Frankfurt zittert sich zum Sieg Ende der Heimserie - Stuttgarts Aufholjagd wird nicht belohnt
In der Fußball-Bundesliga hatte der VfB Stuttgart zuletzt vor über einem Jahr zu Hause verloren. Dann reiste am Sonntag Eintracht Frankfurt an. Nun hat Stuttgart keine Heimserie mehr. Das lag auch an Frankfurts Omar Marmoush.
Beim 3:2 (1:0) gegen seinen Ex-Klub Stuttgart war Marmoush der beste Spieler auf dem Platz. Erst bereitete er den Führungstreffer von Hugo Ekitike (45. Minute) vor, dann leitete er das Tor von Nathaniel Brown (55.) ein, ehe er schließlich selbst mit einem Freistoß erfolgreich war (62.). "Er trifft den Ball wieder perfekt", sagte Frankfurts Trainer Dino Toppmöller im Sportschau-Interview. "Wahnsinn."
Nach dem 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga haben Statistiker für Marmoush, 25, elf Tore und sieben Vorlagen notiert. Er ist nicht nur in Frankfurt der überragende Spieler. Auch in der Bundesliga findet man gerade keinen besseren Angreifer. Es liegt auch an ihm, dass die Frankfurter Eintracht mit 20 Punkten auf Rang drei steht, knapp hinter RB Leipzig (21), aber vor dem Meister Bayer Leverkusen (17).
Viel Pech für den VfB Stuttgart
Für den VfB Stuttgart war es am Ende eine unglückliche Niederlage. Die Mannschaft von Sebastian Hoeneß schoss 23 Mal auf das Tor der Eintracht, sie traf zweimal Aluminium, vergab einen Strafstoß und erzielte zwei Tore, die nicht zählten. So kam es, dass Tore von Josha Vagnoman (86.) und Nick Woltemade (90.) zu wenig waren, um die dritte Niederlage in dieser Bundesliga-Saison (13 Punkte, Platz 11) zu verhindern. "Wir haben nicht die Effizienz gezeigt, die man in so einem Topspiel braucht", sagte Stuttgarts Trainer Hoeneß der Sportschau.
Verloren hatten die Stuttgarter bislang nur auswärts. Im eigenen Stadion hatte der VfB zuletzt vor über einem Jahr verloren, das war am 9. Spieltag der vergangenen Saison, da hieß der Gegner Hoffenheim.
Stuttgarts Demirovic köpft an die Latte
Abgezeichnet hatte sich die Stuttgarter Heimniederlage gegen Frankfurt zunächst nicht. Zwar hatte die Eintracht durch Marmoush, der nach einem langen Ball knapp am langen Eck vorbeischoss, die erste Chance des Spiels (4.). Anschließend aber bestimmte der VfB das Spiel. Sie spielten oft aus dem Zentrum auf die Außen und zurück. Das war nett anzusehen - und es stellte die Defensive der Gäste vor einige Probleme.
Etwa in der 18. Minute, als Chris Führich vom linken Strafraumrand mit ganz viel Gefühl auf den zweiten Pfosten flankte. Dort setzte sich Ermedin Demirovic im Kopfballduell gegen Arthur Theate durch. Aus spitzem Winkel köpfte Demirovic über Torhüter Kevin Trapp, aber er traf nicht ins Tor. Der Ball senkte sich auf die Latte.
Strafstoß für Stuttgart, aber Demirovic vergibt
Kurz darauf foulte Frankfurts Hugo Larsson im eigenen Strafraum Gegenspieler Angelo Stiller. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied auf Strafstoß. Dann meldete sich der VAR. Überprüft wurde eine mögliche Abseitsstellung von Demirovic in der Entstehung der Szene. Am Ende stand eine Entscheidung: kein Abseits, Elfmeter für den VfB Stuttgart. Demirovic führte aus. Nur schoss er schwach, unten links ins Eck. Kevin Trapp hielt (22.).
Stuttgart jubelt, doch Torschütze Chabot stand im Abseits
Nach einer halben Stunde zirkelte Stuttgarts Fabian Rieder einen Freistoß in den Strafraum der Eintracht, den Jeff Chabot in die lange Ecke verlängerte. Doch der Verteidiger stand im Abseits. Das zeigte der Assistent an der Seitenlinie direkt an, der Treffer zählte nicht.
