Claudia Pechstein, Olympiasiegerin im Eissschnelllauf, spricht in ihrer Uniform als Bundespolizistin beim CDU-Grundsatzkonvent.

Eisschnelllauf Nach 16 Jahren - Pechstein-Prozess findet "versöhnliches Ende"

Stand: 03.03.2025 17:00 Uhr

Seit 16 Jahren kämpft Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein um Schadenersatz und ihren guten Ruf. Nun hat der Mammut-Prozess ein "klares und versöhnliches Ende" gefunden.

Der "Fall Claudia Pechstein" ist nach über 16 Jahren beendet. Das Team der fünfmaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin verkündete am Montag (3. März) überraschend eine Einigung im jahrelangen Streit um Schadensersatz mit der ISU. Der Weltverband bestätigte die Einigung auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes.

"Als Verhandlungsführer des Teams Pechstein gebe ich hiermit in vorheriger Absprache mit der ISU offiziell bekannt, dass der Fall Pechstein am 27. Februar 2025 nach über 16 Jahren ein klares und versöhnliches Ende gefunden hat", erklärte Lebenspartner und DESG-Präsident Matthias Große. 

Claudia Pechstein in Polizeiuniform mit einem Mann in Anzug.

Claudia Pechstein gemeinsam mit DESG-Präsident Matthias Große.

Pressekonferenz in der kommenden Woche

Weitere Details nannte Große zunächst nicht und verwies auf eine Pressekonferenz in der kommenden Woche. Pechstein selbst teilte auf ihrer Facebook-Seite ein zweigeteiltes Bild von sich und Große und kommentierte dieses mit dem Wort "Endlich".

Die 53 Jahre alte Berlinerin hatte den Weltverband ISU wegen einer nach ihrer Meinung zu Unrecht verhängten Doping-Sperre auf Schmerzensgeld und Schadenersatz verklagt. Dabei geht es um eine Summe von rund 8,4 Millionen Euro.

Pechstein kämpft seit 2009 vor den Gerichten

Die fünffache Olympiasiegerin befindet sich seit 2009 in einem juristischen Marathon durch Sport- und Zivilgerichte, um ihren sportlichen Ruf wiederherzustellen. Die Fortsetzung des bereits 2015 am Oberlandesgericht München begonnenen Prozesses hatte ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Juni 2022 möglich gemacht.

Im Oktober hatten sich beide Streitparteien in einer mehrstündigen Verhandlung in München nicht auf einen Vergleich einigen können. Der ursprünglich für den 13. Februar angesetzte nächste Verhandlungstag wurde später auf den 10. April verschoben. Offenbar einigten sich beide Seiten nun auf einen Vergleich.

Ausgangspunkt des jahrelangen Rechtsstreits ist eine von der ISU verhängte Zweijahressperre wegen Blutdopings auf der Grundlage unzulässig hoher Retikulozyten-Werte. Die Probe war bei der Mehrkampf-WM im März 2009 genommen worden.

Der Fall Claudia Pechstein (FIlm aus dem Jahr 2015)

"Angeborene Blutkrankheit" als Ursache

Pechstein hatte Doping stets bestritten und die erhöhten Werte mit einer "angeborene Blutkrankheit" erklärt. Tatsächlich wurde bei ihr eine vererbte Blutanomalie festgestellt. Auch nach Ablauf ihrer Sperre blieben die Retikulozyten-Werte höher als erlaubt, Sanktionen erfolgten jedoch nicht mehr.

Nachdem der internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre des Weltverbandes im November 2009 bestätigt hatte, startete Pechstein ihren Prozess-Marathon, unter anderem wurde der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) angerufen.

Weitere Erfolge nach der Sperre

Pechstein nahm nach Ablauf der Sperre wieder an internationalen Wettbewerben teil und holte in der Folge sechsmal WM-Bronze und einmal -Silber sowie einmal EM-Silber. 2014 in Sotschi, 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking startete sie bei Olympischen Winterspielen. Mit insgesamt acht Olympia-Teilnahmen stellte sie einen Rekord auf.

Claudia Pechstein bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking

Claudia Pechstein feierte auch im fortgeschrittenen Alter noch zahlreiche Erfolge.

SpiO/sid/pm