
Fußball | 2. Bundesliga Nächster Kracher für den FCM - Mit Atik und 15.000 Fans nach Berlin
Wenn ein Trainer schon lachend den Raum zur Pressekonferenz betritt, schwimmt seine Mannschaft auf einer Erfolgswelle. Der Gesichtsausdruck von Magdeburgs Coach Christian Titz vor dem Spiel in Berlin sprach Bände.
Zwei Tage vor dem Flutlichtknaller am Freitagabend (18:30 Uhr im Ticker und Audiostream) im Berliner Olympiastadion vor 60.000 Zuschauern (rund 15.000 aus Magdeburg) gegen Hertha BSC strahlt Christian Titz Vorfreude und Gelassenheit aus. Der Trainer des 1. FC Magdeburg wirkt in der so entscheidenden Saisonphase tiefenentspannt, und das wirkt sich offenbar auf die Mannschaft aus, die sich oben festgebissen hat und dick im Rennen um den Aufstieg in die 1. Bundesliga mitmischt.
Sterndeuter: "Magdeburg steigt auf"
Vier Spieltage vor dem Saisonende liegt Magdeburg sensationell auf einem Relegationsplatz und bekommt sogar von einem Sport-Astrologen den Aufstieg prophezeit. Der Experte, der glaubt, anhand der Sterne den Ausgang von Sportereignissen vorhersagen zu können, war beim FCM und sagte danach: Der FCM steigt direkt auf, aber Philipp Hercher soll gegen Hertha auf der Bank bleiben. Herchers Sterne stehen also nicht gut.
Als Titz darauf angesprochen wird, muss er schmunzeln. "Ich würde mich freuen, wenn die Prognosen zutreffen, aber wir bleiben bei uns und stellen so auf, wie wir es am sinnvollsten erachten." Sinnvoll ist aus Sicht von Titz auf jeden Fall die Rückkehr von Baris Atik in die Startelf. Der Unterschiedsspieler fehlte beim 3:0-Sieg zuletzt gegen Jahn Regensburg gelbgesperrt. "Bei Baris stellt sich nicht die Frage. Er ist für uns ein so wichtiger Spieler, der die Jungs vor allem gut mitnimmt", so der FCM-Trainer.
Fragezeichen hinter Hugonet
Ob Jean Hugonet, der gegen Regensburg nach einem Schlag auf die Wade verletzt ausgewechselt werden musste, spielen kann, ist noch unsicher. Sicher fehlen gegen die Hertha die verletzten Emir Kuhinja und Alexander Ahl-Holmström. Neben Hugonet befinden sich auch Lubambo Musonda, Samuel Loric, Herbert Bockhorn und Mohammed El Hankouri im Aufbautraining.
Sorgenfalten treiben die Personalien aber keinem Magdeburger auf die Stirn. Der Kader ist auch in der Breite topbesetzt, so wie die 2. Liga, die so spannend und ausgeglichen wie lange nicht ist. Spiele vom Format "David gegen Goliath" gibt es nicht. Alle Mannschaften sind dicht beisammen und vermeintliche Spitzenteams nach zwei Niederlagen dermaßen unter Druck, dass das Nervenkostüm flattern könnte.
Hertha seit dem Trainerwechsel beflügelt
"Das macht die Liga unglaublich spannend und die Vorbereitung auf die Spieltage so außergewöhnlich", erzählt Titz, der bisher mit seinen Trainerkollegen bei Aufstellung und Gegneranalyse richtig lag. Auch die Hertha hat er natürlich unter die Lupe genommen und gesehen, dass "die Mannschaft seit dem Trainerwechsel ein anderes Gesicht zeigt". Stefan Leitl löste vor zwei Monaten den Ex-Dresdner Cristian Fiél als Cheftrainer ab und führte Hertha zurück in die Spur. Insbesondere Fabian Reese explodiert unter Leitl und traf in den letzten sechs Spielen acht Mal. Beim 3:2-Sieg in Ulm ließ es der pfeilschnelle Linksaußen doppelt krachen.

Aymen Barkok, Palko Dardai und Fabian Reese (v.l.) gewannen in Magdeburg 3:1. Gelingt dem FCM jetzt die Revanche?
Erhöht der FCM den Druck auf Köln und den HSV?
Titz kennt die Stärken der Berliner, spricht von "einer schweren Aufgabe", erklärt aber auch: "Wir haben die Qualität, es schaffen zu können." Und damit meint er wohl nicht nur, in der Hauptstadt zu punkten, sondern auch, den Traum und die Sensation Bundesliga wahr werden zu lassen. Mit einem Sieg gegen die Hertha kann Magdeburg (49 Punkte) den Druck auf Spitzenreiter 1. FC Köln (54/Sonntag in Hannover) und den Hamburger SV (53/Sonntag gegen Karlsruhe) erhöhen.
Sanny Stephan