Spitzenspiel Frauen-Bundesliga VfL Wolfsburg vor Topspiel - "Bayern ist der Favorit"
Vor dem Spitzenspiel in der Bundesliga der Frauen zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München sind die Rollen dieses Mal klar verteilt. Trainer Tommy Stroot hofft trotzdem darauf, der Saison der "Wölfinnen" neuen Schwung geben zu können.
Die Gefühlswelten könnten unterschiedlicher kaum sein. Stroot war richtig "geladen" nach der "bitteren Niederlage". Bayerns Coach Alexander Straus dagegen frohlockte: "Wir waren wirklich großartig." Wolfsburg hatte in der Champions League nach einem Handelfmeter 0:1 bei der AS Rom verloren. Die Bayern hingegen gewannen nach eindrucksvoller zweiter Spielhälfte mit 5:2 gegen den FC Arsenal.
Momentaufnahmen, die aber zur bisherigen Saison passen: Mit fünf Siegen aus fünf Spielen thronen die Meisterinnen aus München schon wieder auf Platz eins der Bundesliga-Tabelle. Die Wolfsburgerinnen, die sich dem FC Bayern bereits im Supercup Ende August mit 0:1 geschlagen geben mussten, haben fünf Punkte Rückstand.
"Bayern ist der Favorit", sagte der 35-jährige Stroot vor dem Topspiel am Sonnabend (17.45 Uhr, live im Ersten und bei NDR.de). "Wir werden alles dafür tun, in einem Heimspiel das Spiel siegreich zu gestalten. Trotzdem ist für mich die Grundkonstellation komplett klar."
Kann sich Wolfsburg im Titelrennen zurückmelden?
In der vergangenen Saison war viel über die Wachablösung im deutschen Frauenfußball gesprochen und geschrieben worden, nachdem in München nun auch deutlich mehr Geld in das Frauenteam gesteckt wird. Sieben Punkte Vorsprung hatte Bayern am Ende. Die Wolfsburgerinnen hatten sogar die "Königsklasse" verpasst, weil sie in den Play-offs am Paris FC gescheitert waren. Aber: Mit dem 2:0-Erfolg im DFB-Pokalfinale hatten sie im Saisonendspurt zumindest ihre sensationelle Cup-Siegesserie fortgesetzt und die Bayern noch einmal in die Schranken gewiesen.
"Das ist die Lage, aber gleichzeitig ist es auch so, dass wir uns null Komma null permanent mit den Bayern vergleichen."
— Wolfsburg-Coach Tommy Stroot
Doch wer gedacht hatte, die VfL-Frauen würden in dieser Saison gut erholt wieder auf Augenhöhe mit dem Konkurrenten durchstarten, sieht sich aktuell getäuscht. Der Supercup-Niederlage folgte ein 3:3 zum Saisonauftakt gegen Werder Bremen. Es gab zwar auch die Fußball-Feste gegen Florenz, als die Niedersächsinnen mit insgesamt 12:0 Toren in die Gruppenphase der Champions League stürmten. Das 0:3 bei Eintracht Frankfurt vor zwei Wochen war allerdings ein richtiger Tiefschlag.
Nicht von ungefähr forderte Stroot nach dem 0:1 in Rom jetzt: "Wir haben im Ballbesitz viel gut gemacht und auch Chancen kreiert. Aber es gilt, in den internationalen Spielen und in den Topspielen genau in diesen Momenten da zu sein. Wir müssen diese kleinen Momente bestrafen. Diese Momente waren da und wir haben sie nicht genutzt."
Hegering zu den Topspielen: "Müssen das auch genießen"
Dass die Pause vor dem Spiel gegen die Bayern im großen Wolfsburger Stadion - es werden rund 17.000 Zuschauende erwartet - nicht lang ist, soll sich positiv auswirken. "Der große Vorteil ist in solchen Situationen, dass man wenig Zeit hat und eine gewisse Erfahrung im Kader, die das direkt wieder mit managed", sagte Stroot. Es habe an dem Abend wehgetan. Die Mannschaft könne das aber "sehr gut einordnen".
Und so hatte auch Abwehrchefin Marina Hegering schon kurz nach dem Abpfiff den Fokus wieder nach vorn gerichtet. "Wir müssen das abhaken. Wir wollen diese Wochen. Das betont jede Spielerin immer", unterstrich die 34-Jährige. "Englische Wochen sind das, was den Fußball ausmacht. Trainiert wird kaum. Es geht nur noch ums Spielen, Spielen, Spielen. Und das sind Top-Spiele, die wir hier haben. Das ist einfach etwas Schönes und das müssen wir auch genießen."
Reicht die Wolfsburger Qualität?
Stroot erklärte vor dem Bayern-Duell, auf das in den Wochen der Wahrheit auch noch das Heimspiel gegen Champions-League-Rekordsieger Olympique Lyon folgt, dass noch nichts verloren ist. Es sei "ein langer Weg" und das Team habe die Qualität, "um am Ende der Saison da zu stehen, wo wir stehen wollen". Die Lage sei klar, "aber gleichzeitig ist es auch so, dass wir uns null Komma null permanent mit den Bayern vergleichen".
Wolfsburg und die Bayern machen seit der Saison 2012/2013 den Titel unter sich aus, in den vergangenen zehn Jahren belegten beide Clubs stets die Ränge eins und zwei. "Dass der Weg dieses Jahr eine andere Dynamik bekommt, weil es nicht von vornherein so sortiert ist wie vielleicht in den vergangenen Jahren, ist der Unterschied", erklärte Stroot, der mit seinen Wolfsburgerinnen die jüngsten drei Liga-Duelle mit den Bayern verloren hat. Eine weitere Niederlage wäre wohl gleichbedeutend mit dem frühen Ende der Wolfsburger Meisterchancen.
Dieses Thema im Programm:
Sportschau | 12.10.2024 | 17:45 Uhr