaubt, die auf zwei unterschiedliche Varianten die Treffer anzeigen. Das inzwischen am weitesten verbreitete System besteht aus elektromechanischen Scheiben, die beim Aufprall des Geschosses und beim Überschreiten eines im Regelwerk definierten Wertes von einer weißen Blende überdeckt werden. Außerdem gibt es noch das in Finnland entwickelte "Kurvinen-System", bei dem die Metallscheiben nach hinten wegklappen und so die fest verbundene Blende zum Vorschein kommt.
Beim Anschießen vor dem Wettkampf werden dagegen in erster Linie Kartonscheiben verwendet.
Was muss am Schießstand besonders beachtet werden?
Die Sicherheit hat im Biathlon und gerade am Schießstand höchste Priorität. Dazu gibt es die entsprechenden Sicherheitsvorgaben vom Ausrichterland, aber auch vom Veranstalter und dem Weltverband selbst.
Die wichtigsten Regeln am Schießstand sind, dass das Gewehr erst auf der Matte abgenommen werden darf und es wieder geschultert sein muss, bevor der Biathlet oder die Biathletin die Matte verlässt. Die Gewehrmündung muss sich während der Schießeinlage stets über den vorderen Rand der Schießrampe befinden und darf nicht in Richtung einer anderen Person zeigen. Auch auf sich selbst darf man die Gewehrmündung nicht richten.
Auch darf nur am Schießstand zu den vorgegebenen Zeiten Schüsse abgegeben werden. Ansonsten sind die Waffen immer ohne Munition zu transportieren. Allerdings ist es auch bereits vorgekommen, dass Athleten unabsichtlich einen Schuss außerhalb der Wettkampfanlage abgefeuert haben. Das zieht eine Disqualifikation für den nachfolgenden Wettkampf mit sich. Zuletzt passierte dies dem Norweger Sturla Holm Laegreid bei Trockenübungen im Hotel.