French Open in Paris Zverev und die große Chance aufs Halbfinale
Tennis-Profi Alexander Zverev findet bei den French Open in Paris langsam aber sicher zurück zu alter Stärke. Die Tür ins Halbfinale steht weit offen.
Manchmal kann es ganz schnell gehen im Leben eines Tennisprofis. Vor wenigen Wochen noch steckte Alexander Zverev in einer tiefen Formkrise, nun steht der Olympiasieger plötzlich vor dem Einzug in ein Grand-Slam-Halbfinale - und darf bei den French Open sogar von mehr träumen.
Er sei "super happy" und es sei "fantastisch", wieder im Viertelfinale von Paris zu stehen, jubelte Zverev kurz nach seinem Match gegen Grigor Dimitrow - nur um dann schnell den Blick nach vorne zu richten. "Jetzt, wo ich schonmal hier bin, möchte ich nicht gehen."
Spielerischer Fortschritt und Losglück
Zverev hat nach der nächsten überzeugenden Leistung im Schatten des Eiffelturms Blut geleckt und wittert seine Chance. Eine Kombination aus spielerischem Fortschritt und Losglück hat den 26-Jährigen plötzlich wieder in die Nähe seines großen Traums katapultiert, des Traums vom ersten Grand-Slam-Titel. "Ich sage jetzt nicht, es ist alles super, ich habe alles erreicht", sagte Zverev: "Natürlich möchte ich weitermachen, das Halbfinale erreichen und dann noch weiterkommen."
Die Partie gegen den erfahrenen Bulgaren Dimitrow, in der der Hamburger erneut mit seinem variablen Spiel überzeugte, macht darauf durchaus Hoffnung. "Vielleicht sind es genau diese Matches, die ich gebraucht habe", stellte er nach dem glatten 6:1, 6:4, 6:3 fest.
Zverev gegen Tomas Martin Etcheverry der Favorit
Die Drei-Gewinnsatz-Matches bei Grand Slams scheinen für den physisch starken Zverev in der Tat ein Vorteil zu sein. Denn die Wochen zuvor hatte kaum etwas auf den jüngsten Erfolg hingedeutet. Viel zu inkonstant präsentierte sich Zverev, viel zu selten fand er seinen Rhythmus - beim Sandplatz-Masters in Rom war wie auch schon zuvor in Madrid und Monte Carlo im Achtelfinale Schluss.
Drei Wochen später aber kämpft Zverev um den Einzug in sein drittes Paris-Halbfinale in Folge. Und das als großer Favorit. Denn Zverev hat - auch das gehört zur Wahrheit - schon wieder eine machbare Aufgabe erwischt. Ein Selbstläufer wird die Partie am Mittwoch gegen Tomas Martin Etcheverry trotzdem nicht. "Der wird dahin gehen, wo es weh tut", warnt Experte Boris Becker vor dem "ganz schwierigen Match" gegen den Argentinier.
Halbfinaltür steht offen
Dennoch: Die Halbfinaltür steht für Zverev, der in den Augen Beckers nun "wieder ein Weltklassespieler" ist, sperrangelweit offen. Und dann? Dann käme in Vorjahresfinalist Casper Ruud aus Norwegen oder dem jungen Dänen Holger Rune der erste echte Brocken - doch ebenfalls kein unüberwindbarer. Tatsächlich ist für Zverev nur ein Jahr nach seiner schweren Bänderverletzung im Halbfinale gegen Rafael Nadal, die ihn sieben Monate lang außer Gefecht setzte, sogar der Finaleinzug ein realistisches Szenario. "Nach diesen Monaten, in denen ich nicht gehen konnte, ist es unglaublich, dass ich jetzt zurück bin auf diesem Level", sagte Zverev.
Sein Aufschwung kommt dabei zur rechten Zeit. Der ehemalige Weltranglisten-Zweite, derzeit auf Position 27 gerankt, hat in Paris jede Menge Punkte zu verteidigen und drohte in noch dunklere Untiefen der Weltrangliste abzurutschen. Das zumindest hat Zverev mit seinem Viertelfinaleinzug bereits verhindert - und kann sich nun darauf konzentrieren, seine Comeback-Geschichte weiter zu schreiben.