Der ehemalige Tennisprofi Boris Becker (l) und Alexander Zverev stehen während einer Trainingseinheit beieinander

Erste Annäherungen in Monte Carlo Becker und Zverev - Arbeiten die beiden Tennisstars künftig zusammen?

Stand: 06.04.2025 12:45 Uhr

Der zuletzt in eine sportliche Krise gerutschte Alexander Zverev bereitet sich gerade auf das traditionsreiche Turnier in Monte Carlo vor. Auch Boris Becker ist vor Ort und sucht die Nähe zum besten deutschen Tennisprofi.

So langsam wird es ernst für Alexander Zverev. Die French Open (25.5. bis 8.6.) nähern sich immer mehr an - und damit auch die erhoffte Verwirklichung des großen Traums des 27-Jährigen, endlich ein Grand-Slam-Turnier als Sieger zu beenden. Die rote Asche ist bekanntlich der Lieblingsbelag des besten deutschen Tennisspielers. Und die Vorbereitung auf Paris beginnt spätestens jetzt mit dem nicht weniger traditionsbehaftenen Turnier in Monte Carlo.

Doch dieses Mal wartet Zverev mit einer Überraschung auf. Gemeinsam mit ihm auf dem Trainingsplatz, der wunderschön direkt über dem Mittelmeer thront, stand Boris Becker. Der ehemalige deutsche Tennisstar beobachtete das Training des Deutschen, ließ sich in der Folge sowohl mit Zverevs Konditionstrainer Jez Greene als auch mit Bruder Mischa Zverev sehen und führte mit ihnen intensiv Konversation. Solch eine kaum zu übersehende Zusammenkunft nährt natürlich Gerüchte, dass es zu einer Zusammenarbeit der beiden kommen könnte.

Im Familien-Habitat

Noch lässt sich Zverev nicht in die Karten schauen. "Boris und ich haben eine super Verbindung. Wenn etwas passiert, lassen wir es euch wissen", sagte Zverev etwas patzig unter der französischen Sonne. Diese mögliche Zusammenkunft ist natürlich ein Thema, das in den vergangenen Jahren immer mal wieder aufgekommen ist - eine enge Zusammenarbeit kam aber nie zustande.

Allerdings: Derzeit stockt Zverevs Karriere massiv. Zuletzt hatte der Weltranglistenzweite fünf Turniere in Folge verpatzt, ist in eine veritable sportliche Krise hineingerutscht. Und die Stimmen, dass Zverev seinen Familien-Habitat, in dem Vater Alexander Senior seit jeher sein Mentor und Trainer ist, womöglich mal verlassen sollte, um neue Eindrücke und Perspektiven im Tennis kennenzulernen, sind nie richtig verstummt. Eine derart lange Verbindung zwischen Trainer und Spieler ist ein Novum im Profitennis - die überaus erfolgreich war, jetzt aber durch eine schwierige Phase geht.

"Für mich ist es jetzt am wichtigsten, dass ich Tennismatches gewinne und mein Selbstvertrauen zurückbekomme. Das ist die Hauptsache. Ob es Sand-, Hart- oder Rasenplatz ist, das ist jetzt momentan völlig egal. Aber klar, auf Sand fühle ich mich wohl", sagte Zverev. Die Möglichkeit, dass Becker ihm dabei helfen könnte, scheint dabei so realistisch zu sein, wie kaum einmal zuvor.

Djokovic zu verändertem Spiel bewegt

Becker und Zverev kennen sich schon sehr lange, haben bereits im Davis Cup zusammengearbeitet. Becker als Teamchef, Zverev als Spieler. Und nicht zuletzt hatte Becker den aktuellen Superstar Novak Djokovic zu neuer Motivation, aber auch zur Veränderung seines Spiels angetrieben. Becker hatte es geschafft, den Serben noch näher an die Grundlinie zu bringen, mehr Druck auf die Gegner auszuüben und auch immer wieder das Spiel am Netz zu forcieren. Alles Parameter, die Becker in den vergangenen Jahren auch bei Zverevs Spiel öffentlich kritisierte.

Zuletzt, bei einer Veranstaltung im Vorfeld der Hamburg Open (17. bis 24. Mai), widmete sich Becker bereits dem Deutschen. "Was Sascha gerade durchlebt, das ist irgendwo normal", sagte der sechsfache Grand-Slam-Sieger. "Er hat natürlich den großen Traum, die Nummer eins der Welt zu werden, jetzt auch durch die Sperre von Sinner. Aber das Gleiche denken sich Carlos Alcaraz und die anderen auch. Und das scheint wohl ein bisschen zu viel Druck, zu viel Erwartungshaltung zu sein.“ Zeigt Becker Verständnis für seinen künftigen Schützling?

Stark "zwischen den Ohren"

Eine der großen Stärken Beckers auf dem Tennisplatz war stets, dass er sich in engen Spiel-Situationen auf das Wesentliche fokussieren und viele Partien wegen seiner mentalen Stärke in seine Richtung drehen konnte. "Zwischen den Ohren" habe er diese Matches oft gedreht, wie Becker schon häufig betonte. Eine im Tennis besonders bedeutende Fähigkeit.

Eben diese Fähigkeit von einem Experten vermittelt zu bekommen, wäre wohl ein ganz wichtiger Schritt, der Zverev auf eine noch höhere Stufe hebeln könnte. Auch wenn Becker nach seiner Haftstrafe in Großbritannien noch nicht so frei ist, wie es ein Trainer auf der Tennistour sein sollte. Nach Monte Carlo darf Becker fahren, Wimbledon, die US Open oder auch die Reise nach Melbourne fallen dagegen aus. Dennoch: Neue Inspiration auf dem Court, vermittelt von einem realen Champion, dürfte nicht nur Djokovic helfen.