VfB Stuttgart nach Kiel

Fußball | Meinung Die Handbremse zwischen Wunsch und Wirklichkeit beim VfB Stuttgart

Stand: 15.03.2025 10:53 Uhr

Nach nur einem Sieg aus sieben Liga-Spielen wirkt VfB-Trainer Sebastian Hoeneß angefressen. Um gegen den Meister aus Leverkusen das Blatt zu wenden, scheint nun die Rückbesinnung auf die Grundtugenden wichtig, meint SWR-Sportreporter Michael Bollenbacher.

"Es könnt' alles so einfach sein, ist es aber nicht." Die Zeile aus einem Song der Fantastischen Vier von 2007 wirkt aktuell wie ein Abziehbild des VfB Stuttgart in der aktuellen Situation. Es könnte alles so einfach sein: Hätte man gegen Wolfsburg das Spiel nicht aus der Hand gegeben, gegen Hoffenheim den Deckel drauf gesetzt, gegen Bayern keine Geschenke verteilt, gegen Kiel eine andere Körpersprache gezeigt ... So ist aber eben alles nicht so einfach. Platz acht mit 37 Punkten - auf den ersten Blick okay, doch die Leistungen zuletzt lassen auch Trainer Sebastian Hoeneß bei der Pressekonferenz vor dem Leverkusen-Spiel (Sonntag, 19:30 Uhr/Audio-Livestream auf sportschau.de) durchaus gereizt wirken.

Dass die Hoffnung auf die zweite Königsklassen-Saison nach den Back-to-Back-Siegen gegen Leipzig (2:1) und Freiburg (4:0) im Januar bei Fans und Umfeld groß war, ist nachvollziehbar. Dass die Enttäuschung nach nur fünf von 21 möglichen Punkten daraufhin nicht minder groß war, ebenso. Doch was ist der VfB Stuttgart aktuell? Erneut potenzieller Champions-League-Teilnehmer oder doch eher gesicherte Mittelfeld-Mannschaft?

Prinzip Leistung als Priorität

"Top-Vier ist etwas, was ein absoluter Bonus ist. Was in 15 Jahren einmal passiert ist", machte Hoeneß am Freitag klar. Und er hat recht. So steil es in der vergangenen Saison bergauf ging, so inkonstant tritt die Mannschaft 2024/2025 auf. Auch das völlig normal, angesichts von Dreifachbelastung, schwerwiegenden Abgängen und (Winter-) Neuzugängen, die weiterhin erst in die Abläufe finden müssen.

Sebastian Hoeneß: "Leistung bringen, um sich für Dinge zu qualifizieren"

Dass jeder Spieler das Ziel habe, in der Champions League zu spielen, sei gut und schön, macht Hoeneß klar. "Aber wir sind nicht gut beraten, von da ausgehend unsere Erwartungen zu formulieren." Man müsse am Wochenende Leistung bringen, um Ergebnisse zu erzielen, "die dich für gewisse Dinge qualifizieren."

Keine Qualifikation fürs internationale Geschäft birgt Gefahren

Gelingt das nicht, könnte im Sommer der große Knall drohen. Bleibt Sebastian Hoeneß bei etwa Platz neun wirklich in Stuttgart? Ein Trainer, der von sich sagt, er sehe immer die Chance, "Dinge erreichen zu können", sich als Wettkämpfer sieht. Als ehrgeizigen Coach, der mehr erreichen möchte. Wäre ein Mittelfeld-Platz dafür genug?

Fest steht: Die Mannschaft performt in den letzten Spielen nicht ausreichend, verschenkt Punkte, bricht nach Führungen regelmäßig ein. Die Gründe? Schwer zu sagen, vermutlich vielschichtig. Statt Vollgas heißt es nach Führungen meist Handbremse. 37 Punkte sind nicht schlecht, es hätten aber auch 42 bis 44 Punkte sein können. Schon nach dem 1:3 gegen Rekordmeister München konstatierte Stürmer Deniz Undav: "Wir sind gerade keine Mannschaft, die es verdient hat, oben mitzuspielen."

Vielleicht muss es am Sonntag ausgerechnet Leverkusen sein, um die Hoffnung auf Europa hochzuhalten. Die Mannschaft, gegen die Sebastian Hoeneß als Trainer noch nie gewonnen hat. Die Mannschaft, die auch ohne den verletzten Florian Wirtz eine ganz passable Bundesliga-Mannschaft ist. Der VfB will dem Meister kämpferisch begegnen, um von Beginn an körperlich ein Zeichen zu setzen. Diese Grundtugend ist vielleicht momentan ein erstes wirkungsvolles Mittel, um das Blatt, ausgerechnet gegen Leverkusen, zu wenden. Danach ist Länderspielpause, dann geht's nach Frankfurt. Es könnt' alles so einfach sein, ist es aber nicht.

Sendung am So., 16.3.2025 21:45 Uhr, SWR Sport, SWR