Capitals-Star Alexander Owetschkin

Eishockey in der NHL Owetschkin auf der Jagd nach Gretzkys Rekord

Stand: 11.11.2024 13:05 Uhr

Alexander Owetschkin könnte in dieser Saison tatsächlich zum besten Torschützen der NHL-Geschichte werden. Ein Problem dabei ist weiterhin seine Nähe zu Russlands Kriegsherrn Wladimir Putin.

Im kommenden Februar macht die NHL eine Woche Spielpause und veranstaltet ein kleines Vier-Nationen-Turnier. Mt dem "4-Nations-Face-off" soll die Rückkehr auf die Olympia-Bühne zelebriert werden, ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo. Anders als zuletzt will die beste Eishockey-Liga der Welt diesmal während Olympia pausieren und alle Starspieler für das olympische Turnier freigeben. Beim Mini-Turnier im Februar, eine Art Olympia-Appetizer für die Fans in Nordamerika, sind nun die besten NHL-Spieler aus den USA, Kanada, Finnland und Schweden eingeladen.

Eine Attraktion wird dabei definitiv fehlen: Alexander Owetschkin, russischer Superstar der Washington Capitals - der im Februar womöglich der beste Torschütze der NHL-Geschichte sein könnte.

894 Tore - auf der Jagd nach dem Rekord von Gretzky

Es ist nicht irgendeine der vielen Bestmarken im US-Sport. Sondern der Rekord des unbestritten "Größten aller Zeiten" im Eishockey. The "Great One" Wayne Gretzky, ein Säulenheiliger des Sports. In den USA, aber vor allem im Eishockey-Mutterland Kanada, wo er mit den Edmonton Oilers viermal den Stanley Cup gewinnen konnte. Seine 92 Tore für die Oilers in der Saison 1981/82 sind unübertroffen, seit 1994 führt Gretzky auch die ewige Torschützenliste an. 21 Jahre spielte der Mann mit der berühmten Nummer 99 in der NHL, bevor er 1999 abtrat - mit der Rekordmarke von 894 Toren.

Owetschkin wie zu besten Zeiten - schon zehn Tore in 14 Spielen

Dass Owetschkin tatsächlich einmal den großen Gretzky ablösen könnte, wurde spätestens am Weihnachtsabend 2022 ein Thema: Da hatte Owetschkin mit einem Doppelpack für die Capitals seine Tore Nummer 801 und 802 erzielt - und damit Gordie Howe überholt, den zweitbesten Scorer der Geschichte. Zu Gretzkys Marke fehlten ihm allerdings immer noch 92 Treffer. In der vergangenen Saison lieferte Owetschkin mit "nur" 31 Treffern die zweitschwächste Saison seiner NHL-Karriere ab. Weniger Tore schoss er nur 2021, in der verkürzten Corona-Saison. Die Uhr schien gegen den Russen zu ticken, der inzwischen auch schon 39 Jahre alt ist.

Doch seit Beginn der neuen Saison, seiner 20. in der NHL, präsentiert sich Owetschkin wieder treffsicher wie zu seinen besten Zeiten: Beim 8:1-Sieg seiner Capitals am vergangenen Wochenende gegen St. Louis erzielte er zwei Treffer. Nach 14 Spielen hat er bereits zehn Tore auf dem Konto.

Dabei weisen ihn die Statistiken als Spieler aus, der zu Beginn einer Saison eher langsam ins Laufen kommt. Doch nun hat Owetschkin offenbar die Zeichen der Zeit erkannt, und die Chance sich unsterblich zu machen: Insgesamt steht er bei 863 Toren - sollte er diese Form halten, oder am Saisonende zumindest seinen bisherigen Karriereschnitt von rund 45 Treffern erreichen, dann könnte er tatsächlich der beste Torschütze der NHL-Geschichte werden.

Die besten Torschützen der NHL-Geschichte
Spieler Anzahl Karriertore
1. Wayne Gretzky 894
2. Alexander Owetschkin 863 (Stand 11.11.2024)
3. Gordie Howe 801
4. Jaromir Jagr 766
5. Brett Hull 741
6. Marcel Dionne 731
7. Phil Esposito 717
8. Mike Gartner 708
9. Mark Messier 694
10. Steve Yzerman 692
Quelle: ESPN

Schon im Februar, bei der Spielpause der NHL, könnte es soweit sein, so haben es die Analysten vom Magazin "Forbes" ausgerechnet. Sollte Owetschkin tatsächlich den Rekord von Gretzky knacken, der größten NHL-Legende, dürfte es spannend werden, wie die Reaktionen darauf ausfallen. Owetschkin, der die Capitals zum Stanley-Cup-Triumph führte, ist schon lange Ehrenbürger der Stadt Washington. Andererseits ist er in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Distanz zu Wladimir Putin aufgefallen.

Owetschkin und die Beziehung zu Putin

"Ich habe unseren Präsidenten immer unterstützt, dies habe ich nie verheimlicht", sagte Owetschkin 2017, nachdem er über Social Media eine PR-Kampagne namens "PutinTeam" gestartet und auch andere russischstämmige NHL-Stars dazu aufgerufen hatte, den Kurs des Präsidententen zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Putin bereits die Krim annektiert, ein Vorbote des späteren Krieges gegen die Ukraine.

Nach Russlands Angriff im Jahr 2022 äußerte sich Owetschkin, der auf seinem Profilbild bei Instagram gemeinsam mit Putin abgebildet ist, sehr neutral: Er hoffe, dass der Krieg bald vorbei sei. Er selbst sei kein Politiker und könne nichts tun. Und er habe Familie und Freunde in Russland - ein inzwischen oft gehörtes Argument von russischen Sportlerinnen und Sportlern, wenn sie auf ihre Haltung zum Krieg angesprochen werden. Mit möglicher Kritik halten sich einige wohl auch aus Angst um ihre Familien in Russland zurück.

"Russian machine never breaks" - Symbol für Russlands Stärke

Bei Owetschkin allerdings dürfte diese Form von vorauseilendem Gehorsam kaum notwendig sein: Er ist mit Abstand der größte Star des russischen Sports in diesem Jahrtausend. Ein nationales Symbol, auch nach außen, für Russlands Stärke. Seinen berühmten Spruch "Russian machine never breaks", soll er inzwischen in Russland bei der Patentbehörde als geschütztes Markenzeichen angemeldet haben.

Im vergangenen Jahr kursierten Meldungen, wonach der Eishockey-Star mit einer speziellen Dankbarkeitsurkunde des Präsidenten geehrt worden sein soll. Selbst das Kreml-Regime dürfte davor zurückschrecken, Owetschkin oder seinen Angehörigen in Russland etwas anzutun, sollte er Putin tatsächlich einmal die Gefolgschaft aufkündigen.

Kritik an Owetschkin in den USA und Kanada

In den USA und in Kanada gab es jedoch seit Kriegsbeginn immer wieder Kritik an Owetschkin. Von Fans, Medien, aber auch von NHL-Größen wie Dominik Hasek. Die Torhüterlegende hatte Owetschkin nach dessen Aussagen zum Krieg als "Lügner" beschimpft, er würde Putin verharmlosen.

Als die NHL beim jüngsten Allstar-Spiel Owetschkin mit seinem kleinen Sohn aufs Eis ließ, für eine gemeinsame putzige Spieleinlage, legte Hasek nach via Instagram nach. Er sprach von einem "abscheulichen Akt", angesichts von "Tausenden ukrainischen Kindern", die Opfer des Krieges seien. Weitere Kommentare sind zu erwarten, sollte Owetschkin womöglich bald zum NHL-Denkmal aufsteigen.