Claudia Pechstein während des Welt-Cups 2022 in Thialf

Eisschnelllauf Claudia Pechstein beendet Karriere

Stand: 10.03.2025 11:18 Uhr

"Es reicht jetzt" - Im Alter von 53 Jahren hört Claudia Pechstein endgültig auf. Eine neunte Olympia-Teilnahme gibt es für die mehrfache Rekord-Athletin aus Berlin demnach nicht.

Deutschlands Rekord-Olympiateilnehmerin und mehrfache Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat ihre Karriere beendet. Auf einer Pressekonferenz am Montag (10.03.2025) in Berlin erklärte die 53-jährige Eisschnellläuferin ihren Rücktritt vom aktiven Leistungssport.

Pechstein: "Kann Schlittschuhe an den Nagel hängen"

Pechstein nahm in ihrer Rücktritts-Erklärung direkt Bezug auf das Ende ihres Rechtsstreits mit dem Eisschnelllauf-Weltverband ISU: "Es reicht jetzt. Ich habe immer gesagt, wenn alles vorbei ist, höre ich auf. Damit kann ich die Schlittschuhe jetzt an den Nagel hängen und höre auf", sagte die sechsmalige Weltmeisterin auf der Pressekonferenz - und band dann tatsächlich zwei Schlittschuhe zusammen und hing diese symbolisch an zwei vorbereitete Garderoben-Haken.

Künftig wolle sie als Trainerin und Beraterin weitermachen. "Ich stehe also noch auf dem Eis, aber nicht mehr als Sportlerin."

Claudia Pechstein hängt ihr Schlittschuhe an den Nagel

Claudia Pechstein hängt ihre Schlittschuhe symbolisch an den Nagel.

42 WM-Medaillen und 41 deutsche Meisterttitel

Pechstein dominierte von ihrem ersten Olympia-Gold 1994 und ihrem WM-Gold 1996 bis zu ihrer fünften Olympia-Goldmedaille 2006 sowie ihrer letzten WM-Goldmedaille 2004 über viele Jahre das Eisschnelllaufen. Mit ihrer Olympia-Teilnahme 2022 in Peking war sie die erste weibliche Athletin, die es zur Teilnahme bei acht Olympischen Spielen schaffte.

Pechstein hat zudem weitere Rekorde aufgestellt: Mit ihren fünf Olympiasiegen und insgesamt neun Olympiamedaillen war sie lange Deutschland erfolgreichste Winter-Olympionikin, bis sie 2022 von Rennrodlerin Nathalie Geisenberger überholt wurde. Pechstein lief zu insgesamt 42 WM-Medaillen, mit WM-Silber über 5.000 Meter 2017 wurde sie zur ältesten WM-Medaillengewinnerin der Eisschnelllauf-Geschichte. Die Medaille holte sie elf Tage vor ihrem 45. Geburtstag.

Pechstein wurde 41-mal deutsche Meisterin, zuletzt 2021 im Alter von 49 Jahren.

Doping-Vorwürfe und Rehabilitation

Überschattet wurde die einzigartige Karriere von Pechstein von einer Sperre nach Doping-Vorwürfen. Pechstein wurde nach Unregelmäßigkeiten in Blutproben im Sommer 2009 vom Weltverband ISU gesperrt. Pechstein stritt Doping immer ab und konnte mit Gutachten nachweisen, dass sie eine angeborene Blutanomalie der Grund für Veränderungen ihres Blutbildes seien. Das hätte auf die Anzahl der Retikulozyten Einfluss, deren Wert bei der auffälligen Blutprobe erhöht gewesen war. Pechstein kehrte 2011 aufs Eis zurück.

Die juristische Auseinandersetzung dauerte aber viele Jahre. Pechstein forderte vom Weltverband ISU Schadenersatz in Millionenhöhe. Dieser Prozess endete am 27. Februar 2025 mit einem vom Gericht angeregten Vergleich. Sowohl Pechstein als auch der Weltverband sprachen von einem "klaren und versöhnlichen Ende." Über die genaue Summe der Einigung wurde zunächst nichts bekannt.

Elf Tage später beendete Pechstein ihre Karriere.

Der Fall Claudia Pechstein (FIlm aus dem Jahr 2015)

Hajo Seppelt zum Fall Pechstein

Sportschau, 24.10.2024 21:19 Uhr