Wieder Leverkusener Last-Minute-Treffer Boniface entscheidet Tor-Spektakel gegen Wolfsburg
Bayer Leverkusen hat in der Fußball-Bundesliga ein spektakuläres Spiel gegen den VfL Wolfsburg mit 4:3 (2:3) für sich entschieden - mal wieder mit einem Last-Minute-Treffer.
Wolfsburg war zunächst durch ein Eigentor von Nordi Mukiele (5.) in Führung gegangen, ehe Florian Wirtz (14.) und Jonathan Tah (32.) für die Wende sorgten. Noch vor der Pause drehten Sebastian Bornauw (37.) und Mattias Svanberg (45.+1) dann aber erneut das Spiel. Piero Hincapie sorgte in der 48. Minute für das 3:3, dann dauerte bis zur 93. Minute, bis Victor Boniface das Siegtor für Leverkusen erzielte.
"Reicht so nicht!" - Leverkusens Xhaka und Tah schlagen Alarm
Bayers Granit Xhaka schlug trotz des Sieges anschließend Alarm: "Wir müssen ehrlich zu uns selber sein, dass es so nicht reicht. Auch wenn wir drei Punkte geholt haben, wir kriegen einfach zu viele Gegentore", sagte Granit Xhaka der Sportschau.
Tah sah es am Sportschau-Mikro genauso: "Es ist nicht unser Anspruch, dass wir so einen Spielverlauf haben, dass wir so viele Tore kriegen. Das sollte ein Weckruf für uns sein. Von uns muss mehr kommen."
Spiel zwischen Leverkusen und Wolfsburg ohne jede Anlaufzeit
Das Duell der beiden Werksmannschaften hatte keinerlei Anlaufzeit benötigt - wobei die Vorteile zunächst klar bei den Wölfen lagen. In der 4. Minute verfehlte Mohamed Amoura noch knapp das Ziel, eine Zeigerumdrehung später war Lukás Hrádecký im Leverkusener Tor aber geschlagen. Amoura hatte sich erneut gut durchgesetzt, seine Hereingabe beförderte Bayer-Neuzugang Mukiele dann mit dem Oberschenkel höchst ungeschickt ins eigene Tor.
Armoura bekamen die Leverkusener in der Anfangsphase überhaupt nicht unter Kontrolle, in der 10. Minute konnte er wieder ungehindert abschließen, Hradecky hatte aber rechtzeitig die Fäuste oben.
Zwei umstrittene Tore für Leverkusen
Doch Leverkusen kam mit Macht zurück, hatte dabei aber durchaus etwas Glück mit dem Schiedsrichter inclusive VAR-Crew. Beim 1:1 durch Wirtz (14.), der aus 16 Metern ein Zuspiel von Granit Xhaka verwertete, gab es sogar gleich zwei strittige Szenen, die Sascha Stegemann zugunsten von Bayer auslegte: Jonathan Tah hatte sich bei seiner Vorarbeit aufgestützt, dann gab es auch noch eine Abseits-Position in der Sichtlinie von Wolfsburg-Keeper Kamil Grabara, die aber als passiv gewertet wurde.
Auch das 2:1 durch den Kopfball von Tah hatte einen Beigeschmack, hier war die Entscheidung von Stegemann aber eher vertretbar: Wirtz zog Tahs Gegenspieler Svanberg kurz am Trikot und blockte ihn weg - es war eine Szene am Limit des Erlaubten und damit im Ermessensspielraum von Stegemann.
Überragende Reaktion von Wolfsburg
Beeindruckend in der Folge: Wolfsburg verfiel nicht in Selbstmitleid, sondern konterte sportlich. Nach einer Ecke von Jakub Kaminski wuchtete Bornauw die Kugel aus kurzer Distanz zum 2:2 über die Linie (37.).
Dann gelang auch Svanberg der Turnaround perfekt: Beim Tah-Treffer hatte er bei Stegemann noch vehement protestiert, kurz vor dem Seitenwechsel zog er dann wild entschlossen durch die Mittelfeld-Zentrale und jagte den Ball aus gut 20 Metern ins Netz. Hradecky sah bei diesem Treffer allerdings nicht gut aus, er kam mit der Hand an den Ball, bekam aber keine Spannung hinein.
"Ich merke, dass die Abstände zu den Topteams geringer geworden sind. Wir sind in der Lage sie ins Wanken zu bringen, aber noch nicht in der Lage sie zu schlagen", sagte Wölfe-Trainer Ralph Hasenhüttl der Sportschau.
Auch Bayers Hincapie trifft nach Eckball
Zur zweiten Hälfte reagierte Bayer-Coach Xabi Alonso auf das Abwehrchaos und brachte Hincapie - was sich sofort auszahlte. Fast vom gleichen Punkt am Fünfmeterraum wie zuvor Bornauw rammte auch der Ecuadorianer einen Eckball (von Alex Grimaldo) ins Tor, Bornauw war sein Gegenspieler und hatte sich vorher viel zu leicht wegschieben lassen.
Danach nahm sich dieses rasante Spektakel auch mal eine 20-minütige Auszeit, ehe beide Teams wieder auf die drei Punkte gingen. Nach einer zu kurzen Abwehr von Hradecky hatte Salih Öczan das leere Tor vor sich, schlenzte aber aus rund 40 Metern vorbei (74.).
Wolfsburgs Grabara stark gegen Leverkusens Boniface
Auf der Gegenseite parierte Grabara erst brillant gegen den spät eingewechselten Victor Boniface (78.) und hatte dann Glück, dass ein Kopfball von Martin Terrier nur auf dem Tornetz landete (80.). Es folgte nochmal Dauerdruck von Leverkusen, bei dem Wolfsburg zunächst Riesendusel bei einem Pfostenkracher von Granit Xhaka (90.) hatte.
Nach dem Platzverweis für Yannick Gerhardt wegen einer Tätlichkeit gegen Jeremie Frimpong wurde das Übergewicht dann aber zu drastisch: Boniface traf in der Nachspielzeit zum Sieg für Bayer - wieder einmal hatte der Meister noch einen ganz späten K.o.-Schlag in petto gehabt.
Leverkusen in München, Wolfsburg gegen Stuttgart
Nächstes Wochenende geht es für Leverkusen zum Topspiel nach München (28.09., 18.30 Uhr). Der VfL Wolfsburg empfängt drei Stunden zuvor den VfB Stuttgart (15.30 Uhr).