Tennis in Wimbledon Djokovic in fünf Sätzen entthront - Alcaraz schnappt sich den Titel
Der Spanier Carlos Alcaraz hat erstmals das Tennisturnier von Wimbledon gewonnen. In einem teils hochklassigen Finale besiegte er Novak Djokovic in fünf Sätzen.
Der König ist tot, es lebe der König: Carlos Alcaraz hat die jahrelange Herrschaft von Novak Djokovic auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon beendet. Der spanische Monarch Felipe VI. sowie Prinzessin Kate und Prinz William mit ihren Kindern George und Charlotte waren Augenzeugen, als sich der 20 Jahre alte Herausforderer in einem faszinierenden Endspiel 1:6, 7:6 (8:6), 6:1, 3:6, 6:4 gegen den 16 Jahre älteren Serben durchsetzte.
Alcaraz emotional: "Ein Traum wird wahr"
"Es ist ein Traum, der für mich wahr wird", sagte der sichtlich ergriffene Alcaraz: "Auch wenn ich verloren hätte, hätte ich stolz auf mich sein können. Für mich ist das unglaublich, für einen 20 Jahre alten Jungen gegen diese Legende zu gewinnen. Ich bin wirklich sehr stolz." Djokovic habe ihn sehr inspiriert: "Ich war ein kleiner Junge und habe Dir zugeschaut."
Djokovic nahm die Niederlage gefasst und sogar mit ein bisschen Humor. "Ich dachte, ich hätte mit dir Probleme auf Sand oder auf Hartplatz, aber doch nicht auf Rasen", sagte er bei der Siegerehrung an die Adresse seines 16 Jahre jüngeren Bezwingers, dem er eine "außergewöhnliche, ganz, ganz starke Leistung" bescheinigte. Er habe "heute nicht gewonnen, aber gegen einen besseren Spieler verloren".
Miserabler erster Satz
Alcaraz kämpfte sich nach einem miserablen ersten Satz ins Match zurück und spielte Djokovic langsam mürbe. Nach 4:42 Stunden, von denen allein das fünfte Spiel des dritten Satzes 26 Minuten dauerte (Rekord in Wimbledon), verwandelte er unter tosendem Jubel den ersten Matchball. Auch sein König sprang begeistert auf.
Der scheinbar Unbesiegbare ist besiegt
Djokovic, der in Wimbledon seit 34 Matches und auf dem Centre Court seit 2013 nicht mehr verloren hatte, wäre der älteste Wimbledonsieger der Open Era (seit 1968) gewesen. Alcaraz ist nun der jüngste Champion im Rasenmekka seit Boris Becker und der erste seit 2003, der nicht Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray oder Djokovic heißt. Davon abgesehen bleibt er die Nummer eins der Weltrangliste.
Carlos Alcaraz nach dem Matchball am Boden
Alcaraz zunächst nervös und ungeduldig
Absehbar war dies zunächst nicht. Djokovic stürmte gegen den nervösen und ungeduldigen Alcaraz in 34 Minuten durch den ersten Satz. Er hatte scheinbar alles unter Kontrolle, beantwortete im zweiten Satz ein Break mit einem Rebreak und besaß im Tiebreak die Chance, sich auch den zweiten Durchgang zu holen. Zwei leichte Fehler und eine Vorhand von Alcaraz später stand es plötzlich 1:1 nach Sätzen.
Bemerkenswert: Seine vorhergehenden 15 Tiebreaks bei Grand Slams hatte Djokovic alle gewonnen. Nicht minder auffällig: Das Publikum machte aus seiner Sympathie für Alcaraz nun überhaupt keinen Hehl mehr. Und der roch Lunte, holte sich umgehend ein Break und ein weiteres im faszinierenden fünften Spiel des dritten Satzes - mit dem 32. Punkt.
Djokovic angefressen
Djokovic wäre nicht Djokovic, wäre er danach nicht erst mal minutenlang auf der Toilette verschwunden und hätte sich dann zurückgekämpft. Doch Alcaraz blieb bewundernswert cool, auch nach dem Verlust des hart umkämpften vierten Satzes. Im fünften gelang ihm zum 2:1 ein Break, Djokovic zertrümmerte vor Wut seinen Schläger.
Seit Boris Becker, der bei seinen Triumphen 1985 und 1986 noch keine 19 war, war kein Wimbledonsieger jünger als Alcaraz. Er ist erst der fünfte Spieler neben Becker, Mats Wilander, Björn Borg und Rafael Nadal, der vor seinem 21. Geburtstag mindestens zwei Grand Slams gewonnen hat.
Su-wei und Strycova holen Doppel-Titel
Im Doppel-Finale der Frauen holten sich Hsieh Su-wei/Barbora Strycova (Taiwan/Tschechien) den Titel. Sie besiegten im Finale Storm Hunter/Elise Mertens (Australien/Belgien/Nr. 3) 7:5, 6:4.