Volleyball | MTV Stuttgart Volleyballerin Pia Kästner ist zurück in Stuttgart und hat große Ziele
Nach einer Rücken-OP platzte für Deutschlands beste Zuspielerin ein Wechsel nach Italien. Beim MTV Stuttgart will die 26-Jährige nun wieder fit werden und ganz vorne angreifen.
Weil sie als kleines Kind hibbelig war und so ihre Mama nach eigener Aussage manchmal zur Weißglut getrieben hat, schickte die Mama sie zum Volleyball. "Ich war schon immer ein sehr aktives Kind, sehr laut, lebensfroh und dann war relativ früh klar, dass ich irgendeinen Sport machen muss." So begann für Pia Kästner mit fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte. Mit 14 Jahren zog sie zu Hause aus, spielte dann für Potsdam und den VC Olympia Berlin und in der Junioren-Nationalmannschaft, bevor sie 2017 das erste Mal nach Stuttgart kam.
2019 gewann sie hier ihren bislang einzigen Meistertitel und den ersten der Stuttgarter Vereinsgeschichte. Sie fühlt sich wohl und kennt sich aus: "Das ist ein bisschen wie nach Hause kommen."
Nach Verletzung: Geduld und Durchhaltevermögen im Kraftraum
Noch allerdings kann die 123-malige Nationalspielerin nicht das komplette Mannschaftstraining absolvieren. Hinter ihr liegen ein Bandscheibenvorfall, eine Rücken-OP und eine lange Reha-Zeit. Der Weg zurück zur alten Stärke ist mühsam. Spezielle Übungen mit dem Athletiktrainer im Kraftraum sollen helfen. Auch wenn sie weiß, wie wichtig sie sind, machen sie ihr keinen Spaß. Da hilft manchmal nur Ironie: "Krafttraining ist mein Lieblingstraining", sagt sie und kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Die Verletzungszeit hat sie verändert: "Man entwickelt mentale Stärke, glaube ich. Und dadurch viel Geduld. Ich bin ein ganz ungeduldiger Mensch gewesen. Ich glaube, es hat sich jetzt schon ein bisschen verbessert." Und Pia Kästner kennt ihren Körper jetzt besser. "Man lernt vielleicht auch einen Gang zurückzuschalten, wenn man früher vielleicht einfach darüber hinweggesehen hat."
Das zeichnet Deutschlands beste Zuspielerin aus
Nachdem sie 2021 Stuttgart verlassen hatte, hat sie in Frankreich und Schwerin gespielt, viele Erfahrungen gesammelt und sagt über sich selbst, sie sei "reifer" geworden. Spielwitz und Leichtigkeit habe sie aber beibehalten. Genau das ist eine Qualität, die auch MTV-Trainer Konstantin Bitter an ihr schätzt. Pia könne der Mannschaft das "gewisse Extra" geben. Was er damit meint? "Diese Persönlichkeit in wichtigen Momenten ein Spiel an sich zu nehmen und genau zu wissen, was zu tun ist, weil sie das Spiel einfach spürt und auch eine gewisse freche Art auf dem Feld hat." Nationalmannschaftskollegin und Mitspielerin Antonia Stautz ergänzt, Pia habe einfach "Bock zu zocken" und versteht das Spiel. Stautz freut sich auch auf Kästners Comeback in der Nationalmannschaft, dort spiele sie eine sehr wichtige Rolle: "Ich glaube, das weiß jeder, dass sie die beste Zuspielerin in Deutschland ist und nicht nur in Deutschland, auch darüber hinaus wirklich oben mitspielt."
Volleyballspielerin Pia Kästner jubelt im Trikot der Nationalmannschaft.
Stautz kennt Kästner auch abseits des Volleyballfeldes und verrät: "Pia ist eine lustige Person und kann unglaublich gute Geschenke machen. Sie schafft es immer, das Richtige zu treffen. Und was ich absolut nicht verstehen kann, dass Pia keinen Kaffee trinkt." Die 26-Jährige steht dazu, Kaffee sei doch einfach nur bitter.
Bundesliga-Comeback noch offen
Neben dem Profisport hat Pia Kästner eine Ausbildung als Ernährungsberaterin gemacht: "Wenn ich meine Karriere irgendwann mal beende, dann war es das nicht mit meinem Leben, dann muss ich auf jeden Fall noch arbeiten gehen."
Nach der Verletzung weiß sie, dass Profisport nicht planbar ist. Vor der Rücken-OP im vergangenen August waren die Ärzte nicht sicher, ob sie nochmal auf dem Niveau spielen kann. Eine schwere Zeit, zumal damit der Wechsel nach Italien platzte, sie ohne Versicherung und Verein da stand. In Stuttgart soll sie nun die Chance bekommen, zuerst wieder gesund zu werden, sagt der Trainer: "Wir freuen uns, wenn wir die Nationalmannschaft unterstützen können. Wir freuen uns, wenn wir Pia unterstützen können. Wir erhoffen uns natürlich aber auch davon, sobald sie wieder auf dem Feld stehen kann, dass sie uns mit ihrer Erfahrung und Qualität noch ein gewisses Plus geben kann." Pia Kästner selbst hofft auf eine Rückkehr "ganz bald" und will dann mit dem MTV Stuttgart wieder die Meisterschaft nach Baden-Württemberg holen. Auch eine Saison in Italien reizt sie noch, genauso wie die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.
Ihre Mama übrigens, die die kleine, hibbelige Pia damals überhaupt erst zum Volleyball schickte, ist für sie auch heute noch eine sehr große Unterstützung und besucht Deutschlands Volleyballerin des Jahres 2024 regelmäßig.
Sendung am Sa., 4.1.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW