Christopher Trimmel gegen Freiburg, (Imago / Beautiful Sports)

Fußball-Bundesliga Kann Union Berlin wütende Bayern ärgern?

Stand: 22.01.2024 17:51 Uhr

Werder Bremens Sieg in München ärgerte Union Berlins Trainer Nenad Bjelica. Denn: Angeschlagene Bayern sind die gefährlichsten Bayern. Kann Union in München trotzdem etwas mitnehmen? Und sehen die Fans schon was von Unions neuem "Lukaku"?

Fakten zum Spiel

  • Union Berlin konnte gegen Bayern bisher noch kein Spiel gewinnen. Die Bilanz in acht Aufeinandertreffen: fünf Niederlagen und drei Unentschieden.
  • Unter Bjelica holte Union in vier Spielen sieben Punkte und liegt in diesem Zeitraum auf Platz neun der Formtabelle
  • Wegen der Bahnstreiks müssen die 1.611 Auswärtsfans zum Spiel am Mittwoch (20:30 Uhr) hauptsächlich privat anreisen. Der Fanklub Eiserner Virus organisierte einen zusätzlichen Bus.
  • Bayern München hat beim 0:1 gegen Werder erstmals in 65 Heimspielen kein Tor erzielt.
  • Seit Beginn der Saison 2020/21 hat Bayern in der Bundesliga 15 Mal verloren. Die Bilanz im jeweils darauffolgenden Spiel: 14 Siege, ein Unentschieden.

So läuft es sportlich für Bayern München

41 Punkte nach 17 Spielen - beim Blick auf die bisherige Bundesliga-Ausbeute könnten die Bayern eigentlich zufrieden sein. Doch nach seinen zwei Last-Minute-Siegen hat Leverkusen sieben Punkte Vorsprung auf die Münchner - bei einem Spiel mehr. Nach der überraschenden Heimniederlage gegen Werder Bremen lagen die Nerven deshalb sowohl bei den Bayern-Verantwortlichen als auch den -Spielern blank.

Joshua Kimmich beschwerte sich über seine Auswechslung. Sané beschwerte sich darüber, dass er auf die linke Seite wechseln sollte. Thomas Müller beschwerte sich anschließend über Werder-Verteidiger Niklas Stark, der mit einer Musik-Box, aus der "Dicht im Flieger" dröhnte, durch die Mixed Zone lief. Anschließend brach er sein Interview ab. Und Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen beschwerte sich über die Spieler, bei denen die Einstellung wie das Wetter wechseln würde.

Dabei dachte man in München eigentlich, dass die Spieler in der Spur wären. Gegen Hoffenheim gab es ein überzeugendes 3:0. "Thomas Tuchel wirkt ein Stück weit ratlos", sagt Fußball-Blogger und Bayern-Fan Florian Rümmele. "Die Bayern trainieren wohl gut, kriegen es aber nicht auf den Platz. Das kennt man ja eigentlich andersrum. Es ist schon verwunderlich."

Dass sich nach elf Meisterschaften in Folge immer mal wieder der Schlendrian einstellen würde, das wäre kein Wunder. Das Problem diese Saison: Leverkusen spielt eine Ausnahmeserie.

Rümmele gibt allerdings auch Tuchel eine Teilschuld an der Niederlage gegen Bremen: "Das Team steht relativ hoch und möchte früh ins Pressing gehen. Man gewinnt aber dann die Bälle nicht und trifft falsche Entscheidungen. Dadurch, dass de Ligt immer aus der Kette rausging, um die Bälle zu gewinnen, es aber nicht geschafft hat, konnte Bremen das eiskalt bestrafen."

Das bewegt die Fans

Auch die erfolgsverwöhnten Fans sind in dieser Saison nicht restlos zufrieden mit ihrer Mannschaft. Bei der aktiven Fanszene sorgten allerdings Aussagen von Tuchel vor dem Spiel gegen Bremen für Unmut. Der Hintergrund: Das Spiel gegen Hoffenheim stand ganz im Zeichen des zuvor verstorbenen Franz Beckenbauers. Trotzdem gab es zu Beginn wieder einen Stimmungsboykott als Protest gegen die DFL-Investoren-Pläne.

