
Schirmherr Felix Magath Schirmherr Felix Magath: Wie Fußballer mit und ohne Beeinträchtigung in Cottbus zu Trainern werden
Einmal eine Mannschaft zu trainieren und mit den eigenen Ideen anzuleiten, ist der Traum vieler Fußballer. Sportlern mit Handicap ist dieser Weg bisher verwehrt. Doch das ändert sich jetzt - mit einem Lehrgang in Cottbus. Von Daniel Friedrich
Im Sportzentrum Cottbus findet seit dem Wochenende ein deutschlandweit bisher einzigartiger Lehrgang statt. Der Fußballlandesverband Brandenburg (FLB) bildet jeweils zwölf Fußballer mit und ohne geistige Beeinträchtigung aus, damit sie Trainer werden können.
Die Idee dahinter: Die "Special-Trainer" sollen mehr Anerkennung finden, einen Trainerschein bekommen - und im besten Falle auch ein Trainer-Engagement. An ihrer Seite: Schirmherr und Trainerlegende Felix Magath, dreimal deutscher Meister mit Bayern München und Wolfsburg.

Felix Magath beim Lehrgang in Cottbus
"Wir haben die Chance einfach auch verdient"
Es ist Sonntag, der zweite Ausbildungstag. Für Andreas Stolt aus Oranienburg ist das Projekt etwas ganz Besonderes. "Bisher bin ich nur Spieler und habe natürlich auch voll Bock, später mal Trainer zu werden." Der Mitte 30-Jährige hat eine Emotionalitätsstörung, kann mit Gefühlen manchmal nicht so gut umgehen. Dass er irgendwann einmal Trainer werden würde, war bisher unvorstellbar.
Doch das Pilotprojekt des Fußball-Landesverbandes Brandenburg macht es jetzt möglich. Der FLB, der seinen Sitz in Cottbus hat, hat diese besondere Ausbildung zusammen mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) federführend entwickelt. "Leute wie wir mit Beeinträchtigungen haben die Möglichkeit und die Chance einfach auch verdient, auch eine Trainerkarriere zu starten", sagt Stolt.
Das sieht auch Marcel Teichmann so. Er ist sein Tandem-Partner. Beide kennen sich schon lange und haben sich gemeinsam für die dreiwöchige Ausbildung zum Fußballtrainer entschieden. "Meine Aufgabe ist es, Andreas ein bisschen Hilfestellung zu geben und Bindeglied für schwierige Fragen zu sein, die er sich sonst nicht zu fragen traut."

Trainingsbesprechung mit Felix Magath (r.) und dem Inklusionsbeauftragten beim Fußball-Landesverband Brandenburg, Lars Mrosko (l.)
Fremdwörter vermeiden
Damit möglichst wenige Fragen aufkommen, müssen alle eine einfache Sprache sprechen, wie Marcel Teichmann sagt. "Es sind andere Fragen, die an die Dozenten gestellt werden, die womöglich auch anders beantwortet werden müssen." Das sei anspruchsvoller, weil in leichter Sprache ohne Fremdwörter geredet werde.
Für Ansporn soll dabei auch der prominente Schirmherr Felix Magath sorgen, der extra nach Cottbus gekommen ist. Für ihn ein wichtiges Projekt, "weil das auch ein Teil des Fußballs ist, der bisher nicht entwickelt war. Wir wollen zusammen versuchen, eine Entwicklung in Gang zu bringen". Magath sagt, er hoffe, dass man irgendwann auch mal jemanden von ihnen im bezahlten Fußball sehe. Tag eins habe gezeigt, wie begeistert und engagiert die Teilnehmer seien.
Auch er kennt aus seiner Trainer-Laufbahn Spieler mit Handicap. "Spieler, die ein spezielles Problem hatten, sodass sie nicht alles machen konnten, habe ich immer dazu aufgefordert, im Training teilzunehmen, weil man dann andere Lösungen finden muss, wenn man irgendwo ein Problemchen hat."

Gruppenfoto mit Felix Magath (hinten links)
Der Fußballtrainer-Lehrgang geht über drei Wochenenden. Im Unterschied zur bisherigen Ausbildung gibt es weniger Selbstlern-Einheiten am Computer. Dafür liegt der Schwerpunkt auf praktischen Übungen und Wiederholungen. Die Teilnehmer lernen, wie man als Trainer Fußballer richtig aufwärmt, aber auch, warum Lob und Kritik so wichtig sind.

Andreas Stolt aus Oranienburg hört interessiert zu. Auch wenn ihm nicht alles leichtfällt, sind seine Erwartungen nach dem Ausbildungsauftakt hoch. "Ich hoffe, dass ich eine ganze Menge mitnehme - und unterm Strich natürlich, dass ich die Trainerlizenz bekomme."
Nach den drei Wochenenden haben die Teilnehmer einen Trainerschein in der Hand, mit dem sie Amateurmannschaften nach DFB-Regularien trainieren dürfen. Cottbus ist nur der Anfang. In diesem Jahr folgen weitere Ausbildungen in Strausberg (Märkisch-Oderland) und in Berlin-Wannsee.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.03.2025, 14:40 Uhr