Marin Ljubicic (imago images/Christian Moser)

Unions neuer Stürmer Marin Ljubicic Unions neuer Stürmer Marin Ljubicic: Ein Transfer mit Fragezeichen

Stand: 03.02.2025 18:22 Uhr

Dass Union Berlin in der bisherigen Bundesliga-Saison zu wenig Tore erzielt hat, dürfte unzweifelhaft sein. Deshalb kommt der Transfer des kroatischen Stürmers Marin Ljubicic auch wenig überraschend. Sein Profil hingegen überrascht durchaus. Von Ilja Behnisch

Fußball ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten. Das erkennt man zum Beispiel daran, dass die derzeit beliebteste Art, Leistungen von Mannschaften zu bewerten, die sogenannten Expected Goals sind. Also die Wahrscheinlichkeit, mit der Offensivbemühungen statistisch gesehen zu Toren führen. Union Berlin zum Beispiel kommt in der bisherigen Saison auf einen xG-Wert von 25.56. Tatsächlich getroffen hat das inzwischen von Steffen Baumgart trainierte Team allerdings nur 16 Mal in bisher 20 Spielen. Was mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit vor allem eines ist: zu wenig.

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Stürmer ohne Fußabdruck

Nun liegt das wahrscheinlich auch daran, dass die Qualität der vorhandenen Stürmer nicht den Ansprüchen genügt. Das ist schon eine ganze Weile so, weshalb die Planstelle Mittelstürmer beim 1. FC Union zuletzt zu einer Art Durchlauferhitzer wurde. Ivan Prtajin, Chris Bedia, Andrej Ilic, Mikkel Kaufmann, David Datro Fofana und Jordan hießen hier die Neuzugänge der letzten drei Union-Saions. Die Fußstapfen, die sie (bisher) hinterließen, sind wenn überhaupt dann in der Kinderschuh-Abteilung der Union-Zeughäuser zu suchen.

Nun waren sich Beobachter, Anhänger und wohl auch Verantwortliche des Klubs so ziemlich einig darüber, dass im Wintertransfer-Fenster dieser Saison 2024/25 unbedingt etwas getan werden müsse im Sturm. Womit wir wieder bei Wahrscheinlichkeiten wären. Denn wie schrieb der User "Unionwessi" im Forum der auf Transferfragen spezialisierten Internetseite "transfermarkt.de" [Ext. Link] am 1. Februar (um beeindruckende 4:39 Uhr) mit Hinblick auf Gerüchte, Union sei am kroatischen Stürmer Marin Ljubicic interessiert? Genau: "Denke da ist nix dran, Gerüchtequote 0 Prozent." Einen Tag später wurde der Wechsel dann zu 100 Prozent vom Verein bestätigt.

Packt es der Neue auch in der Bundesliga?

"Marin ist ein großes Talent in seiner Altersklasse und hat nicht nur beim LASK (Linzer Athletik-Sport-Klub, Anm. d. Red.) gezeigt, welche Qualitäten er vor dem Tor hat. Auch seine Übersicht, Schnelligkeit und technischen Stärken werden uns weiterhelfen und dem Trainerteam mehr Möglichkeiten in der Offensive geben", ließ sich Horst Heldt zitieren, Unions Geschäftsführer Sport.

Womit man einmal mehr bei Wahrscheinlichkeiten wäre. Denn während man relativ sicher davon ausgehen dürfte, dass Weltklasse-Spieler vom Kaliber Harry Kane, Kylian Mbappé oder Erling Haaland den Union-Sturm schlagartig aufwerten würden, steht man bei den tatsächlichen Transfers regelmäßig vor der Frage, ob sich die Leistungen in eher schwächeren Ligen auf das Leistungsvermögen in der Bundesliga übertragen lassen.

Es war eines der Erfolgsgeheimnisse der anfänglichen Bundesliga-Jahre Unions, dass der damalige Geschäftsführer Sport Oliver Ruhnert genau diesen Umrechnungskurs blendend zu beherrschen schien. Dass er permanent Wetten einging und sehr oft gewann. Ob Grischa Prömel, Marvin Friedrich, Julian Ryerson, Sheraldo Becker, Kevin Behrens oder Danilho Doekhi - keiner der späteren Leistungsträger kam als gestandener Bundesliga-Spieler nach Köpenick.

Neuer Mittelstürmer für Union Berlin: Marin Ljubicic bei einem Spiel für seinen bisherigen Verein LASK (Bild: picture alliance/EXPA/APA/picturedesk.com)
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Hat Union nicht eigentlich was anderes gesucht?

Ob Unions neueste Verpflichtung, ob Marin Ljubicic einen ähnlichen Weg geht, ist aktuell bloße Spekulation. Was über den 19-fachen U21-Nationalspieler Kroatiens bekannt ist, wirft dennoch Fragen auf. Zwar gilt Ljubicic als Mentalitätsspieler und Arbeitstier mit einem guten Abschluss. Und auch wenn er seine Tore fast ausschließlich im Strafraum und dabei zumeist sogar rund um den Fünfmeterraum erzielt, ist er durchaus bemüht, sich auch in den Spielaufbau einzubringen.

Seine Technik ist solide. Dribblings sind eine Seltenheit, eher löst er Eins-gegen-Eins-Duelle mit geschickten Körpertäuschungen und einem guten Antritt. Ljubicic verfügt über eine eine starke Schusstechnik mit dem rechten Fuß und einen guten linken Fuß. Er weiß seinen durchaus kräftigen Körper sehr gut einzusetzen, spielt äußert geradlinig. 30 Tore und 4 Vorlagen in 87 Spielen für den LASK zeigen, dass er trotz allem eher Knipser ist. Vor allem aber ist er gerade einmal 1,83 Meter groß. Oder um es mit der Seite "Sofascore" [Ext. Link] zu sagen, die aufgrund von Datensätzen Profile von Spielern erstellt: Stärken - keine, Schwächen - Kopfballduelle.

Nun gibt es jedoch schwere Verdachtsmomente, dass Unions Trainer Baumgart in Sachen Torerzielung vor allem ein Muster im Sinn hat: Flanke, Kopfball, Jubel. Womit die Ljubicic-Verpflichtung und der wohl erst in letzter Sekunde geplatzte Wechsel von Freiburgs Maximilian Philipp, eine Art Halbstürmer, durchaus verwundern dürfen. Aber wahrscheinlich stimmt das alles gar nicht und Marin Ljubicic macht schon im kommenden Auswärtsspiel in Hoffenheim (Samstag, 8. Februar, 15:30 Uhr) fünf Tore aus einer Chance.

Sendung: DER TAG, 03.02.2025, 19:15 Uhr