3. Fußball-Liga Viel Kampf, wilde Nachspielzeit: Energie Cottbus holt mit 0:0 einen Punkt in Aachen
Es war lange Zeit ein zähes Fußballspiel auf dem Aachener Tivoli - und es endete mit 0:0. So fliegt Energie Cottbus mit einem Punkt zurück in die Lausitz. In der Schlussphase musste das Team von Trainer Claus-Dieter Wollitz noch einmal zittern.
- Energie Cottbus geriet in Aachen spät ins Wanken
- Verteidiger Henry Rorig und Keeper Elias Bethke retteten den Punkt
- Auf kaum bespielbarem Rasen war es bis dahin ein schwaches Drittliga-Duell
- Durch das 0:0 haben die Lausitzer nun 42 Punkte auf der Haben-Seite
- Gewinnt Dresden am Samstag, kann es an der Tabellenspitze mindestens gleichziehen
Energie Cottbus hat sich unter Flutlicht auf dem Tivoli am Freitagabend mit 0:0 (0:0) von Alemannia Aachen getrennt. Damit bleiben die Lausitzer am 22. Spieltag der 3. Fußball-Liga vorerst Tabellenführer. Dynamo Dresden könnte allerdings mit einem Sieg im Ostderby gegen Erzgebirge Aue am Samstag (14 Uhr) punktemäßig mit dem FCE gleich- und bei einem hohen Erfolg mit mindestens vier Toren Differenz sogar vorbeiziehen.
Der Spielverlauf
Ein Versteckspiel? Nichts für Alemannia Aachen. Der Außenseiter kämpfte ab der ersten Minute so leidenschaftlich, wie seine Fans auf den fast ausverkauften Tribünen sangen - und beeindruckte damit den Tabellenführer. Die so gefürchtete Cottbuser Kombinations-Maschinerie ruckelte im powervollen Pressing der Hausherren auf einem Aachener Acker aka Rasen zunächst. Stattdessen stand nach vier Minuten FCE-Keeper Elias Bethke - nach Erkältung gerade rechtzeitig fit geworden - im Fokus: Der 21-Jährige parierte den Abschluss von Aachen-Stürmer Kevin Goden aus spitzem Winkel gewohnt souverän.
Es war eine Chance, die auch deshalb in diesem Spielbericht auftaucht, weil sie Seltenheitswert besaß. Oder um es mit aller Klarheit zu sagen: Es blieb für mehr als eine halbe Stunde die einzige überhaupt. Und doch kam der FCE immer besser in die Partie. Für seine erste Chance brauchte der Spitzenreiter eine Ecke: Henry Rorig flankte, Axel Borgmann - der Lausitzer Held des Hinspiels - köpfte und der Ball klatschte ans Lattenkreuz (34.). Cottbus drängte danach, doch blockende und grätschende Aachener ließen sich hinten nicht kleinkriegen und trafen vorne fast aus dem Nichts: In der Schlussphase war es erneut Bethke, der - wiederum gegen Goden - das 1:0 für die Gastgeber verhinderte (43.).
Auch nach der Pause blieb die Partie ausgeglichen und ihr Niveau überschaubar. So viel beide Teams mit unbestreitbarem Engagement auf dem Weg nach vorne versuchten, so wenig gelang ihnen. Die Fehlpassquote? Phasenweise hoch, phasenweise noch höher. So war es lange Zeit ein überschaubar gefährlicher, weil zu zentral platzierter 20-Meter-Distanzschuss des Aacheners Danilo Wiebe, der für die größte Gefühlsregung bei den 24.600 Zuschauern auf den Rängen sorgte (55.).
Daran änderte sich auch nichts, als Wollitz den Liga-Topscorer Timmy Thiele brachte (63.). Die beste und einzige nennenswerte Chance der Lausitzer in der zweiten Hälfte: Ein Abschluss des ebenfalls eingewechselten Phil Halbauer aus halblinker Position, die Aachen-Keeper Jan Olschowsky aber sicher hielt. Es folgte eine verrückte Nachspielzeit, in der Cottbus plötzlich mehrfach gefährlich wackelte (siehe unten). Doch es blieb - lange leistungsgerecht, am Ende etwas glücklich - beim 0:0.
