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Wintersport-Podcast der Sportschau Benedikt Doll - drei Gründe fürs Karriere-Ende

Stand: 12.01.2023 14:48 Uhr

Im Wintersport-Podcast erzählt Benedikt Doll, warum er seine Biathlon-Karriere bald an den Nagel hängt, dass er für die Zeit danach schon einen Plan hat und wie er das Klima schützt.

Sportschau: Benedikt Doll, nach den Rücktritten von Arnd Peiffer und Erik Lesser bist du im Biathlon-Team in die Leaderrolle gerutscht. Hast du damit gerechnet, dass diese Saison so erfolgreich werden könnte?

Benedikt Doll: Der Einstieg war besser als in den letzten Jahren, darüber bin ich sehr glücklich, aber megaerfolgreich würde ich auch nicht sagen. Dafür hätte ich ein paarmal mehr auf dem Podest stehen müssen. Zum Thema Leaderrolle: Das kam ein bisschen schleichend. Irgendwann ist man halt der Älteste im Team. Aber es taugt mir ganz gut, macht Spaß und mit den Jüngeren im Team fühlt man sich gleich selbst auch wieder jünger.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 12.01.2023 10:46 Uhr

Sportschau: Ist es denn eine Rolle, die du gerne angenommen hast, oder warst du sonst eher jemand, der auch mal nichts sagen wollte?

Doll: Ich habe schon immer meine Meinung gesagt. Bei manchen Sachen halte ich mich raus, aber nicht, weil es irgendein taktisches Geplänkel ist, sondern weil es mich nicht interessiert; und was mich nicht interessiert, damit beschäftige ich mich auch nicht. Aber ansonsten bin ich keiner, der zurückhaltend ist, wenn er eine Meinung hat.

Sportschau: Du hast dein Karriereende nach dieser oder der nächsten Saison angekündigt. Welche Faktoren haben dich dazu bewogen?

Doll: Mein Alter (lacht). Nein, also es sind zwei Faktoren, die im Sport einfach auftreten. Mit 90 Prozent Motivation kann man zwar mal Trainingseinheiten absolvieren, aber mit 90 Prozent übers ganze Jahr erreichst du nichts mehr im Weltcup. Wenn man da das Gefühl hat, dass es einem schwieriger fällt, sich zu motivieren, muss man sich die Frage stellen: Will ich noch weitermachen?

Der zweite Punkt ist fast noch wichtiger: Ich will in meinem Leben noch etwas anderes machen. Ich mache zwar sehr gerne Biathlon und habe meinen Spaß dabei. Aber mit 40 nochmal anzufangen, etwas Neues zu studieren, ist zu spät. Jetzt ging die Saison gut los, und auch den Stress vor Wettkämpfen konnte ich gut regulieren. Jetzt schaue ich mal nach der WM, wie es weitergeht.

Sportschau: Hast du schon konkrete Pläne für die Zeit nach der Karriere?

Doll: Was ich gerade noch vergessen habe, ist das Thema Familie. Ich habe ja Nachwuchs bekommen und bin mit dem Sport 20 Wochen lang im Jahr unterwegs. Das ist schon ziemlich viel. Jedes Mal wenn ich jetzt daheim weggehe, habe ich das Gefühl, ich lass die zu Hause im Stich.

Und beruflich nach der Karriere interessieren mich die Themen Elektrotechnik und Informatik. Ob es dann ein Studium wird oder eine Lehre als Elektriker, das werde ich dann sehen. Als Trainer sehe ich mich eher weniger. Ehrenamtlich schon, weil mir der Sport sehr am Herzen liegt, aber beruflich sehe ich mich da nicht.

Sportschau: Ein großes Thema für dich ist auch der Klimawandel. Biathlon auf Rollen im Sommer ist für dich keine richtige Alternative, hast du in einem Interview gesagt - hat der Biathlon dann überhaupt noch eine langfristige Zukunft?

Doll: Der Gedanke im Hintergrund war dabei: Wann will ich Sport anschauen? Da ist es ja kein Geheiminis, dass das Interesse im Winter deutlich höher ist. Im Sommer bin ich draußen in der Natur und schaue nicht so viel Sport. Klar, mit Skirollern könnte man in die großen Städte gehen. Nach dem Vorbild "Biathlon auf Schalke". Aber die Frage ist, ob Biathlon auf Skirollern noch diesen Reiz hat, wie jetzt mit den Winterlandschaften. Da sitzt man daheim, sieht den Schnee und kommt fast ein bisschen ins Träumen, wenn man die Alpen, den blauen Himmel sieht - das ist auch was für die naturliebende Seele.

Sportschau: Was trägst du denn persönlich zum Klimaschutz bei?

Doll: Da sind wir wieder bei dem Thema, was ich nach dem Sport machen will. Mein großes Interessensgebiet sind die Themen Smart Home und Automation. Ich habe gerade das ehemalige Haus meiner Großmutter umgebaut, und da haben wir versucht, das so nachhaltig wie möglich zu machen, also mit Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage und jetzt kommt noch ein Energiespeicher dazu.

Da versuchen wir, maximal Energie einzusparen und so wenig wie möglich zu verbrauchen. Mir ist natürlich aber auch bewusst, dass wir als Sportler viel reisen und das alles andere als umweltfreundlich ist. Ich persönlich - und da unterstützt mich meine Frau zum Glück auch - wir vermeiden es, für private Urlaube im Flieger zu sitzen. Ich habe da schon meine Probleme, mir zu sagen, ich fliege das ganze Jahr beruflich herum und hocke mich dann nach der Saison in den Langstreckenflieger und fliege in die Karibik.