2. Fußball-Bundesliga 2. Fußball-Bundesliga: Diese Trainer könnten Pal Dardai bei Hertha BSC beerben
In vier Wochen beginnt für Hertha BSC die Vorbereitung auf die Zweitliga-Saison 2024/25. Den passenden Cheftrainer für die Mission Aufstieg sucht der Berliner Verein nach wie vor. Eine Auswahl potenzieller Kandidaten. Von Anton Fahl
Auch wenn Benjamin Weber noch nicht mit einem Namen dienen konnte, ließ er aufhorchen. Am Sonntagnachmittag sagte der Sportdirektor des Fußball-Zweitligisten Hertha BSC auf der Mitgliederversammlung: "Wir sind optimistisch, dass wir das zeitnah auf unseren Kanälen verkünden können." "Das" ist in diesem Fall die zentrale, vakante Position, die die Berliner in der angebrochenen Sommerpause möglichst zeitnah besetzen müssen: der Posten des Cheftrainers.
Knapp zwei Wochen sind seit dem letzten Saisonspiel 2023/24 bereits vergangenen – und in vier Wochen, sehr zeitnah, wird der Verein schon die Vorbereitung auf die neue Spielzeit aufnehmen.
Ziel: Aufstieg
Dem neuen Trainer wird in jedem Fall die eher undankbare Aufgabe zuteil, die Nachfolge Pal Dardais anzutreten, der bis zuletzt sehr gute Beliebtheits- und Umfragewerte unter den Fans der Alten Dame hatte, aber dennoch zunehmend für ein Gefühl der latenten Unzufriedenheit im Berliner Lager gesorgt hatte. Der Tenor: In der Saison 2023/24 wäre mehr möglich gewesen.
Mit einem Punkteschnitt von 1,41 Zählern führte Vereinslegende Dardai die Herthaner auf den neuten Platz der 2. Bundesliga. Ein ernstes Wörtchen um den Aufstieg – und die unmittelbare Rückkehr ins Oberhaus – sprachen die Blau-Weißen in der abgelaufenen Saison aber zu keinem Zeitpunkt mit. Der neue Coach wird also vor allem daran gemessen, ob es ihm gelingt, eine erfolgreichere Hertha-Mannschaft zu formen. Denn: In der bevorstehenden Spielzeit dürfte es aus Berliner Sicht kein anderes Ziel als den Bundesliga-Aufstieg geben.
rbb|24 gibt einen Überblick, welche Kandidaten nach derzeitigem Sachstand die besten Aussichten auf den Job haben.
Christian Fiel (44 Jahre alt, 1. FC Nürnberg)
Ironischerweise gilt ein Trainer als Top-Favorit auf die Nachfolge Dardais, der die Saison 2023/24 tabellarisch hinter Hertha BSC beendete: Christian Fiel vom 1. FC Nürnberg, der mit 40 Punkten auf dem 12. Platz ins Ziel kam (1,18 Zähler pro Spiel).
Am zurückliegenden Wochenende machten bereits Medienberichte die Runde, in denen von einer grundsätzlichen Einigung zwischen Fiel und Hertha zu lesen war. Doch sein aktueller Arbeitgeber widersprach: "Stand jetzt hat das null Prozent Wahrscheinlichkeit", sagte FCN-Sportdirektor Olaf Rebbe den "Nürnberger Nachrichten" am Montag. Fest steht: Der Trainer ist vertraglich an den "Club" gebunden, sodass die Berliner eine Ablöse zahlen müssten.
Was für Fiel spricht: der aktive Fußball und das hohe Pressing, das der 44-Jährige spielen lässt, das Integrieren und Entwickeln junger Spieler. In diesem Sinne dürfte Fiel das Anforderungsprofil als Eckpfeiler des "Berliner Wegs" erfüllen. Auf der anderen Seite war der 1. FCN in der vergangenen Saison – ähnlich wie Hertha unter Dardai – nicht konstant und defensiv viel zu anfällig (64 Gegentreffer).
Enrico Maaßen (40, vereinslos)
Für den Fall, dass Hertha BSC nicht gewillt – oder in der Lage – sein sollte, eine Ablösesumme für seinen neuen Trainer zu bezahlen, stünde ein Mann mit Bundesliga-Erfahrung bereit: Enrico Maaßen. Der 40-Jährige ist aktuell vereinslos.
