SVE ein Aufstiegskandidat? Hannover chancenlos - Elversberg düpiert das nächste Topteam
Die SV Elversberg bleibt in der 2. Fußball-Bundesliga der Schrecken der Aufstiegsfavoriten – und könnte in dieser Form bald selbst dazugehören. Diesmal war Tabellenführer Hannover 96 beim 3:1 (2:0) das Opfer. Die Tore für das Siegerteam erzielten Elias Baum (10. Minute), der überragende Fisnik Asllani (45.+5) und Muhammed Damar (49.).
2:2 gegen den 1. FC Köln, 4:1 bei Hertha BSC, 4:2 gegen den Hamburger SV - für die Topklubs der 2. Liga scheint es wenige unangenehmere Aufgaben zu geben, als Spiele gegen Elversberg bestreiten zu müssen. Und das bekam auch Hannover, das in der Vorwoche Platz eins übernommen hatte, leidvoll zu spüren.
"Es hat schon mehrere große Mannschaften hier erwischt. Aber wir waren gut vorbereitet, die Jungs waren bereit, kamen mit einer Serie von drei Siegen und als Tabellenführer - wir müssen uns an die eigene Nase fassen, können besser spielen. Elversberg hat verdient gewonnen", sagte 96-Trainer Stefan Leitl nach der Niederlage im Sportschau-Interview.
SVE und Asllani überrennen Hannover
Die ersten Minuten der Partie verliefen noch ausgeglichen, doch dann zeigte Elversberg, dass es nicht nur ein Topteam-Schreck ist, sondern vielleicht selbst das Zeug hat, langfristig ganz oben in der Tabelle mitzuspielen. In der zehnten Minute brachte Baum die Gastgeber nach Vorlage von Asllani in Führung – und damit startete ein nahezu ununterbrochener Sturmlauf.
Gerade Asllani war nicht zu stoppen, wenig später musste Ron-Robert Zieler bei einer Flugparade alles zeigen, was in ihm steckt, um nach einem Schlenzer den Ball aus dem Winkel zu fischen und das 2:0 zu verhindern (17.). 8:0 betrug das Schussverhältnis dann nach 25 Minuten, dazu hatte Elversberg in Sachen Eckbällen mit 6:0 ebenfalls deutliches Oberwasser.
Choreo für Robert Enke, 96-Geschenke für Elversberg
Nach dem neunten SVE-Versuch wurde es dann turbulent. Zieler parierte einen Freistoß von Damar, klärte danach den Ball mit einer Faustabwehr und räumte dabei Manuel Feil ab, was zum Elfmeterpfiff führte (26.). Schiedsrichter Florian Lechner erkannte jedoch nach Ansicht der Videobilder, dass er sich geirrt hatte, und nahm den Strafstoß zurück.
Doch auch das half Hannover nicht. Elversberg stürmte weiter und belohnte sich kurz vor dem Pausenpfiff erneut. Hannover, dessen Fans zuvor mit einer großen Choreografie an den Tod von Robert Enke vor 15 Jahren erinnert hatten, stand vollkommen neben sich, was Asllani für das 2:0 nutzte (45.+5). Selbst der sonst so starke Marcel Halstenberg wirkte in dieser Szene unkonzentriert und griff seinen Gegner gar nicht an.
Choreo der Fans von Hannover 96 in Gedenken an Robert Enke
Elversbergs Damar trifft gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber
Die Pause sollte dem Tabellenführer die Gelegenheit geben, sich zu sammeln und das Spiel zu wenden – doch das gelang nicht. Es dauerte nur etwas mehr als drei Minuten, bis Elversberg erneut jubelte: Damar, der in der vergangenen Saison noch zum 96-Kader gehörte, traf gegen seinen Ex-Klub nach Vorlage von Baum (49.).
Hannover war mit der mit Abstand besten Defensive in die Partie gegangen, sieben Gegentreffer musste Zieler in den ersten elf Spielen lediglich hinnehmen - doch nun kam es im Saarland knüppeldick für ihn. Und aufgrund der Eindrücke der Partie war sogar zu befürchten, dass es nicht das letzte Mal gewesen war, dass es für den ehemaligen Nationaltorhüter und seine Vorderleute brenzlig werden würde.
Zieler muss noch zweimal eingreifen, dann hat Elversberg Gnade
Schon in der 53. Minute musste Zieler gegen Fein die nächste Glanztat zeigen, weil die Gastgeber unbehelligt weiterstürmten. Gegen Asllani musste der Torhüter dann wieder fliegen (63.). Es war Dauer-Powerplay der Elversberger, die sich in einen Rausch spielten. Hannover schaute machtlos zu, versuchte nur noch, sich wenigstens im und um den Strafraum noch mit Grätschen vor weiteren Treffern des Gegners zu retten.
"Wir haben mit Selbstvertrauen gespielt und uns vorher einen guten Plan erarbeitet, der gut funktioniert hat. Wir haben es geschafft, den Gegner zu bespielen und uns tolle Chancen herausgespielt. Ich weiß gar nicht, ob ich es jemals erlebt habe, dass wir ein so überlegenes Spiel gespielt haben wie heute", freute sich Elversbergs Coach Horst Steffen hinterher im Sportschau-Interview.
Tresoldi hübscht das Ergebnis für Hannover auf
Erst nach 70 Minuten hörte das auf. Und gleich gab es für Hannover die erste Ecke des Spiels - Elversberg hatte zu dem Zeitpunkt bereits 15. Tatsächlich hatte dann auch Phil Neumann die größte Chance für die Gäste, sein Schuss wurde aber im letzten Moment noch abgeblockt (72.). In der Nachspielzeit erzielte Nicolo Tresoldi noch den Ehrentreffer für Hannover (90.+1), an der hochverdienten Niederlage änderte das allerdings nichts.
Hannover bleibt dennoch Tabellenführer, vor allem aber klopft Elversberg plötzlich an den Aufstiegsplätzen an. In ihrer zweiten Zweitliga-Saison belegt die SVE nach zwölf Partien Rang sechs - und trifft nach der Länderspielpause auswärts auf das nächste Topteam: Fortuna Düsseldorf (23.11.2024, 13 Uhr). Für Hannover geht es zur gleichen Zeit gegen den formstarken SV Darmstadt 98 weiter.