Handball | Bundesliga "Kleiner, aber feiner" Trainingsauftakt in Magdeburg
Der SC Magdeburg ist am Dienstag (23. Juli 2024) ins Training zur neuen Saison gestartet. Mit Rückkehrern, aber ohne die zahlreichen Olympia-Teilnehme, stehen bei Trainer Bennet Wiegert noch einige Fragezeichen offen.
"Klein, aber fein" - so beschreibt Trainer Bennet Wiegert den Auftakt. Immerhin sind zahlreiche Spieler mit ihren Nationalteams beim Olympischen Turnier unterwegs. Tim Hornke, Lukas Mertens (beide Deutschland), Magnus Saugstrup (Dänemark), Christian O‘Sullivan (Norwegen), Sergej Hernandez (Spanien), Daniel Petterson, Oscar Bergendahl, Albin Lagergren, Felix Claar (alle Schweden) - neun Profis sind es, die den SCM bei Olympia in Paris vertreten. Gemeinsam mit dem THW Kiel stellt Magdeburg damit die meisten Nationalspieler der HBL ab. Die wiederum stellt insgesamt 56 Profis, und damit so viele, wie keine andere Liga.
"So schwer wie in dieser neuen Saison war es noch nicht, wo wir so viele Leute abstellen durften", sagte Wiegert mit Blick auf sein ausgedünntes Team zum Trainingsauftakt, "ich freue mich über jeden Einzelnen, aber dass das unseren Job hier nicht einfacher macht, das ist kein Geheimnis." Da hätte Wiegert, der sich oft auf seine Arbeit freue, doch gerne ein bis zwei Wochen mehr Urlaub mitgenommen, um einige Fragezeichen weniger zu haben.
Rückkehrer Zechel "ist ein Mann geworden"
Ein Ausrufezeichen dagegen steht hinter einer weiteren Personalie: Pünktlich zum Trainingsauftakt bestätigte der SC Magdeburg den Zugang des spanischen Rückraumspielers Antonio Serradilla Cuenca. Vom 25-Jährigen erhofft sich der Verein vor allem Hilfe in der Verteidigung.
Schon im März war ein anderer Name für die Saison 24/25 bekannt geworden: Tim Zechel, der bereits in der Jugend das Trikot der Magdeburger trug. Aus dieser Zeit kennen sich Wiegert und Zechel bereits. "Tim kenne ich schon lange, ich kenne ihn mit leuchtenden Augen", erinnert sich sein neuer (alter) Trainer an die gemeinsame Jugendarbeit mit dem 27-jährigen Kreisläufer.
Für Zechel selbst sei damals noch gar nicht klar gewesen, ob er es überhaupt zum Profi schaffen würde. Schritt für Schritt, von der dritten über die zweite bis hin zur ersten Liga hat er alles mitgenommen. Jetzt zurückzukehren, zur "aktuell vielleicht besten Mannschaft der Welt", sei etwas ganz Besonderes. Dass er das Krafttraining mittlerweile auch für sich entdeckt hat, kann dabei nicht schaden: "Er ist ein Mann geworden!", befindet Trainer Wiegert.
Saisonziel kommt vom Team
Was die Ziele für die neue Saison angeht berichtet Rückkehrer Zechel von großen Träumen: "Die Champions League ist immer das, wonach jeder greifen möchte. Zum Anfang wäre der Supercup aber auch was Schönes." Damit sollte der Ton gesetzt sein. Für Trainer Wiegert sei es wichtig, dass die Zielsetzung vom Team käme. Er selbst scheint die vergangene, äußerst erfolgreiche Saison noch nicht ganz verarbeitet zu haben: "Natürlich muss ich mich manchmal kneifen, was wir da abgerissen haben."
Siegerehrung, Jubel Team SC Magdeburg mit dem Pokal
In die Zukunft schaut er jedoch nicht ausschließlich optimistisch, sondern vor allem auch realistisch. Meisterschaft, Pokalsieg, Klub-Weltmeisterschaft... "Wo soll das hinführen? Höher, schneller, weiter - wo kennt das irgendwann mal Grenzen? Wir werden irgendwann an Grenzen stoßen, der Umgang damit ist interessant. Ob das schon in der nächsten, übernächsten, in drei oder vier Saisons sein wird - das werden wir sehen." Weniger Sorgen macht sich da Marc-Henrik Schmedt, Geschäftsführer des SC Magdeburg. Das Ziel bleibe das gleiche wie jedes Jahr, nämlich "in allen Wettbewerben so lange wie mögliche dabei bleiben und versuchen, für Titel in Frage zu kommen."
Erfolge helfen bei Sponsorensuche
Für Schmedt ist die Saisonvorbereitung "mit die arbeitsintensivste Zeit": Kaderplanung, Training, Testspiele und Sponsorensuche - all das bezeichnet der Geschäftsführer als einen "Stimmungsbogen", der zum Duell mit den Füchsen Berlin im Supercup (31. August 2024, 16:30 Uhr) in "voller Betriebstemperatur" münden sollte.
Aktuell beschäftigen Schmedt vor allem die Sponsoren. Der SCM kann dabei auf einen sehr breiten Pool an vor allem regionalen Sponsoren zählen. Dieses Grundgerüst aus den vergangenen Jahren konnte erhalten bleiben. "Dass wir insgesamt aus Magdeburg und der Region heraus finanziert werden - daran hat sich nichts geändert", betont Schmedt. Die Erfolge, vor allem im letzten Jahr, seien natürlich hilfreich und erleichterten Gespräche. Trotzdem könne man "die gesamtwirtschaftliche Lage nicht ausblenden". Insgesamt zeigte sich der Geschäftsführer der Magdeburger allerdings "nicht unzufrieden".
Torhüter Portner zurück auf dem Parkett
Neben Cuenca und Zechel galt der Blick beim Magdeburger Trainingsauftakt auch einer weiteren Personalie: Torhüter Nikola Portner war nach dreimonatiger Suspendierung wegen eines Doping-Vorwurfs wieder mit von der Partie. Er selbst äußerte sich nicht und auch Trainer Wiegert tat das nur ungern - immerhin müssen Portner und der SCM nach Zweifeln der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) wieder bangen.
Bennet Wiegert (Magdeburg, Trainer) mit Nikola Portner (Magdeburg, 80)
Wiegert zeigte sich allerdings stolz auf den Umgang des Vereins mit der Causa Portner und stellte sich schützend vor seinen Torhüter: "Ich glaube, man sollte es runterbrechen und Niko die Ruhe geben, die er verdient hat. Er hat es verdient, sich darüber zu freuen, wieder bei uns zu sein."
Freuen wird sich Bennet Wiegert und ganz Magdeburg sicher auch, wenn sein Team nach dem Olympischen Turnier in Paris (25. Juli - 11. August) vollzählig zum Training zusammenkommt. Allzu viel Zeit, die Fragezeichen zu beseitigen, gibt es dann nicht mehr: Schon am 31. August startet der SCM mit dem Supercup gegen Berlin, am 7. September folgt der erste Spieltag gegen die HSG Wetzlar.
npo/SpiO