Biathlon-Massenstart in Ruhpolding Vanessa Voigt nach Fussel-Aufregung starke Fünfte
Nach den Hiobsbotschaften vor dem Rennen mit der Absage von Denise Herrmann-Wick, Anna Weidel und Marte Olsbu Röiseland erlebten die Fans zum Abschluss der Biathlon-Festspiele in Ruhpolding am Sonntag (15.01.2023) einen wahren Krimi.
Lisa Vittozzi (Italien) und die Französinnen Julia Simon und Anais Chevalier-Bouchet gingen im 12,5-Kilometer-Massenstartrennen nach dem letzten Schießen gemeinsam auf die Runde und lieferten sich einen packenden Dreikampf um den Sieg. Am Ende hatte Simon, die im Staffelrennen am Samstag geschont wurde, die meisten Kraftreserven. Sie gewann vor Vittozzi (+ 2,6 Sekunden) und Chevalier-Bouchet (+6,7), die am Ende abreißen lassen musste.
Julia Simon jubelt über ihren Sieg im Massenstart von Ruhpolding.
Voigt feiert fünften Platz
Die Deutschen, die ohne ihr heißestes Eisen im Feuer antraten - Herrmann-Wick sagte kurzfristig ab - gingen leer aus. Allerdings untermauerte Vanessa Voigt ihre starke Form. Die Thüringerin durfte bis zum letzten Schießen vom Podestplatz träumen. Ein Fehler (insgesamt zwei) war dann aber zu viel, um auf das Treppchen zu laufen. Voigt wurde starke Fünfte und präsentierte sich drei Wochen vor der Heim-WM in Oberhof (ab 08.02.2023) schon in guter Verfassung.
Für den Jahreshöhepunkt machte der Deutsche Ski-Verband keine Medaillenvorgabe. "Wir wollen bei jedem Wettkampf dabei sein. Bei den Staffeln wollen wir angreifen", sagte Sportdirektor Felix Bitterling: "Wenn es dann die eine oder andere Medaille wird, dann sind wir happy. Von strikten Medaillenvorgaben halten wir in unserem Team aber nichts."
Ein Fussel und viel Adrenalin
Aufregend war es für Voigt schon vor dem Rennen. Ein Fussel im Diopter verhinderte beim Anschießen den Durchblick. Die Trainer reinigten im Schnelldurchlauf und kurz vor dem Rennbeginn die Waffe. "Vielleicht gibt es einen Push", hoffte Frauen-Traner Kristian Mehringer.
In der Staffel hatte Voigt mit zehn Volltreffern geglänzt - und auch im Massenstart lieferte sie ab - und das trotz Fussels. Der war nämlich auch während des Rennens noch da. "Es war ein Nervenzirkus", schilderte Voigt das Geschehen: "Ich habe den Wettkampf mit Fussel gemacht und muss den Trainern danken, sie haben mich beruhigt. Ohne sie wäre ich gar nicht an den Start gegangen."
Voigt mit der achtschnellsten Laufzeit
Es wäre die falsche Entscheidung gewesen. Denn Voigt überzeugte trotz der Aufregung und heftete sich auf der ersten Runde an die Fersen von Simon. Beim ersten Schießen ließ sie den ersten Schuss des gesamten Feldes los, verfehlte aber eine der fünf Scheiben und musste in die Strafrunde. Auf der Strecke lief es für Voigt gut und mit einem fehlerfreien zweiten Schießen spülte es die Thüringerin wieder in Podestnähe.
In einer großen Gruppe kämpfte sie um den dritten Platz und hatte diesen auch mit einem fehlerfreien dritten Schießen weiter fest im Blick. Beim letzten Stehendanschlag verhinderte ein weiterer Fehlschuss einen Platz auf dem Podest. Am Ende fehlten 35 Sekunden zum "Stockerl".
Schneider wackelt am Schießstand
Die erst 21-jährige Sophia Schneider zahlte Lehrgeld. Auf ihrer Heimstrecke begann sie mit zwei Fehlern und lief damit am Ende des Feldes. Nach 20 Schüssen standen acht Strafrunden zu Buche. Damit wurde sie Letzte des 30er Feldes.
Herrmann-Wick soll geschont werden
Herrmann-Wick und Anna Weidel hatten ihren Start kurzfristig abgesagt. Die 34-jährige Sächsin fühle sich "nach den intensiven Belastungen der vergangenen Tage nicht zu 100 Prozent fit, sondern nur zu 95 Prozent", sagte Mehringer im Ersten. Mit Blick auf die Heim-WM in Oberhof solle kein Risiko durch eine weitere Wettkampfbelastung eingegangen werden. Auch Weidel pausierte. Sie war schon leicht angeschlagen in das Staffelrennen am Samstag gegangen.