Enttäuscht von der Niederlage - Florian Wirtz

Debakel gegen Bayern Die rabenschwarze Nacht von Bayer 04 Leverkusen

Stand: 06.03.2025 08:16 Uhr

Bayer 04 Leverkusen ist im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Bayern München sang- und klanglos untergegangen. Individuelle Fehler und auch die mangelnde Einsatzbereitschaft machten der Werkself das Leben schwer.

Von Jörg Strohschein

So angespannt hatte man Granit Xhaka schon lange nicht mehr gesehen. Normalerweise schafft es der Mittelfeldstratege von Bayer 04 Leverkusen nach Spielen - egal ob nach Siegen oder nach Pleiten - nahezu perfekt, seine Emotionen im Griff zu behalten, um dann ausführlich und auch wortreich die jeweilige Situationen einzuordnen. Nach dem 0:3 im Achtelfinalspiel in der Champions League beim FC Bayern und mit dem vermeintlichen vorzeitigen Aus in der europäischen Königsklasse vor Augen war aber alles anders.

Verärgert, fassungslos, ernüchtert: All diese Attribute und wohl noch viele weitere negative Einflüsse machten den 32-Jährigen ungewöhnlich schmallipig und wortkarg. Er ließ sich seine Enttäuschung und Verärgerung deutlich anmerken.

So hilflos und fehleranfällig hatte Xhaka sein eigenes Team wohl noch nie erlebt. "Ich denke, das hat jeder gesehen", sagte Xhaka mit Blick auf die Gegentreffer und wer diese zu verantworten hatte. Namen nannte er aus kollegialen Gründen nicht. Aber das war auch nicht nötig. Alle drei Tore waren aus katastrophalen Fehlern der Leverkusener entstanden.

Alonso: "Es war unsere Schuld"

Verteidiger Nordi Mukiele schlief beim Führungstreffer (9.) durch Harry Kane den Schlaf der Gerechten. Torhüter Matej Kovar warf sich nach einem Fangfehler den Ball nahezu selbst ins Tor, Bayerns Jamal Musiala brauchte nur noch den Fuß hin zu halten (54.).

Und auch was Edmond Tapsoba geritten hatte, als er Kane im Strafraum so lange festhielt, dass Schiedsrichter Michael Oliver fast schon auf Elfmeter (75.) entscheiden musste, weiß der Verteidiger wohl nur selbst. Dass Mukiele nach einem völlig unsinnigen Foul in Nähe der Mittellinie zwischenzeitlich auch noch Gelb-Rot (62.) sah, rundete den gebrauchten Tag der Werkself "perfekt" ab.

"Heute lief vieles gegen uns. Aber es war unsere Schuld", sagte Bayer-Trainer Xabi Alonso noch am späten Mittwochabend, der wohl als rabenschwarze Nacht in die Historie von Bayer 04 eingehen wird.

Nur noch eine Karikatur

Es hatte gegen starke Bayern so gut wie nichts geklappt in dieser Münchner Nacht. Hatte Alonso in den letzten Auseinandersetzungen mit dem FCB stets eine Aufstellung gefunden, die dem Gegner das Leben besonders schwer machte, präsentierte sich die Werkself an diesem Abend lange Zeit wie ein überforderter Sparringspartner.

Von dem Bayern-Schreck, der die Münchner in den vorangegangenen sechs Duellen drei Mal besiegen sowie ihnen drei Remis abtrotzen konnte, war nur noch eine Karikatur übrig geblieben. Die Herangehensweise sei "nicht intensiv, nicht gallig genug" gewesen fasst Verteidiger Jonathan Tah zusammen. Ein eher bedenkliches Resümee in der Runde letzten 16 Teams auf Europas größter Fußballbühne. Offenbar hatte sich unter den Leverkusener Profis eine Einstellung breit gemacht, dass auch ein geringerer Einsatz als zuletzt gegen den FCB zum Erfolg führen könnte.

Wirtz gelang nichts

Die Münchner liefen mit 117,3 Kilometern fast sechs Kilometer mehr als die Gäste aus dem Rheinland (111,6). Den Münchnern gelangen auch deutlich mehr Balleroberungen (41 zu 30) und ihre Passgenauigkeit war ebenfalls deutlich besser (87 Prozent zu 78 Prozent) - um nur einige Aspekte des Spiels zu nennen. Ganze drei Schüsse brachten die Leverkusener zustande, davon flog lediglich einer auf das Münchner Tor. Von der Spielfreude, die das Alonso-Team so häufig ausgezeichnet und zu Titelgewinnen geführt hatte, war nur ein uninspirierter Arbeitsmodus übrig geblieben.

Von Florian Wirtz, von dem das Gelingen des Bayer-Spiels in den vergangenen Wochen immer abhängiger wurde, war nichts zu sehen. Kein gelungenes Dribbling, keine Vorlage, kein Abschluss. Hatte er im jüngsten Aufeinandertreffen in der Bundesliga (0:0) noch viele Akzente gesetzt, das Spiel bestimmt und das Duell der größten deutschen Talente mit Jamal Musiala deutlich für sich entschieden, so blieb er dieses Mal blass. Entsprechend stotterte das Bayer-Offensivspiel und es kam eine völlig verdiente Niederlage dabei heraus.

Hoffen auf ein Wunder

Für die Leverkusener bleibt zu hoffen, dass es sich um ein einmaliges Leistungsloch handelte, aus dem sie schnell wieder herausfinden und eine bessere Einstellung und Herangehensweise für das Rückspiel finden können. Am kommenden Dienstag (11.03.2025, 21 Uhr) benötigt die Werkself in der eigenen Arena schließlich eine kaum realistische Aufholjagd. "Wir brauchen fast ein Wunder", sagte Alonso.