Fans und Spieler von Alba Berlin erwarten den Beginn einer Basketball-Partie in der Arena am Ostbahnhof. Quelle: imago images/camera4+

Interview | Alba-Fan zur Krise Alba-Fan zur Krise: "Vielleicht tut es uns ganz gut, mal wieder auf den Boden zurückzukommen"

Stand: 22.01.2025 13:59 Uhr

Monika Metze geht seit vielen Jahren zu Alba Berlin. Eine sportliche Talfahrt wie zuletzt hat sie seitdem bei den Basketballern allerdings noch nicht erlebt. Sie ist trotz der Krise positiv für die Zukunft gestimmt - und sieht sogar eine Chance.

rbb|24: Monika Metze, seit wann sind Sie Fan von Alba Berlin?
 
Metze: Seit 2011 bin ich mit einer Dauerkarte dabei.

Ihr Klub hat es in dieser Zeit sehr gut gemeint mit Ihnen. Man hatte eine Mannschaft, die jahrelang und mit viel Kontinuität von charismatischen Spielern und einem überragenden Trainer geführt wurde. Man feierte Erfolge und reihenweise Titel. Nun befindet sich Alba erstmals seit langem wieder in einer sportlichen Krise. Wie sieht Ihre Stimmungslage aus, wenn Sie auf die aktuelle Saison blicken?
 
Relativ gut - trotz allem. Es ist Sport, man kann nicht - gefühlt - über 100 Jahre der Primus sein. Irgendwann funktioniert es einfach mal nicht mehr. Wenn man sich die Situation bei Alba mit den vielen Verletzten, den diversen Zu- und Abgängen und viel Unruhe anguckt, dann kann man nicht erwarten, dass wir an Position eins stehen. Wir sind aber im Moment auf einem guten Weg. Deshalb gehe ich immer noch mit einem guten Gefühl in die Halle.

Wo sehen Sie die Hauptgründe für die sportliche Misere im laufenden Spieljahr?
 
Israel (Gonzalez, Alba-Trainer; Anm. d. Red) hatte es mit seinem Trainerteam nicht einfach. Es gibt viele Verletzte, viele neue Spieler und eigentlich neben den vielen Spielen in der Bundesliga und Euroleague nur wenig Zeit, um zu trainieren. Das erklärt sicher einiges. Wenn man eine Weile verletzt ist, dauert es, bis man wieder in den Spielfluss kommt. Das merkt man - vor allem an der Art und Weise, wie sie spielen.

Wie schätzen Sie die Zusammensetzung des Kaders ein? In den letzten Jahren gab es mit Luke Sikma, Peyton Siva oder Niels Giffey immer erfahrene "Leuchttürme", die jeweils lange für Alba spielten. Die scheinen jetzt zu fehlen.
 
Unsere Berliner Jungs sind für uns Fans die Leuchttürme - Malte Delow, Tim Schneider und Jonas Mattisseck. Die sind jetzt auch schon viele Jahre dabei. Hinzu kommt Matt Thomas, der zum Glück wieder fit ist und - wie wir sagen - komplett am Rad dreht, also gut spielt.

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Der Klub hat seinem Trainer trotz vieler Pleiten öffentlich den Rücken gestärkt. Finden Sie das gut oder hätten Sie sich einen Wechsel gewünscht?
 
Nein. Ich bin kein Freund davon, dass immer nur der Trainer schuld ist. Diese Einstellung finde ich auch in anderen Sportarten ganz furchtbar. Wie schon gesagt: Wenn man sich die Gesamtsituation anschaut, hat Israel es momentan wirklich nicht einfach. Ich glaube, da hätte jeder Trainer ein Problem. Deswegen finde ich den Schrei nach einer Trainerentlassung neben der Spur.

Sie kennen das Innenleben von Alba nun schon eine ganze Weile. Hat sich das Klima im Verein durch die sportliche Talfahrt verändert?
 
Kritik gibt es natürlich immer - egal, wie gut oder schlecht es läuft. Das ist doch typisch deutsch: Man meckert gerne. Im Moment gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Die einen sehen das eher so wie ich und erkennen die schwierige Lage, die anderen sehen das anders und fordern zum Beispiel einen Trainerwechsel. Es ist von allem etwas dabei.

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Nun kann sich durch viele Titel eine Erfolgsverwöhntheit einschleichen. Ist ein sportliches Tal vielleicht gar nicht schlecht, um etwas auf den Boden geholt zu werden und Triumphe wieder mehr genießen zu können?
 
Ich finde ja. Als es wirklich nicht gut lief, habe ich gesagt: Vielleicht tut es uns ganz gut, mal wieder auf den Boden zurückzukommen. Dafür wurde ich von vielen gescholten. Den ersten Platz oder ein Finale bekommt man nicht geschenkt, das muss man sich jedes Jahr aufs neue erkämpfen. Wir befinden uns in einer Phase, die andere Vereine genau so hatten. Das erdet uns vielleicht wieder ein bisschen.

Zuletzt ging es zumindest in der Liga mit drei Siegen in Serie wieder aufwärts. Was muss sich bei Alba tun, damit man auch mittel- und langfristig wieder zu alter Stärke zurückfindet?
 
Erstmal muss die Verletztenbank abgebaut werden. Dann wird es schon wieder aufwärtsgehen. Man hat nicht das Gefühl, dass es im Team nicht stimmt. Die wollen miteinander und können auch miteinander. Wenn da wieder etwas mehr Routine reinkommt, sind wir auf einem guten Weg.

Glauben Sie, dass Alba wieder an die Spitze des deutschen Basketballs zurückkehren wird oder erleben wir aktuell einen Machtwechsel?
 
Ich hoffe, dass wir wieder ganz nach oben kommen. Finanziell war der FC Bayern auch in den letzten Jahren schon der absolute Krösus - trotzdem konnten wir mithalten. Unser Team hat in den letzten Jahren auch ohne die großen Millionen im Hintergrund gut funktioniert. Ich fand es immer schön, dass wir sehr auf die Jugend gesetzt haben - das sollten wir weiter verfolgen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb Sport.