Eine Führung für Stuttgart wäre in dieser Phase verdient gewesen, doch sie fiel nicht. Sie fiel auch nicht, als Stiller mit dem linken Außenrist Enzo Millot bediente. Millot drehte sich elegant zwischen zwei Frankfurtern hindruch, schoss dann aber Zentimeter über das Tor (38.). "Ich finde, wir spielen vierzig Minuten sehr, sehr gut", sagte Stuttgarts Trainer Hoeneß im Gespräch mit der Sportschau. "Dass es dann mit 0:1 in die Halbzeitpause geht, das ist bitter."
Marmoush auf Ekitike - Führung für Frankfurt
Hoeneß meinte jene Szene in der 45. Minute, in der Frankfurts Omar Marmoush einen Eckball trat. Er brachte die Ecke mit viel Schnitt auf den ersten Pfosten. Er fand Hugo Ekitike, der sich gegen zwei Stuttgarter durchsetzte. Ekitike köpfte, platziert und mit viel Wucht. Es war der fünfte Saisontreffer des Franzosen - und die überraschende Führung für die Eintracht.
2:0 - Frankfurt erhöht in Unterzahl
Zu Beginn der zweiten Halbzeit verletzte sich Frankfurts Mittelfeldspieler Larsson. Als Sekunden später Marmoush den eingewechselten Ansgar Knauff bediente, war Larsson nicht mehr auf dem Feld. Die Eintracht war in Unterzahl, als sich Knauff auf rechts durchsetzte und flach flankte. Seine Hereingabe fälschte Chabot vor die Füße von Brown ab, der aus wenigen Metern ohne Probleme vollendete.
Freistöße kann Marmoush - auch in Stuttgart wissen sie das jetzt
Für die vermeintliche Entscheidung sorgte sieben Minuten später eine Standardsituation. Einen Freistoß aus über 20 Metern schlenzte Marmoush mit viel Gefühl und noch mehr Präzision über die Mauer hinweg ins linke Eck. Stuttgarts Torhüter Alexander Nübel war ohne Abwehrchance.
Freistöße kann Marmoush, auch in Stuttgart wissen sie das jetzt. Es war sein dritter direkt verwandelter Freistoß in allen Wettbewerben dieser Saison. Laut dem Daten-Anbieter "Opta" kann da kein Spieler aus Europas fünf großen Ligen mithalten.
Marmoush jubelt nach seinem Freistoß-Treffer gegen Stuttgart.
Demirovic im Pech - zweiter Aluminiumtreffer
Der VfB Stuttgart wehrte sich anschließend mit aller Kraft gegen die Niederlage und das Ende der Heimserie. Doch irgendwas war meist: Erst traf Demirovic aus zwölf Metern nur den rechten Pfosten (69.). Dann parierte Frankfurts Torhüter Trapp einen Schuss von Führich (70.). Schließlich schoss Chabot, diesmal wäre Trapp ohne Chance gewesen - doch Knauff rettete (72.).
Ein Ausgleich in letzter Sekunde, der nicht zählt
Am Ende wurde es dann doch noch einmal spannend. Erst traf Vagnoman auf Vorlage von Führich zum 1:3. Dann legte Stiller für Woltemade auf. Plötzlich fehlte dem VfB Stuttgart, der lange mit drei Toren zurückgelegen hatte, nur noch ein Treffer zum Ausgleich.
Und der Treffer fiel, nur zählte er nicht: Es lief die siebte Minute der Nachspielzeit, als Führich nach Vorlage von Chabot und Woltemade traf. Doch dann meldete sich der VAR. Schiedsrichter Zwayer schaute sich die Szene noch einmal auf dem Monitor an und revidierte seine Entscheidung. Beim Abspiel von Woltemade stand Führich wohl knapp im Abseits.
Stuttgart gegen Bochum, Frankfurt gegen Bremen
Die Länderspielpause können sie beim VfB Stuttgart zur Aufarbeitung nutzen. Anschließend empfängt die Mannschaft den VfL Bochum im heimischen Stadion (23.11., 15.30 Uhr). Später am Tag spielt die Eintracht aus Frankfurt gegen Bremen im Topspiel (23.11., 18.30 Uhr).