Fußball | Europa League RSC Anderlecht – letzte Ausfahrt für die TSG Hoffenheim?
HOFFENheim – der Name ist Programm. Die TSG muss in der Europa League gegen Anderlecht gewinnen, um eine Chance auf das Weiterkommen zu wahren. Wie ist der Gegner einzuschätzen?
Am Donnerstagabend ist die TSG Hoffenheim zu Gast in Anderlecht. Am letzten Spieltag der Gruppenphase in der Europa League könnte die Ausgangslage der beiden Vereine kaum unterschiedlicher sein. Aktuell wäre der RSC Anderlecht direkt im Achtelfinale, Hoffenheim wäre stand jetzt ausgeschieden.
RSC Anderlecht hat das Achtelfinale in der eigenen Hand
Anderlecht steht aktuell mit 14 Punkten auf dem siebten Platz der Europa-League-Tabelle. Mit einem Sieg wären die Belgier im Achtelfinale, für das sich die besten acht Vereine direkt qualifizieren.
Mit einem Unentschieden wäre ein Ergebnis unter den besten acht weiterhin möglich für den RSC, aber dann würde es auf die Ergebnisse von FCSB Bukarest, Galatasaray Istanbul, FK Bodö/Glimt, Viktoria Pilsen und Olympiakos Piräus ankommen. Nur einer dieser Vereine dürfte dann einen Sieg holen. Die Qualifikation für die Playoffs haben die Belgier schon sicher.
Für Hoffenheim hingegen zählt nur ein Sieg. Selbst im Falle eines Erfolgs bräuchte es viel Schützenhilfe anderer Vereine. Es ist zwar das erste Aufeinandertreffen der beiden Vereine in einem Pflichtspiel, aber Anderlechts Bilanz gegen deutsche Mannschaften spricht für Hoffenheim. Gegen Vereine aus Deutschland holte Anderlecht bislang 13 Siege, musste 22 Niederlagen einstecken, zudem gab es noch sechs Unentschieden.
(K)ein Wiedersehen mit Dolberg?
Zum Duell gegen einen alten Bekannten wird es gegen Anderlecht aller Voraussicht nach aber nicht kommen. Kasper Dolberg, der ein halbes Jahr in Hoffenheim unter Vertrag stand, verpasste bereits die vergangenen Spiele aufgrund einer Knieverletzung. Keisuke Goto könnte die vakante Position einnehmen. Der 19-Jährige gehört eigentlich zur zweiten Mannschaft der Belgier, rückte aber zuletzt in den Kader der Profis auf. Dort gelang ihm am vergangenen Wochenende sein Premierentreffer beim 4:1-Sieg gegen KV Mechelen.
Eine weitere Position, die interessant werden könnte, ist die des Torhüters. Colin Coosemans zog sich bei der 0:2-Niederlage im Europa-League-Spiel gegen Viktoria Pilsen eine Oberschenkelverletzung zu. Diese setzte ihn gegen Mechelen außer Gefecht. Ein Einsatz am Donnerstag (30.01.2025, ab 21 Uhr im SWR Audio-Livestream) ist fraglich, aber nicht ausgeschlossen. Ersatz-Keeper Mads Kikkenborg stünde bereit. Sollte Coosemans nicht spielen, gäbe es das Duell der zweiten Garde auf der Torwart-Position. Denn auch Hoffenheims Stammtorhüter Oliver Baumann fehlt verletzungsbedingt.
Jan-Carlo Simić – ein Name, den man sich merken sollte
In der Innenverteidigung ist zwar Kapitän Jan Vertonghen verletzt, dennoch gibt es dort eine sehr interessante Personalie: Jan-Carlo Simić. Der Verteidiger spielte in der Jugend für die Stuttgarter Kickers und den VfB Stuttgart, bevor es ihn in die U19 des AC Milan zog.
In Mailand feierte er in der vergangenen Spielzeit sein Debüt in der Serie A und schoss in seinem ersten Spiel direkt ein Tor. Daraufhin folgten nur drei weitere Liga-Einsätze für Simić, in denen die Rossoneri allerdings ungeschlagen blieben.
In dieser Saison wechselte der 19-Jährige zum RSC Anderlecht und wurde auf Anhieb zum absoluten Stammspieler. Auch sein Debüt für die serbische Nationalmannschaft feierte er bereits in dieser Saison – konnte mit seinem Team als Außenseiter gegen Spanien dabei auch einen Punktgewinn bejubeln (0:0).
Nach Torwart Coosemans hat Simić die meiste Einsatzzeit für Anderlecht in dieser Saison und verpasste erst zwei Spiele, eins davon aufgrund einer Gelbsperre. Mit Abräumer-Qualitäten und viel Geschwindigkeit kann der Innenverteidiger aber nicht nur in der Defensive zu überzeugen. Auf der anderen Seite des Platzes weiß er auch, wo das Tor steht. Bereits vier Saisontreffer erzielte der serbische Nationalspieler wettbewerbsübergreifend. Zudem hat er mit seinen 19 Jahren auch definitiv noch Entwicklungspotenzial.
Aus Anderlecht in die Premier League und zurück
Im Mittelfeld sorgt Leander Dendoncker für Ordnung. Der 29-Jährige stammt ursprünglich aus der Jugend von Anderlecht und ist aktuell von Aston Villa ausgeliehen. Mit der Erfahrung aus knapp 200 Spielen in der Premier League durfte er sogar als Leihspieler die Mannschaft als Kapitän auf das Feld führen.
Dendoncker ist eigentlich im defensiven Mittelfeld beheimatet, musste aber auch schon in der Innenverteidigung aushelfen. Er verfügt über ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler, gewinnt aber auch in der Defensive viele Zweikämpfe.
Den offensiven Part im Mittelfeld übernimmt Mario Stroeykens. Nach einem Syndesmosebandriss wird es bei ihm zwar noch nicht für 90 Minuten reichen, aber am Wochenende feierte er sein Comeback gegen Mechelen. Der belgische U21-Nationalspieler steuerte in Liga und Europa League bereits vier Tore und sechs Vorlagen bei.
Auch Thorgan Hazard feierte erst kürzlich sein Comeback. Nach einem Kreuzbandriss spielte er gegen Mechelen das erste Mal wieder über die volle Distanz und konnte ein Tor vorbereiten. Der Flügelspieler spielte in seiner Bundesliga-Zeit ganze 13 Mal gegen Hoffenheim und ging nur in zwei Spielen als Verlierer vom Feld (sechs Siege und fünf Unentschieden). Nach seiner langen Verletzung dürfte er nun immer besser in Schwung kommen und könnte zu einer großen Gefahr für Hoffenheim werden.
Kein Sieg – Keine Europa League
Individuell ist der Kader der Breisgauer wohl besser besetzt, aber durch die knappe Niederlage gegen Tottenham vergangene Woche steht die TSG mit dem Rücken zur Wand. In solch einer Situation wird es auch für eine potenziell bessere Mannschaft schwer. Auch wenn der Fokus der Hoffenheimer wohl mehr auf der Bundesliga liegt, wollen sie sich positiv aus dem Wettbewerb verabschieden.
Das Motto kann dabei nur lauten: Siegen ODER Fliegen. Wobei es durch die Ausgangslage auch zu Siegen UND Fliegen werden könnte. Dennoch würde ein Sieg dem Selbstvertrauen guttun. Falls es doch nicht klappen sollte mit der Qualifikation für die Playoffs, wäre immerhin die Doppelbelastung Geschichte und die TSG könnte sich voll und ganz auf die Liga konzentrieren.
Sendung am Mi., 29.1.2025 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg