DFB Vizepräsident Hermann Winkler präsentiert den Meisterpokal der Regionalliga NordOst.

Fußball | Reformdebatte Kommentar: Ohne Fouls und Zeitspiel ist die Regionalliga-Frage lösbar

Stand: 02.04.2025 08:00 Uhr

Die Vorschläge des gut zweistündigen NOFV-Aufstiegsgipfels am vergangenen Montag könnten zu einer zweiten Wiedervereinigung im deutschen Fußball führen. Die Zeit für Ausreden ist vorbei – für alle Regionalverbände, für den DFB und Präsident Bernd Neuendorf, meint SpiO-Autor Patrick Franz.

Von Patrick Franz

Allen ist die unfaire Aufstiegsregelung der fünfgleisigen Regionalliga bewusst. Es ist absurd. Nur der Meister der West- und Südweststaffel hat in jeder Saison ein Ticket für die 3. Liga sicher. Zum Leidwesen der Ost-, Nord- und bayerischen Klubs, denen diese eigentliche Selbstverständlichkeit nur alle drei Jahre zugutekommt, verstecken sich zu viele Verbandsentscheider und Klubs seit Jahren hinter diesem vermeintlich unlösbaren Status Quo.

NOFV-Bereitschaft sollte als Vorbild dienen

Doch es ist an der Zeit, diese Alibi-Haltung endlich zu überwinden. Der Nordostdeutsche Fußballverband mit Präsident Hermann Winkler an der Spitze hat es vorgemacht: Der NOFV unterstützt nun die von der Ostklub-Initiative vorgeschlagene Vier-Staffel-Variante und das Angebot, Hessen in eine neue Ost-Regionalliga einzugliedern. Mit der möglichen Gründung einer Spielbetriebs-GmbH nach Beispiel des Südwestens würde dabei auch nicht die Struktur der Regional- und Landesverbände infrage gestellt.

NOFV trägt Vorschläge der Ost-Vereine mit

Die rechtzeitige Bereitschaft des NOFV zur Veränderung sollte als Vorbild für die anderen Beteiligten dienen. Schluss mit alten Grenzen, Mut zu neuen Ideen, zurück zu Fairness und Sportsgeist, in der jeder Meister in jedem Jahr auch direkt aufsteigen darf! Die Vier-Staffel-Variante ist für alle die klarste Lösung, die dem leidigen Thema endgültig ein Ende bereiten kann.

Es braucht Entgegenkommen aus Nord, Süd und West

Und so schwer ist es doch gar nicht: Die hessischen Vereine wie Kickers Offenbach, der FSV Frankfurt, Barockstadt Fulda oder Hessen Kassel dürften von attraktiven Duellen, höheren Zuschauerzahlen und mehr Medienwirksamkeit auch für ihre Sponsoren bei überwiegend ähnlichen Anfahrtsstrecken zu den Auswärtsspielen profitieren.

"Wir haben gehörigen Zeitdruck"

Bayern wiederum muss sich nur an den eigenen Vorschlag von 2018 erinnern, der vorsah, mit Baden-Württemberg eine Regionalliga Süd zu bilden. Das scheint ebenfalls logisch, da Fahrtwege und die teils kleineren Spielstätten der bayrischen Klubs besser zu den im Vergleich eher kleineren Regionalligisten aus Baden-Württemberg passen, wo es nur selten zu größerem Auflauf von Gästefans kommt.

Gleichsam braucht es auch Entgegenkommen aus dem Norden und Westen, wo die Spitzen um WFV-Präsident Peter Frymuth oder NFV-Boss Ralph-Uwe Schaffert bisher keinen Handlungsbedarf sahen. Doch wer bei Fouls wegschaut, selbst auf Zeit spielt oder bei einer Steilvorlage aus dem Osten für eine sinnvolle Reform den Ball lieber nimmt und zur Eckfahne dribbelt, statt das Tor zu schießen, ist kein Sportsmann.

"Das Problem nicht von einer Liga in die andere verlagern"

DFB darf nicht nur die Arme heben

Und natürlich kommt man in der Debatte nicht an Bernd Neuendorf vorbei. Der DFB-Präsident – seit drei Jahren im Amt – kann nichts für die bereits seit 2018/19 praktizierte, unsägliche "Übergangslösung". Jedoch macht er es sich zu einfach, wie zuletzt auf den offenen Brief der Ost-Klubs hin die Arme zu heben und diesen so tiefgreifenden Konflikt zwar paragraphengetreu, aber gleichgültig den Regionalverbänden und ihren Vereinen zu überlassen.

"Austausch mit dem DFB wird schleunigst nachgeholt"

Fakt ist, die Fans – so sagte es der vorherige RB-Trainer Marco Rose erst vor wenigen Tagen – sollten das Gefühl haben, dass sich Leistung lohnt. Weitere Ausreden sind nur die nächsten Ohrfeigen für jeden Fan – nicht nur im Fußball-Osten. Das NOFV-Gipfeltreffen in Berlin hat demonstriert: Die Regionalliga-Frage ist lösbar – mit gegenseitigem Respekt, Kommunikation und Aufeinanderzugehen. Die Verbandsspitzen, auch die des DFB, müssen umgehend und glaubwürdig vermitteln, dass die Zeit reif ist für eine Regionalliga-Reform – und zwar schon auf dem DFB-Bundestag im November 2025. Ohne Fouls und Zeitspiel, bitte.