Lewis Holtby (l.) und Nicolai Remberg von Holstein Kiel jubeln

Erster Auswärtserfolg Nur so kann es für Kiel mit dem Klassenerhalt klappen

Stand: 03.03.2025 09:55 Uhr

Holstein Kiel hat durch den 1:0-Erfolg bei Union Berlin den letzten Tabellenplatz verlassen. Der erste Auswärtssieg ihrer Bundesliga-Geschichte soll den "Störchen" zudem weiteren Aufwind verschaffen.

Von Florian Neuhauss

Bilder, wie man sie sonst nur nach dem Gewinn großer Titel kennt: Die ganze Mannschaft von Holstein Kiel samt Trainern und Betreuern posierte nach dem 1:0-Erfolg in Berlin für ein Erinnerungsfoto vor den eigenen Fans im Stadion An der Alten Försterei.

"Wir können immer noch in der Liga bleiben. Das ist das höchste Gut, das wir haben. Wir müssen jeden Tag kämpfen, damit wir es am Ende schaffen."
— Kiels Abwehrspieler Timo Becker

Kapitän Lewis Holtby, Lasse Rosenboom und Steven Skrzybski hielten eine KSV-Fahne und Keeper Timon Weiner hatte sich stilecht vor seinen Mitspielern auf den Rasen gelegt. Es war ein zumindest für die "Störche" historischer Moment - der erste Auswärtssieg in ihrer Bundesliga-Geschichte.

Alexander Bernhardsson hatte am 1. Spieltag das erste Kieler Tor in der Bundesliga geschossen (2:3 in Hoffenheim). Den ersten Punkt gab es beim VfL Bochum (2:2). Patrick Erras köpfte die KSV gegen Heidenheim (1:0) zum ersten Sieg. Nun also der erste Auswärtsdreier - durch den Treffer von Armin Gigovic in Berlin-Köpenick.

"Pure Emotionen" und ein Mut machender Sieg

Von "puren Emotionen" sprach Abwehrrecke Timo Becker nach dem Spiel und fügte hinzu: "Da lässt man alles raus." Zu sehen bei ihm und seinen Mitspielern, die es nach elf sieglosen Anläufen auf fremden Plätzen anscheinend selbst nicht so ganz fassen konnten. Und auch zu sehen an Trainer Marcel Rapp, der nach Gigovics Treffer an der Seitenlinie wie ein Flummi auf- und abgesprungen war.

"Wir haben jetzt alle Statistiken abgehakt, überall können wir einen Haken dranmachen."
— Trainer Marcel Rapp

Kiel stellt die schlechteste Abwehr der Liga

Dass die Kieler in der Ersten Liga Tore schießen können, hatten sie in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bewiesen. Mit insgesamt 35 Treffern haben sie nicht nur die mit Abstand meisten im unteren Tabellendrittel geschossen. Sie haben sogar eins mehr auf dem Konto als Europapokal-Anwärter SC Freiburg.

Aber: Fußballfesten wie beim 5:1 gegen Augsburg oder dem 4:2 gegen Dortmund im Holstein-Stadion standen bisher nur drei magere Pünktchen aus elf Auswärtsspielen gegenüber. Nicht ein einziges Mal hatten Weiner und Co. es geschafft, über 90 Minuten ohne Gegentor zu bleiben. Nicht von ungefähr stellt Kiel mit 59 Gegentoren auch die schlechteste Abwehr der Liga.

Kiel entdeckt neue Qualitäten

"In der Vergangenheit war es immer so: Holstein Kiel kann nicht zu null spielen. Jetzt haben sie es gezeigt", freute sich Trainer Rapp, der besonders den Einsatz seiner Profis lobte. Sie hätten "alles wegverteidigt". In die gleiche Kerbe schlug Weiner: "Ich hoffe einfach, dass wir mitnehmen können, wie wir das gegen einen gestandenen Bundesligisten über 90 Minuten verteidigt haben."

Becker erinnerte nach dem Spiel an "viele Nackenschläge" für das Team im Laufe der Saison und "viele Rückschläge für jeden einzelnen". Durch den erlösenden Sieg "fällt vieles ab". Auch Weiner will aus dem Sieg neuen Mut schöpfen.

Und Routinier Skrzybski fügte noch hinzu: "Dieser erste Auswärtssieg in der Bundesliga ist für den Verein etwas ganz Besonderes. Jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und bis zum Umfallen gekämpft. Wir haben großen Teamspirit gezeigt."

Becker: "Wir müssen jeden Tag kämpfen"

Und so könnte die KSV Holstein womöglich am Ende tatsächlich das kleine Wunder Klassenerhalt erreichen. Aber noch haben die Schleswig-Holsteiner nicht einmal die direkten Abstiegsplätze verlassen - auch weil Bochum am grünen Tisch der Sieg bei Union zugesprochen wurde.

Ein Punkt trennt Kiel noch vom Relegationsrang. Und mit dem VfB Stuttgart wartet am Sonnabend (15.30 Uhr/im NDR Livecenter) an der Förde schon wieder ein dicker Brocken auf die KSV.

Rapp setzt auf den Lerneffekt. Die Mannschaft spiele besser als zu Saisonbeginn, was auch das erklärte Ziel gewesen sei. Und das Team könne noch genügend Punkte für den Klassenerhalt einfahren. Aber Becker weiß: "Wir müssen jeden Tag kämpfen, damit wir es am Ende schaffen."

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 03.03.2025 | 23:25 Uhr