Tuchel sagte nach dem Spiel: "Es war auch noch der Stimmungsboykott wegen der DFL-Investoren. Es wird mal wieder Zeit für ein Spiel mit Enthusiasmus, das hätte sich auch Franz Beckenbauer gewünscht. Es ist, wie es ist." Die Reaktion der Ultras: Ein Banner mit der Aufschrift "Eine Kurve lebt auch von Protest und Widerstand – Enthusiasmus gibt es nicht auf Knopfdruck!"

Auf diesen Spieler muss Union achten

Im Grunde muss Union auf jeden Spieler Bayerns aufpassen. Einer wird aber besonders im Fokus sein: Harry Kane. Der Engländer könnte nämlich alleiniger Hinrunden-Rekordtorjäger werden. Das Nachholspiel gegen Union wird offiziell noch als Hinrundenspiel gewertet. Kane gelangen bisher 22 Tore, ebenso wie Robert Lewandowski in der Saison 2020/21.

Das Zünglein an der Waage ist allerdings Jamal Musiala. Der 20-Jährige war gegen Hoffenheim mit zwei Toren bester Spieler, gegen Bremen blieb auch er blass. In dieser Saison war immer wieder zu beobachten: Wenn Musiala nicht funktioniert, dann haben auch die restlichen Bayern Probleme.

Rümmeles Rezept für Union ist also: "Musiala eng verteidigen, versuchen zu doppeln und hoffen, dass die anderen Bayern-Spieler die Überzahl nicht nutzen. Er mag es nicht so, wenn man ihm auf die Füße tritt. Der Spielstil von Union ist ja körperlich, also kann man ihm da wohl etwas zusetzen."

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Die Stimmen der Trainer

Nenad Bjelica (Union Berlin): "Wir wollten die Bayern aufwecken, jetzt hat Werder Bayern aufgeweckt. Sie werden es sich nicht erlauben, die gleiche Leistung am Mittwoch zu bringen. Wir brauchen im Spiel maximale Disziplin, maximale Aggressivität und maximalen Mut, nach vorne zu spielen. Wir müssen das perfekte Spiel machen und auch etwas Glück haben, dann ist es sicher möglich, zu punkten."

Thomas Tuchel (Bayern München): Pressekonferenz steht noch aus

So könnte Union spielen

Trainer Bjelica hat nicht nur wegen der Spielabsage in Mainz das Problem, dass seine Mannschaft nicht im Rhytmus ist. Die Unioner müssen weiterhin auf Rani Khedira verzichten. Ausfallen wird zudem Außenverteidiger Josip Juranovic mit muskulären Problemen. Auch gegen Darmstadt wird er nicht spielen können.

Unions Kader ist immer noch im Begriff, sich zu finden. Sheraldo Becker verließ den Verein, gekommen ist Stürmerbulle Chris Bedia. Bjelica verglich den Ivorer mit keinem geringerem als Romelu Lukaku, dem Rekordtorschützen der belgischen Nationalmannschaft. Der 27-Jährige könnte am Mittwoch vielleicht sogar in der Startelf stehen.
 
Obwohl die Siege gegen Gladbach und Köln im 4-2-3-1 geholt wurden, kann man gegen Bayern ein 5-3-2 mit einer engen Staffelung und tief stehenden Außenverteidigen erwarten. So gelang auch Werder Bremen die Überraschung in der Allianz Arena.
 
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Trimmel, Doekhi, Vogt, Diogo Leite - Kral, Aaronson, Haberer, Gosens - Bedia, Volland

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: Florian Rümmele glaubt an eine klare Angelegenheit und tippt auf 3:0 für die Bayern.

Der Redaktionstipp: Die Bilanz ist eindeutig: Nach den vergangenen 15 Bundesliga-Niederlagen gelangen den Münchnern am nächsten Spieltag 14 Siege und ein Unentschieden. Wütende Bayern sind fast unschlagbare Bayern. Die Köpenicker werden sich einigeln und auf Gegenstöße hoffen, obwohl man nicht die schnellen Konter-Spieler wie Bremen hat. Das wichtigere Duell wird am Sonntag gegen Darmstadt ausgefochten. Das realistische Ziel muss sein, in München nicht unter die Räder zu kommen. Der rbb|24-Autor tippt also: Bayern gewinnt 2:0.

Sendung: rbb24, 22.01.2024, 16:00 Uhr