Ein Kältebus der Berliner Stadtmission (IMAGO / epd)

Laufen für die Kältehilfe Laufen für die Kältehilfe in Berlin: Ein Tag hat 24 Runden

Stand: 26.11.2024 17:07 Uhr

Seit 2019 findet der 24-Stunden-Spendenlauf "#Heat24" in Berlin statt. Um 12 Uhr am Samstag geht es los, um 12 Uhr am Sonntag ist es geschafft. Auch in der Nacht gibt es keine Pause. Das sollte aber nicht abschrecken. Von Antonia Hennigs

Wer am kommenden Samstag-Nachmittag einen Kaffee am Kurfürstendamm trinkt, abends in Schöneberg in einer Kneipe einkehrt und sich am Sonntagvormittag ein Frühstück im Güntzelkiez genehmigt, könnte jedes Mal das Vergnügen haben, auf Läufer des "#Heat24" zu treffen.
 
"Wärme spenden, Leben retten" ist das Motto des 24-Stunden-Spendenlaufs, der am Wochenende zum sechsten Mal stattfindet. Von Samstag (30.11.) 12 Uhr bis Sonntag (01.12.) 12 Uhr wird gelaufen. Startpunkt ist der Wittenbergplatz in Schöneberg.
 
24 Stunden lang bietet "#Heat24" den Rahmen, "für die Unsichtbaren der Stadt" die Beine in die Hand zu nehmen. Das Event soll Aufmerksamkeit schaffen - "für die Wohnungslosen unserer Stadt, für die, die keine warme Dusche haben, keinen Kühlschrank und kein warmes Bett", wird Initiatorin Anastasija Radke auf der "#Heat24"-Website zitiert. Das Ziel ist ganz einfach: joggend Spenden sammeln.

Fotomontage mit den Olympiasiegen Darja Varfolomeev (Kunstturnerin), Moritz Wagner (Basketballer) und Yemisi Ogunleye (Kugelstoßerin) vor dem Eingang zum Berliner Olympiastadion, an dem die olympischen Ringe hängen; Quelle: rbb/Imago
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Jede Stunde startet eine Läufergruppe

Im vergangenen Jahr wurden 58.000 Euro gesammelt. Insgesamt kamen in den vergangenen Jahren 235.000 Euro zusammen, die direkt an die Kältehilfe der Berliner Stadtmission und die Diakonie Hamburg gingen.
 
Die Jahreszeit, die Tageszeit und auch der Ort sind kein Zufall. Die Kälte soll allgegenwärtig sein. Und an einem Samstagabend in belebten Berliner Gegenden zu laufen, fällt auf. Außerdem: "Gerade nachts ist man erschreckt davon, wie viele Obdachlose in der Stadt leben und wie viele Menschen nicht nach Hause gehen können", betont Anastasija Radke, die den Spendenlauf 2019 ins Leben rief.
 
Zu jeder vollen Stunde startet eine Läufergruppe vom Wittenbergplatz. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Es gibt vier verschiedene Routen, die jeweils sechs Kilometer durch die Berliner City führen. Für jede Runde ist eine Stunde eingeplant.
 
Jeder kann und soll teilnehmen, wie die Organisatoren sagen. Der Wettkampf steht hier nicht im Vordergrund. "Wir sind integrativ. Wir halten an, wenn jemand nicht mehr mitkommt", erklärt die 43-jährige Initiatorin. Pacer, die das konstante Gruppentempo vorgeben, gibt es trotzdem.

Läuferinnen trainieren für den #Heat24 (Quelle: rbb)

Läuferinnen bereiten sich auf den #Heat24 vor

Stadtmission leistet wichtigen Beitrag

Radke ist seit 20 Jahren trockene Alkoholikerin und weiß, wie schwer es sein kann, wieder auf die richtige Bahn zu gelangen, wie sie berichtet. Sie habe es geschafft: "Weil ich Freunde hatte, weil ich Struktur hatte. Das haben viele nicht."
 
Sie erklärt weiter: "Besonders psychisch Kranke sind nicht in der Lage, sich selbst zu helfen und landen dann auf der Straße." Ihrer Erfahrung nach ist es in Deutschland nicht jedem möglich, Obdach zu finden. "Denn da gehört mehr dazu, als nur der Wille."
 
Auch der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne) will am Wochenende an den Start gehen. "Ich bin sehr gerne dabei, weil es darum geht, der Kältehilfe der Stadtmission etwas Gutes zu tun. Die Stadtmission leistet herausragende Arbeit in der Obdachlosenhilfe", verkündete er via Instagram.

Auch sportliche Höchstleistungen werden vollbracht

Der gute Zweck treibt die Teilnehmer an. Wer in dem 24-Stunden-Lauf aber zusätzlich eine sportliche Herausforderung sieht, ist den Organisatoren zufolge genauso willkommen. Läuferin Tamara Köster will am Wochenende zum dritten Mal am "#Heat24" teilnehmen. Im vergangenen Jahr ist sie 100 Kilometer gelaufen. "Diesmal will ich durchlaufen", sagt sie beim Training am Anfang der Woche, "von 12 Uhr bis 12 Uhr." Das wären knapp 150 Kilometer am Stück.
 
2022 und 2023 fand der 24-Stunden-Lauf auch in Hamburg statt, in diesem Jahr nur in Berlin. Wer nicht vor Ort sein kann, kann sich trotzdem anmelden, erhält eine Startnummer - für das richtige Gefühl - und kann dann an dem Ort, an dem er oder sie sich befindet, für den guten Zweck laufen.

 
Anastasija Radke wird als Organistorin mitten im Geschehen sein. Sogar noch länger als 24 Stunden – Auf- und Abbau kommen hinzu. Mitlaufen möchte die 43-Jährige auch, wie sie sagt. Wie viele Runden, wisse sie noch nicht.
 
Die letzte Runde des "#Heat24" endet traditionell an der Stadtmission am Berliner Hauptbahnhof. Wer also nicht selbst mitläuft und nach dem Frühstück im Güntzelkiez noch einen weiteren Halt einlegen will, kann am Sonntagmittag in der Lehrter Straße vorbeischauen und die Läufer beim Zieleinlauf anfeuern.

Sendung: DER TAG, 28.11.24, 18 Uhr