Das Ernst-Reuter-Sportfeld in Berlin-Zehlendorf (imago images/Ed Gar)

Kritik am Bezirk Ärger bei Hertha 03: Zaun auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld fehlt weiter

Stand: 09.03.2025 08:00 Uhr

Seit dem Aufstieg in die Regionalliga konnte Hertha 03 Zehlendorf einen Großteil der Heimspiele nicht mehr auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld ausrichten. Es fehlt ein Zaun, den der Bezirk längst gebaut haben wollte. Der Ärger im Verein ist groß.

Eigentlich sollte die Saison für den FC Hertha 03 Zehlendorf eine ganz besondere werden. Nach jahrzehntelanger Abstinenz spielt der Berliner Traditionsverein endlich wieder in der Regionalliga und wollte sich über große Spiele mit vielen Zuschauern freuen. Stattdessen bereiten gerade die sehnlichst erwarteten Partien zuhause dem Klub derzeit mehr Sorgen als Freude.
 
Seit dem Aufstieg im Sommer mussten die Südberliner für fast alle Heimspiele ins Stadion Lichterfelde umziehen. Das eigentlich heimische Ernst-Reuter-Sportfeld in Zehlendorf bietet zwar Flutlicht und eine überdachte Tribüne - eine wichtige Forderung des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) für die Regionalliga-Tauglichkeit wird allerdings nicht erfüllt: ein umzäunter Gästeblock.

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Kein Zaun in Sicht

Was eigentlich nach einer schnellen und einfach umzusetzenden Baumaßnahme klingt, ist mittlerweile in Zehlendorf zum großen Ärgernis geworden. Eigentümer der Heimspielstätte ist der Bezirk. Und dieser hatte dem Klub eigentlich versprochen, den Zaun längst errichtet zu haben, sagt Vereinspräsident Kamyar Niroumand.
 
"Wir fühlen uns langsam veräppelt. Es ist genau ein Jahr her, dass der Bezirk den Bau zugesagt hat. (…) Es war eigentlich vereinbart, dass es spätestens zur Rückrunde abgeschlossen ist. Jetzt haben wir März und wir sehen keine Aktivitäten auf dem Platz", klagt er. Immer wieder würden sie beim Bezirk und Sportamt nachhaken, dabei aber mit unbefriedigenden Antworten vertröstet werden.
 
"Inzwischen wird gesagt, das Bauamt hätte die Genehmigung noch nicht erteilt. Und das Bauamt sagt, dass Naturschutzamt müsse noch zustimmen. Und das Sportamt sagt: Ich warte auf die beiden. Die Bälle werden also von einem Amt zum anderen gespielt. Ich glaube, da ist einfach keiner ernsthaft hinterher", so Niroumand.

Ein Spiel mit der Zeit?

Dabei würde es ganz einfach gehen. So habe der Verein bereits selbst Firmen eingebracht, die in der Lage seien, sofort mit dem Bau zu beginnen. "Die haben gesagt, sie bräuchten auch nur zwei bis drei Wochen dafür. Es ist also eigentlich alles da, was man braucht. Stattdessen ist noch nicht einmal die Ausschreibung draußen. Das ist absolut unverständlich", sagt der Präsident.
 
Auf rbb-Anfrage verwies das Sportamt auf die zuständige Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski. Ihre Stellungnahme zur Situation rund um das Ernst-Reuter-Sportfeld blieb bis zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels trotz Nachfrage jedoch aus.
 
Denkbar wäre, dass die Baumaßnahme einfach so lange ausgesessen wird, bis sie nicht mehr nötig wäre. Sportlich läuft es für Hertha 03 schließlich derzeit nicht besonders, es droht der Wiederabstieg.

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Überlastung in Lichterfelde

Laut Niroumand würde der Bezirk aber auch im Abstiegsfall noch von der Umzäunung profitieren. So könne man das Stadion Lichterfelde entlasten. Dort sind derzeit mit dem Frauen- als auch dem Männerteam des FC Viktoria noch zwei weitere Regionalligamannschaften beheimatet. "Du kannst nicht auf einem Platz trainieren und noch drei Mannschaften spielen lassen. Das hält kein Platz aus. Da geht der Boden kaputt, vor allem wenn Schnee dazu kommt", sagt Niroumand.
 
Die als Folge drohende Unbespielbarkeit des Platzes sei auch der Grund, warum der NOFV den Zehlendorfern zuletzt doch ausnahmsweise gestattete, zwei Heimspiele auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld auszutragen. Gegen Jena geht es am kommenden Mittwoch aber wieder zurück nach Lichterfelde.

3.000 Euro pro Umzug

Die Situation rund um die Heimspielstätte belastet den Verein mittlerweile zunehmend auch finanziell. Laut Niroumand würde jedes Spiel, das im Stadion Lichterfelde ausgetragen werden müsse, Kosten in Höhe von 3.000 Euro verursachen. Das würde vor allem daran liegen, dass die Computeranlage und Werbebanden jedes Mal transportiert, an- und wieder abgebaut werden müssten. Zudem müsse man für die Gastronomie und die Ordner vor Ort bezahlen.
 
"Inzwischen werde ich auch von unseren Mitgliedern unter Druck gesetzt, dass ich mal etwas tun soll", sagt Niroumand. Der Verein würde deshalb nun juristische Schritte prüfen, auch wenn der Präsident wenig zuversichtlich ist, den Prozess damit zu beschleunigen. "Wir können sie nicht zwingen, das Stadion auszubauen. Aber vielleicht müssen die Kosten ersetzt werden", sagt er.