In der Saison 2022/23 gelang ihm mit dem FC Augsburg der Klassenerhalt im deutschen Oberhaus (1,0 Punkte pro Spiel, 15. Platz). In der darauffolgenden Spielzeit wurde Maaßen nach sieben Spieltagen und einem Punkteschnitt von 0,71 entlassen: auf dem 15. Tabellenplatz.
Für diese höheren Aufgaben hatte er sich durch ein Engagement als Trainer der Zweitvertretung von Borussia Dortmund empfohlen, die er 2021 mit furiosem Fußball als Regionalliga-Meister in die 3. Liga geführt (2,33 Punkte pro Spiel) und in der dritthöchsten Spielklasse gehalten hatte.
Oliver Reiß (41, Hertha BSC U19)
Die mutigste und vielleicht kreativste Lösung weilt bereits in den eigenen Reihen und hört auf den Namen Oliver Reiß. Der 41-Jährige wäre - ähnlich wie Pal Dardai - die Personifizierung des "Berliner Wegs". Seit vielen Jahren leistet Reiß in Herthas Nachwuchs-Akademie gute und erfolgreiche (Aufbau-)Arbeit. Im Umgang mit Talenten ist er ein ausgewiesener Fachmann. Zuletzt führte er die U19 des Hauptstadtklubs in zwei aufeinanderfolgenden Saisons bis ins Halbfinale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft.
Reiß steht für einen offensiven und attraktiven Spielstil – auf Profi-Ebene ist er allerdings noch gänzlich unerfahren. Zumal in diesem Sommer, dem Vernehmen nach, auch noch ein weiterer Trainerposten bei Hertha BSC neu besetzt werden dürfte. So steht Stephan Schmidt bei der U23 schon wieder vor dem Aus – nach nur einer Saison mit den "Hertha-Bubis", die in der Regionalliga Nordost auf einem enttäuschenden 14. Platz landeten.
Gut möglich also, dass die sportliche Führung von Hertha BSC es Oliver Reiß ermöglichen wird, den nächsten Schritt zu machen – womöglich aber eher in Verantwortung der U23, an der Schnittstelle zum Profi-Bereich.
Christian Eichner (41, Karlsruher SC)
Oder kommt es etwa zu einem Trainerwechsel unter Freunden? Die Fans von Hertha BSC und dem Karlsruher Sport-Club pflegen seit Jahrzehnten eine enge Beziehung – und der Trainer des KSC wurde zuletzt immer wieder genannt, wenn von potenziellen Dardai-Nachfolgern die Rede war.
Christian Eichner hat, vor allem in den letzten beiden Saisons, bewiesen, dass er eine Mannschaft formen und entwickeln kann. 2022/23 landete der KSC unter seiner Ägide auf dem 7. Platz der 2. Liga (1,35 Punkte pro Spiel), in der nun zu Ende gegangenen Spielzeit sogar auf dem 5. Rang (1,62).
Dank einer vertraglich vereinbarten Ausstiegsklausel könnte Eichner in diesem Sommer den Verein wechseln. Ein Problem: Auch der 1. FC Köln zeigt, Medienberichten zufolge, großes Interesse an dem 41-Jährigen. Ein vielleicht noch größeres Problem: Eichner, so heißt es, strebt den nächsten Karriereschritt an. Im Idealfall in der 1. Liga – und somit weder am Rhein noch an der Spree.
Stefan Leitl (46, Hannover 96)
Und schließlich steht der Trainer eines Karlsruher Tabellennachbarn auf Herthas Kandidaten-Liste: Stefan Leitl, der die Zweitliga-Saison mit Hannover 96 auf dem 6. Platz beendete (1,53 Punkte pro Spiel). Auch Leitl steht für eine aktive Spielweise - auch Leitl ist vertraglich noch an seinen derzeitigen Arbeitgeber gebunden.
Übrigens zählt ein alter Bekannter seit Jahren zu Leitls engstem Kreis: Co-Trainer Andre Mijatovic (44). Als Innenverteidiger und Kapitän gewann der Kroate einst mit Hertha BSC die Zweitliga-Meisterschaft (2011), um nur ein Jahr später wieder ins Unterhaus abzusteigen (2012). Möglicherweise kommt es in diesem Sommer, ein Dutzend Jahre später, zur Reunion.