Biathlon | Olympia Zehn Jahre nach Sotschi: Deutsche Biathleten vor nachträglichem Gold
Nach Silber bei den Olympischen Spielen 2014 erhält die deutsche Biathlonstaffel um den gebürtigen Suhler Erik Lesser nun doch Gold. Vorausgegangen war ein jahreslanger Rechtsstreit.
Am 22. Februar 2014 hatte sich die deutsche Staffel mit Erik Lesser, Arnd Peiffer, Simon Schempp und Daniel Böhm in einem packenden Rennen um die Gold-Medaille den russischen Kontrahenten geschlagen geben müssen. Nun kann sich das Quartett mit großer Wahrscheinlichkeit doch noch über Staffel-Gold freuen.
Cas weist Berufung Ustjugows ab
Der Grund für den nachträglichen Gewinn liegt darin, dass der Internationale Sportgerichtshof Cas die Berufung des Russen Jewgeni Ustjugow gegen seine Dopingsperre sowie die Annullierung seiner Wettkampfergebnisse aus den Jahren 2010 bis 2014 abgewiesen habe. Sollte das Internationale Olympische Komitee die gewohnte Praxis anwenden, wird das deutsche Quartett damit nachträglich vom Silber- auf den Goldrang vorrücken.
"Gold - 10 Jahre später!", teilte der Deutsche Skiverband (DSV) am Montag (9. September) via Instagram mit. "Nach vier Jahren der Ungewissheit hat der Internationale Sportgerichtshof Cas nun endgültig entschieden: Die deutsche Biathlon-Männerstaffel mit Erik Lesser, Daniel Böhm, Arnd Peiffer und Simon Schempp erhält nachträglich die Olympische Goldmedaille von Sotchi 2014."
Erik Lesser: Olympiasieger mit Verspätung
Für Lesser, der seine Karriere vor zwei Jahren beendet hatte, und mittlerweile als Schießtrainer am Bundesstützpunkt Biathlon in Oberhof tätig ist, wäre es das erste Olympia-Gold. Der 36-Jährige hatte vor zehn Jahren in Sotschi bereits Silber im Einzel gewonnen, vier Jahre später kam in Pyeongchang Bronze mit der Staffel hinzu.
Erik Lesser bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi.
Peiffer, der gemeinsam mit Lesser und Schempp jahrelang für Medaillen und Podestplätze im deutschen Weltcup-Team sorgte, winkt nach Gold im Sprint 2018 sogar der zweite Olympiasieg.
"Der Gerechtigkeit ist nun Genüge getan"
Ganz überraschend kommt die nachträgliche Goldmedaille nicht, erklärte DSV-Geschäftsführer Stefan Schwarzbach am Dienstag auf Anfrage von SPORT IM OSTEN. Für die Athleten sei die Entscheidung erwartbar gewesen: "Vor vier Jahren ist das erste Urteil ja bereits gefallen. Der Gerechtigkeit ist nun Genüge getan. Doch den Moment des Triumphs, die Medaillenübergabe, das Treppchen, das lässt sich nicht mehr zurückspulen. Am Ende ist es nun mehr oder weniger ein bürokratischer Akt."
Ob die Medaillen ihren Weg zu den Athleten per Zustelldienst finden oder ob es gegebenenfalls eine vom Verband organisierte nachträgliche Zeremonie mit Medaillenübergabe geben wird, ist im Moment noch unklar. "Ein feierlicher Akt könnte der ganzen Sache aber sicherlich guttun, auch um sie final abzuschließen", sagte Schwarzbach.
Ustjugow bestreitet bis heute Doping
Ustjugow wurde bereits 2020 vom Weltverband gesperrt. Das IOC annullierte danach das russische Staffelergebnis von Sotschi und führt seitdem keinen Goldmedaillen-Gewinner des Rennens in seinen Statistiken. Im Oktober 2020 wurde das Urteil dann durch den Cas bestätigt, dagegen ging der heute 39-Jährige Ustjugow in Berufung. Bis heute bestreitet der Russe, der nach dem Olympiasieg 2014 zurückgetreten war, das Doping.
Der russische Biathlet Jewgeni Ustjugow bestreitet bis heute, gedopt zu haben.
Auch für die beiden Ski-Nationen Österreich und Norwegen hat die Bestätigung des Urteils positive Auswirkungen. Die österreichische Staffel würde auf den zweiten Platz vorrücken, Norwegen das Treppchen auf Rang drei komplettieren.
SpiO/sbo/dpa