Viertelfinale bei den Australian Open Zverev gegen Alcaraz - Schatten der Vergangenheit
Im Viertelfinale der Australian Open trifft Alexander Zverev auf Carlos Alcaraz - es gibt leichtere Aufgaben. Wo Alcaraz ist, ist oft Spektakel. Sein Trainer war auch mal der von Zverev, es endete unschön.
Am Ende sprechen die Protagonisten, so ist das im Tennis. So war es auch am Montag (22.01.2024), nachdem Alexander Zverev im Achtelfinale der Australian Open in fünf Sätzen den Briten Cameron Norrie besiegt hatte. Da stand also Zverev, ein Mikro in der Hand, ein Grinsen im Gesicht, und analysierte das Match. Nur war das Grinsen irgendwann weg, da ging es nicht mehr um Tennis. Es ging um den Geburtstag seines Trainers.
Der Trainer von Alexander Zverev heißt Alexander Zverev, der Vater trainiert den Sohn. Tennis ist bei den Zverevs so ein Familiending. Es wird in ihrer Zusammenarbeit viel um den Sport gehen, aber natürlich gibt es Dinge, an die auch ein Tennisspieler denken sollte. Der Geburtstag des Vaters gehört dazu. Zverev hatte ihn vergessen. Also sang er zur Entschuldigung ein Ständchen, und die Zuschauenden auf den Tribünen sangen mit.
Natürlich ist Zverev anschließend auf die Sache mit dem Geburtstag manchmal angesprochen worden. Er habe mit seinem Vater gesprochen, sagte Zverev, alles halb so schlimm. "Er hat gesagt: 'Du Trottel, du hättest einfach in drei Sätzen gewinnen können. Dann hätten wir meinen Geburtstag feiern können'."
Gegner Alcaraz: "Wenn er spielt, wird Tennis spektakulär"
Die Feier werden sie verschieben müssen, am Mittwoch (24.01.2024) steht das Viertelfinale gegen Carlos Alcaraz, 20, aus Spanien an. Es gibt leichtere Aufgaben: Alcaraz ist noch jung, war aber schon 31 Wochen die Nummer eins der Welt, gerade steht er auf Rang zwei. Im vergangenen Sommer hat er in Wimbledon gegen Novak Djokovic gewonnen, es war sein zweiter Grand-Slam-Titel. Zuvor hatte Djokovic vier Jahre nacheinander gejubelt.
Dieses Finale wird man so schnell nicht vergessen, es war aufregend und hochklassig. So ist das oft, wenn Alcaraz beteiligt ist. "Wenn er spielt, wird Tennis spektakulär", hat die "Zeit" einmal geschrieben. Es ging um das Finale gegen Djokovic, aber natürlich auch darum, wie Alcaraz Tennis spielt. Er erläuft Bälle, die einer kaum erlaufen kann. Das Tempo variiert er beinahe mühelos. Und den Stopp spielt er sogar mit der Vorhand, das hat bei ihm System.
Nach dem Finale von Wimbledon ist der Verlierer Djokovic manchmal nach dem Sieger Alcaraz gefragt worden. Eine Frage wiederholte sich: Ob Alcaraz nicht vielleicht einer sei, der eines Tages, früher oder später, das Niveau von Djokovic, Roger Federer oder Rafael Nadal erreichen könne? "Er hat quasi das Beste aus allen Welten", sagte Djokovic. "Ich habe noch nie gegen jemanden wie ihn gespielt."
Zverev, Ferrero und die Sache mit dem Respekt
Trainiert wird Alcaraz von Juan Carlos Ferrero, er war früher selbst ein guter Tennisspieler. Einmal, im Jahr 2003, gewann Ferrero, 43, die French Open, er war sieben Wochen die Nummer eins der Welt. Sie nannten ihn "Moskito", weil er Gegnern mit seiner Vorhand unerwartet wehtun konnte. Der Spitzname war natürlich ein Kompliment. Nach seinem Karriereende wurde er Trainer, von Juli 2017 bis März 2018 war er für Alexander Zverev verantwortlich. Es war keine einfache Zeit, für Zverev nicht und auch nicht für Ferrero. Und das Ende war wirklich kein schönes, es liegt ein Schatten über ihm.
Beide haben nach der Trennung Interviews gegeben, beide vermissten etwas. Für das, was ihnen fehlte, fanden sie unabhängig voneinander einen Begriff. Sie nutzen ihn beide. Respekt, sagte Zverev in einem Interview mit der "FAZ", sei "eine Sache, die man allen gegenüber haben muss". Ferrero sagte der "Marca", er habe Zverev "vom ersten Tag an um Respekt für das Trainer-Team gebeten".
Zverev sagt: "Traum vom Grand-Slam-Gewinn lebt weiter"
Ferrero fand bald einen neuen Schützling, er übernahm die Verantwortung für Alcaraz. Es hat auch mit seinem Wirken zu tun, dass Alcaraz vielen Experten als einer gilt, der das Tennis auf Jahre dominieren könnte. Wenn Ferrero über die Erfolge seines Spielers spricht, verpackt er in sein Lob manchmal auch eines für sich selbst. Nach dem Sieg in Wimbledon sagte er: "Am Ende war es nicht leicht, aber wir haben es geschafft."
Tatsächlich haben Ferrero und Alcaraz längst geschafft, was Zverev noch nie gelang. Er wartet weiter auf einen Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier. Vor einigen Monaten hat Zverev "Sports Illustrated" ein längeres Interview gegeben, er hat darin auch über Ziele gesprochen. Er sagte: "Der Traum vom Grand-Slam-Gewinn lebt weiter." Doch viel spricht nicht dafür, dass er sich seinen Traum in diesem Jahr in Melbourne erfüllen kann.
In der 1. Runde hatte er mit Dominik Koepfer einige Mühe, gegen den slowakischen Qualifikanten Lukas Klein wäre in Runde zwei auch ein frühes Ausscheiden möglich gewesen. In drei Sätzen entschied er nur das Match gegen Alex Michelsen für sich, ehe er im Achtelfinale sogar über fünf Sätze gehen musste. Tennis ist für Zverev gerade eine anstrengende Angelegenheit, er hat bei diesem Turnier fast fünf Stunden mehr gespielt als sein nächster Gegner. Immerhin stimmt seine Bilanz gegen Alcaraz: Von sieben Matches hat er vier gewonnen, auch das bislang letzte im November bei den ATP Finals. Und trotz der Belastung versichert Zverev, noch "100 Prozent" Sprit in seinem Tank zu haben.
Alcaraz ohne Ferrero - kein Wiedersehen mit Zverev
Ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Trainer Ferrero bleibt Zverev übrigens erspart. Ferrero hat Alcaraz auf die Australian Open vorbereitet, aber im Dezember wurde er am Knie operiert. Er ist in Spanien geblieben. Trainiert wird Alcaraz in Australien von Samuel Lopez, er war vor vielen Jahren auch Trainer von Ferrero. Tipps über seinen Ex-Spieler Zverev wird Ferrero ihm trotzdem gegeben haben. Alcaraz sagte: "Es ist hart, Ferrero nicht hier zu haben, aber Lopez ist bei mir, und er ist ein großartiger Trainer."
Als Zverev nach dem Sieg gegen Norrie über das Viertelfinale sprach, als sich die Aufregung um den vergessenen Geburtstag gelegt hatte, ist er auch nach Carlos Alcaraz gefragt worden. Womöglich, sagte Zverev, wüssten die Menschen in Australien noch nicht allzu viel über Alcaraz, aber das sei nicht schlimm. Sie würden ihn "in den nächsten 25 Jahren gut kennenlernen".