Die Cottbus-Fans in Aachen mit einer Choreo zum 59. Vereinsjubiläum. | imago images/Eibner
Was war denn da los?
Lange gar nichts. Es war ein Spiel, dass sich in dieser Kategorie 90 Minuten lang eigentlich den kurzen und knappen Hinweis: 'Kein Kommentar' redlich verdiente. Doch es kamen ja noch vier Minuten on top. Und in denen wurde aus dem rumpeligen Kick plötzlich noch ein - nicht im Ansatz für möglich gehaltenes - Spektakel. Mit großen Chancen und ebenso großen Rettungstaten. Drei (!) Mal stand Aachen vor dem 1:0, doch Henry Rohrig (siehe: Der Spieler des Spiels) und Keeper Bethke sicherten Cottbus den Punkt.
Der Spieler des Spiels
… kann nur Rorig heißen. Hätte der Rechtsverteidiger - in besagter Nachspielzeit - nicht eine Wahnsinns-Grätsche ausgepackt, Cottbus wäre mit ganz großer Sicherheit als später Verlierer vom Platz gegangen. Denn nach einer - von Dennis Slamar abgefälschten - flachen Hereingabe sah es schon so aus, als stünde Aachens Stürmer Niklas Castelle am zweiten Pfosten frei. Er hätte nur noch einschieben müssen. Bis eben Rohrig heranflog, den Abschluss aus kürzester Distanz blockte und bewies, dass ein spektakuläres Tackling manchmal schöner und wichtiger sein kann als ein eigener Treffer.
Zählbares
- Energie Cottbus feierte in Aachen seinen 59. Vereinsgeburtstag
- Die Lausitzer sind nun seit neun Ligaspielen ungeschlagen (fünf Siege, vier Unentschieden)
- Es war erst das dritte Ligaspiel in dieser Saison, in dem der FCE ohne eigenes Tor blieb.
Die Stimmen zum Spiel (bei Magentasport)
Claus-Dieter Wollitz (Trainer Energie Cottbus): Auf diesem Platz hier, ganz ehrlich... da muss ich echt aufpassen, was ich jetzt sage. Das hat mit einem Fußballplatz - und das sage ich jetzt ganz zurückhaltend - mal gar nichts zu tun. Ich habe in der Halbzeit zur Mannschaft gesagt: 'Wir passen uns hier diesem Niveau an.' Das habe ich gerade auch nochmal im Mannschaftskreis gesagt: Nimm den Punkt, ärger' dich, aber mit dem Platz und wie hier heute gespielt wurde, bin ich mit dem Punkt mehr als zufrieden. Und das bin ich normalerweise nie.
Heiner Backhaus (Trainer Alemannia Aachen): Nach so einer schweren Woche hätte ich mir nichts mehr gewünscht, als alle Fans da draußen mit einem Sieg in das Wochenende zu schicken. Die haben es verdient, die sind so treu, die sind seit Jahrzehnten hier und haben so viel erlebt. Hier sein zu dürfen ist einfach ein riesiges Privileg. Wir hätten es verdient gehabt, heute zu gewinnen. Wir haben eine überragende zweite Halbzeit gespielt. Allein in der Schlussviertelstunde haben wir so viele Torchancen. Die gesamte Saison belohnen wir uns schon nicht für die Leistung, die wir Woche für Woche bringen.
Axel Borgmann (Energie Cottbus): Wir wollten das Spiel gewinnen, aber ich glaube, dass der Punkt in Ordnung geht. Beide Mannschaften hatten ihre Aktionen, es war ein brutaler Kampf in einem super Stadion. Hintenraus war es wichtig, dass wir die Null gehalten haben. Der Punkt kann noch ganz wichtig werden, deswegen sind wir nicht ganz unzufrieden.
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: Antenne Brandenburg, 31.01.2025, 18:30 Uhr